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DER FEILSCHENDE KAVALIER. Abbildung Tafel j.

An einen Baumstumpf gelehnt steht der Mann in lebhafter Haltung; er trägt schwarze Knie-
hosen, ziegelrote, goldverschnürte Jacke mit weißer Halskrause, auf dem Lockenkopf einen
breitkrempigen, schwarzen Hut. Die beiden Arme hat er mit feilschender Gebärde aus-
gestreckt. Flacher Sockel mit aufgelegten plastischen Blumen. Höhe 19 cm.

Ohne Marke. Eingedrückt: 47 (zweimal)
Um 1740. Modell von Joh. Joachim Kändler. Sehr seltene Figur, die, soweit wir
sehen können, noch nirgends abgebildet wurde. Die Absicht der Darstellung ist nicht ganz
klar zu deuten, zumal unter den bekannteren Meissener Figuren ein Gegenstück nicht auf-
zufinden ist. Höchstens, daß man den „Narren, der seinen Hund am Schwanz zerrt", (Ab-
bildung bei Berling, S. 88, Fig. 114 und im Katalog der Sammlung Fischer in Dresden,
Nr. 574) als Gegenstück annehmen könnte; dann wäre allerdings die Gebärde unserer Figur
anders zu deuten.

6 STATUETTE DES HOFNARREN FRÖHLICH. Abbildung Tafel 3.

Er steht breitspurig in schwarzen Stiefeln, ziegelroten Pumphosen und schwarzer, gold-
bordierter und gelbgefütterter Jacke. Über dem blauen Brustlatz trägt er violette Hosen-
träger, in die er mit beiden Händen greift; um den Hals hat er eine weiße Krause, auf dem
Lockenkopf einen hohen chamoisfarbenen Hut mit grünem Band. Auf den Hosenträgern
ist in Goldbuchstaben aufgeschrieben: J. F. 1740 (d. i. Joseph Fröhlich). Profilierter

Sockel mit Goldstreifen. Höhe 25 cm. „, ,

J Ohne Marke

Modell von Joh. Joachim Kändler, wohl 1733 entstanden; das früheste — ebenso
wie hier auf den Hosenträgern bezeichnete — Exemplar im Kgl. Schloß zu Dresden ist 1733
datiert. (Abbildung bei Berling, Tafel III, Nr. 4.) Benutzt ist zu dieser Statuette jedoch
eine Büste des Hofnarren Fröhlich, die zu den frühesten Arbeiten der Meissener Manufaktur
gehört, also noch von einem Vorgänger Kändlers, vielleicht von Gottlob Kirchner, angefer-
tigt wurde. (Abbildung bei Sponsel, S. 76.) In der Sammlung Fischer in Dresden
war das gleiche Stück, 1737 datiert. (Katalog Nr. 602.) In Berliner Privatbesitz ein
Exemplar von 1737, ein anderes von I74r. (Brüning, Berliner Katalog, Nr. 407, 408.)

7 SITZENDER BETTLER MIT DREHLEIER. Abbildung Tafel 8.

Auf weißem Steinsockel sitzt der bresthafte Bettler in zerrissenen, ziegelroten Kniehosen
und zerschlitztem Rock, der aus einzelnen bunten Stoffstücken zusammengesetzt ist: die
Rockbahnen zeigen abwechselnd verschiedenfarbiges Rautenmuster, bunte indianische
Blumen auf weißem Grund, dazwischen Streifen mit gelbem Fond, auf dem bunte Karten-
blätter liegen. Auf dem Kopf hat der Alte einen grauen breitkrempigen Hut, am Rücken
trägt er einen braunen Schnappsack. Die langen grauen Haare hängen ihm wirr ins blatter-
narbige Gesicht. Mit der Rechten dreht er die Kurbel der Drehleier, die auf seinem Schöße
liegt. Höhe 15 cm. Ohne Marke. Eingedrückt: 33

Um 1740. Modell von Joh. Joachim Kändler. Das gleiche Stück, in Kleinigkeiten
verändert, vordem in der Sammlung Grauer in Troppau. (Vgl. Katalog von E.W.Braun,
1908, Nr. 52.) Auch ehemals in der Sammlung Fischer in Dresden (Katalog Nr. 710 mit
Abbildung); hier auch das Gegenstück, eine alte Bettelfrau mit Drehleier. (Katalog,Nr.711
mit Abbildung.)

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