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Hugo Helbing [Mitarb.]; Uhde, Fritz von [Bearb.]
Nachlass Professor Fritz von Uhde, München: Gemälde und Handzeichnungen; [Auktion in der Galerie Helbing in München, 1. Juni 1911] — München: Helbing, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.55969#0009
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VORWORT.

T"\er Nachlaß Fritz von Uhdes umfaßt die Gemälde und Handzeichnungen,
1 die sich beim Tode des Künstlers in seinem Besitz vorfanden. Diejenigen
von den Gemälden, die vollständig durchgeführt sind, sind größtenteils Familien-
oder sonstige Erinnerungsbilder, teilweise sind es Arbeiten aus jüngerer Zeit,
die der Künstler bisher nicht veräußern wollte. Es erstrecken sich die Gemälde
sowohl wie die Handzeichnungen auf alle charakteristischen Schaffensperioden.
Aus der frühesten Zeit, die sowohl unter dem Einflüsse der typischen Münchener
Malerei des 3. Viertels des 19. Jahrhunderts stand, als auch unter dem nachhaltigen
Eindruck, den Munkäcsys künstlerische Persönlichkeit auf Uhde in Paris ausgeübt
hatte, findet sich der ganz dem Münchener Geschmack entsprechend altmeisterlich
aufgefaßte „Reitersmann“ (Nr. 2) sowie der keck und lustig hingestellte „Land-
streicher“ (Nr.3), der in seinem starken Gegensatz von Hell und Dunkel den großen
Ungarn als Vorbild erkennen läßt. Ein bisher gänzlich unbekanntes Bild „Junge
Frau Äpfel schälend“ (Nr. 4) —selbst Otto Julius Bierbaum führt es in seinem 1893
erschienenen Katalog nicht an — gehört zu den für die Entwicklung des Künstlers
bedeutendsten Gemälden. Erinnern noch die altdeutschen Requisiten an die Mün-
chener Richtung und der farbige Gegensatz an seine Pariser Studien bei Munkäcsy,
so läßt dagegen die ganz momentan geschaute Bewegung seiner jungen Frau, die
überaus lebenswahr gesehen ist, das eigenste Wesen des werdenden Meisters er-
kennen. Hierin übertrifft es das sonst ähnliche „Im Atelier“ von 1881 (vgl. Rosen-
hagen, S. 26) und ist überhaupt in seiner kontrastreichen Farbengebung ein überaus
ansprechendes Gemälde. Der ebenfalls bisher unbekannte „Alte Bauer“ (Nr. 1),
der in derselben Zeit entstanden sein dürfte, ragt durch seine großzügige Schlicht-
heit aus den übrigen gleichzeitigen Gemälden hervor.
Aus der folgenden Hauptperiode des Meisters, in der seine großen religiösen
Werke geschaffen wurden, ist ein zwar rein profanes, aber innerlich im engsten
Zusammenhang mit seinen damaligen Kinderstudien stehendes Bild „Kind mit
 
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