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VILLA ALBAN!.
gemildert und in den Köpfen kaum angedeutet. Das
Verständniss der Handlung wird vorwiegend durch die
ausdrucksvollen Bewegungen vermittelt, die nicht nur
den von dem Künstler fixierten Moment auf das Klarste
vergegenwärtigen, sondern auch auf die diesem Momente
vorhergehende und nachfolgende Handlung hinweisen.
Dass die Wirkung des Reliefs durch malerische Zuthatcn
gesteigert war, ergiebt sich besonders aus den von den
Stiefeln des Orpheus herabfallenden Lappen, welche
nur mit leisen Meisselstrichen umrissen erscheinen und
offenbar durch Bemalung einen deutlichen Ausdruck er-
hielten. Das Relief ist keine Originalarbeit. Man be-
merkt darin mehrere Fehler, wie denn die 1. Wade des
Hermes verzeichnet, der r. Daumen der Eurydike zu kurz
ausgefallen ist. Grösseren Anspruch, für ein Original
erklärt zu werden, hat ein im Neapler Museum befind-
liches Exemplar. Dasselbe zeigt eine etwas strengere
Eormengebung und eine frischere Ausführung als das
Albanische und entspricht in höherem Grade dem Cha-
rakter, welcher der attischen Plastik während der vier-
ziger und dreissiger Jahre des 5. Jahrhunderts eigen-
thümlich war. Immerhin aber scheint auch unser Exem-
plar nach dem pentelischen Marmor, in dem es gearbeitet
ist, wie nach der Weise der Ausführung das Werk eines
attischen Bildhauers. Das Original war vermuthlich ein
Weihgeschenk dargebracht zum Andenken an einen Preis,
den eine auf den Mythos von Orpheus und Eurydike be-
zügliche Tragödie davon getragen hatte. Vgl. n. 629.
Zoega I 42. Weiteres bei Friederichs-Wolters Bausteine n. 1198
und Abhandlungen des arcli.-epigr. Seminars in Wien VIII (1890)
p. 130 ff.
784 (1040) Kopf des Sokrates.
Gefunden 1735 in der angeblichen Villa des
Cicero bei Tusculuin (Bull, dolla comniissionc arch.
comunale X, 1882, p. 224 n. LXIEQ. Ergänzt die
Herme.
Dieser Kopf ist das schönste Porträt, welches sich von
Sokrates erhalten hat. Die hohe geistige und moralische
VILLA ALBAN!.
gemildert und in den Köpfen kaum angedeutet. Das
Verständniss der Handlung wird vorwiegend durch die
ausdrucksvollen Bewegungen vermittelt, die nicht nur
den von dem Künstler fixierten Moment auf das Klarste
vergegenwärtigen, sondern auch auf die diesem Momente
vorhergehende und nachfolgende Handlung hinweisen.
Dass die Wirkung des Reliefs durch malerische Zuthatcn
gesteigert war, ergiebt sich besonders aus den von den
Stiefeln des Orpheus herabfallenden Lappen, welche
nur mit leisen Meisselstrichen umrissen erscheinen und
offenbar durch Bemalung einen deutlichen Ausdruck er-
hielten. Das Relief ist keine Originalarbeit. Man be-
merkt darin mehrere Fehler, wie denn die 1. Wade des
Hermes verzeichnet, der r. Daumen der Eurydike zu kurz
ausgefallen ist. Grösseren Anspruch, für ein Original
erklärt zu werden, hat ein im Neapler Museum befind-
liches Exemplar. Dasselbe zeigt eine etwas strengere
Eormengebung und eine frischere Ausführung als das
Albanische und entspricht in höherem Grade dem Cha-
rakter, welcher der attischen Plastik während der vier-
ziger und dreissiger Jahre des 5. Jahrhunderts eigen-
thümlich war. Immerhin aber scheint auch unser Exem-
plar nach dem pentelischen Marmor, in dem es gearbeitet
ist, wie nach der Weise der Ausführung das Werk eines
attischen Bildhauers. Das Original war vermuthlich ein
Weihgeschenk dargebracht zum Andenken an einen Preis,
den eine auf den Mythos von Orpheus und Eurydike be-
zügliche Tragödie davon getragen hatte. Vgl. n. 629.
Zoega I 42. Weiteres bei Friederichs-Wolters Bausteine n. 1198
und Abhandlungen des arcli.-epigr. Seminars in Wien VIII (1890)
p. 130 ff.
784 (1040) Kopf des Sokrates.
Gefunden 1735 in der angeblichen Villa des
Cicero bei Tusculuin (Bull, dolla comniissionc arch.
comunale X, 1882, p. 224 n. LXIEQ. Ergänzt die
Herme.
Dieser Kopf ist das schönste Porträt, welches sich von
Sokrates erhalten hat. Die hohe geistige und moralische