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Helbig, Wolfgang; Helbig, Wolfgang [Hrsg.]; Reisch, Emil [Hrsg.]
Führer durch die öffentlichen Sammlungen klassischer Altertümer in Rom (Band 2): Die Villen, das Museo Boncompagni, der Palazzo Spada, die Antiken der vatikanischen Bibliothek, das Museo delle Terme — Leipzig, 1891

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https://doi.org/10.11588/diglit.12283#0065
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ZIMMER NEBEN DEM HAUPTSAAL.

55

Bedeutung des Mannes kommt unter den hässlichen For-
men vortrefflich zum Ausdruck und die kräftige Aus-
führung sprüht von Leben. Auch hier deutet der Stil,
vornehmlich in der naturalistischen Behandlung der
Haut wie des Haupt- und Barthaares. auf ein Original
frühestens aus der Zeit Alexanders des Grossen. Vgl.
n. 459—461.

Schuster die erhaltenen Porträts der griechische» Philosophen
T. I 4 p. SIT. Baumeister Denkm. d. kl. Altertums III p. 1683
Fig. 1764. Vgl. Welcker alte Denkm. V p. 96. Braun Ruinen
und Museen p. 652 n. 40.

785 (1036) Kopf des Hippokrates.

Ergänzt die Nasenspitze, der ganze Hinterkopf
nebst den Ohren, die Herme.

Die Benennung, die sich auf ein durch koische Mün-
zen bekanntes, inschriftlich bezeichnetes Porträt des Hip-
pokrates gründet, scheint hinlänglich gesichert. Der
Kopf darf als der Idealtypus eines geistvollen und wohl-
wollenden Arztes betrachtet werden. In hohem Grade
bezeichnend sind der prüfende Blick und die Bewegung
des leicht geöffneten Mundes. Man empfängt den Ein-
druck, als sei der grosse Arzt beschäftigt eine Diagnose
zu stellen und gebe mit gespannter Aufmerksamkeit auf die
Erscheinung Acht, die ihn auf die richtige Spur bringt.
Die Ausführung ist dürftig und scheint nach den schab-
lonenhaft eingearbeiteten Pupillen frühestens der Zeit der
Antonine anzugehören. Da die Thätigkeit des Hippo-
krates in die letzten Jahrzehnte des 5. und die ersten des
4. Jahrhunderts v. Chr. fiel, der Stil des albanischen
Marmors aber ungleich naturalistischer erscheint als der
in der damaligen Zeit übliche, so haben wir anzunehmen,
dass dieser Kopf ein von der späteren Kunst in natura-
listischem Sinne umgearbeitetes Porträt oder einen von
ihr frei erfundenen Typus wiedergiebt.

Baumeister Denkm. d. kl. Altertums I p. 694 Fig. 752. Vgl.
Beschreibung Roms III 2 p. 543. Braun Ruinen und Museen p. 653
n. 41. Berichte der Sachs. des. der Wissenschaften 1865 p. 51—52.
Der koische Stempel: Imhoof-Blumer Porträtkopfe auf Münzen
hell. Völker T. VIII 30 p. 68.
 
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