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Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Sammlung Prof. Anton Hess, München: Antiquitäten, Möbel, Kunstgegenstände ; (Keramik, Glas, Metall, Vertäfelungen u. Verkleidungen, Möbel, Holzfiguren, Varia) ; [Auktion in München durch die Galerie Helbing am 6. Oktober 1911] — München, 1911

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https://doi.org/10.11588/diglit.15732#0026
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Vertäfelungen und Verkleidungen.

129 GOTISCHE HOLZVERTÄFELUNG EINES TIROLER ZIMMERS UM 1500.

Abbildung Tafel III, IV, V.

Die Wandvertäfelung umzieht sämtliche Wände des Zimmers. Über einem flachen Sockelbrett
ist die Fläche durch gekehlte Leisten in schmale Längsfelder geteilt. Die Leisten sind durch große
Ziernägel befestigt und schließen oben in einem Kielbogen ab. Auf der einen Seite ausgemalte
Erkernische mit Kreuzgewölbe. Drei Türen; zwei in rechteckiger, vorspringender Umrahmung
mit Stabprofilen. Die Türe selbst dreiseitig abgeschlossen. Flache Beschlägeisen mit lilienförmigen
Enden, Griffe mit Männerköpfen und alte Türschlösser. Die Wandtäfelung schließt ein Sims mit
Blattwerkfries in Schnitzerei ab. Die Decke wird von einem reich geschnitzten Unterzugsbalken
getragen. Tauwerkprofile, auf den Seiten Flachschnitzerei. Zwölf Balkenleisten tragen die Decke.
Sie sind gekehlt, jede dritte ist mit Flachschnitzereien ornamentiert. Die Felderbretter glatt. Dritte
Türe mit vierstufiger Treppe, die Türe schließt nach oben im Dreipaß. Die seitlichen Leisten mit
flachem Rankenwerk, der obere Teil der Türe mit Flachschnitzerei: Reben an denen Vögel picken.

130 HOLZVERTÄFELUNG EINES RENAISSANCEZIMMERS AUS MONTAN (TIROL) VOM
JAHRE 1576. Abbildung Tafel VII.

Braun gebeiztes Fichtenholz. Für einen rechteckigen Raum mit dreiseitigem Erker und recht-
eckiger Sitznische. Die Wandvertäfelung reicht auf drei Seiten bis an die Decke, auf der vierten hat
sie Brusthöhe. Die Gliederung erfolgt durch lisenenartige Wandpilaster mit Mittelvertiefung und
Profilleisten, die jonische und korinthische Kapitelle tragen. Zwei Türen, die von je einem Paar
dorischer Flachpilaster auf hohem Stuhle flankiert werden und von einem geraden profilierten
Gesims abgeschlossen werden. Auf einem Architrav die Jahrzahl 1576. Die gesamte Türumrahmung
mit dunklerem Holze eingelegt. Die eigentliche Türe trägt zwei quadratische Felder mit Profil-
leisten; die Spiegel mit Architekturstücken, Blumenvasen und freien Ornamentranken von einer
Rundnische umrahmt, eingelegt. Flache ausgeschnittene Eisenbänder mit Gravierungen und
alten Schnappschlössern und ovalen Bronzetürklopfern vegetabiler Art. Die Wandnische mit
Butzenscheibenfensterchen, zwei Wandbänken, einem Klapptischchen und einem Schlüsselschränk-
chen mit reichen Intarsien (Arabesken) eingelegt. Ein Waschkästchen ist der einen Wand eingefügt;
es hat drei Geschosse, die von Flachpilastern flankiert sind. Im ersten und dritten Geschoß ein
Wandschränkchen, im zweiten eine vertiefte Rundnische für Waschgefäß. Intarsienarbeit überein-
stimmend mit den Türen. Ein mehrfach profiliertes Gesims schließt die Wandvertäfelung oben ab.
Die Decke zeigt Feldvertiefung in zentraler Anordnung. Geometrische Felderbildung mit reichen
Profilleisten. Einige Felder mit Intarsien.

Zimmer 500 : 440 cm. Höhe des Zimmers 360 cm.
 
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