VORWORT.
Die vorliegende Sammlung verdankt demselben wiedererwachten romantischen Geist der
ersten Hälfte des ig. Jahrhunderts ihre Entstehung wie die berühmte Sammlung ,,Lord Sudeley",
die im Herbste 1911 auf den Markt kam. Beinahe in denselben Jahren, nämlich im Jahre 1839,
ließ ihr damaliger Besitzer, ein süddeutscher fürstlicher Schloßherr, die Glasgemälde, die er sich
vermutlich in längerer Sammeltätigkeit erworben, in den Fenstern seines Schlosses einglasen. Diese
Arbeit geschah keineswegs mit der Akribie, mit der man jetzt an eine solche Aufgabe herantritt,
sondern ziemlich willkürlich setzte man nicht selten Stücke zusammen, die gar nicht zueinander
gehörten. Trotzdem hatte der gute Glaser so viel Handwerkerstolz, Namen und Jahreszahl beizu-
fügen, wodurch die genaue Zeitangabe auf uns gekommen. Seinem Wohnsitz entsprechend, hatte
der fürstliche Kunstliebhaber das nahe Gebiet der Schweiz, das ja damals in Wappenscheiben noch
unzählige Reichtümer bot, ferner seine engere Heimat: Schwaben, Bayern und Franken in seiner
Kollektion vertreten; auch in den beiden letzten Ländern bevorzugte er Wappenscheiben, die sich
der Einrichtung eines Schlosses am besten einfügten.
So haben wir in dieser Kollektion zwei von selbst gegebene Teilungen: Die Schweizer und
die Süddeutschen Scheiben.
Unter den Schweizer Scheiben können wir eine Reihe den namhaftesten Meistern zuschreiben.
Am stattlichsten ist die Züricher Glasmalerzunft vertreten. So stammt von Jos Murer die Wappen-
scheibe des Glaruser Statthalters Melchior Hässy von 1574 her. Ferner eine Monolithscheibe von
I58(?), weitere Scheiben von Hans Heinrich Engelhart, Christoph Murer, Hans Jakob Nüscheler I
und II; Hans Ulrich Jegli aus Winterthur reiht sich mit signierten Alliancescheiben, eine aus seiner
Frühzeit, die andere aus seiner allerletzten Periode, an. Recht interessant ist auch ein Zyklus von
7 Berner Scheiben mit Alliancewappen, die alle aus dem Jahre 1728 stammen. Sind sie auch aus
der letzten Zeit der Schweizer Glasmalerei, so stehen sie gegenüber anderen Produkten der Zeit auf
einer anerkennenswerten kunstgewerblichen Höhe. Hans Ulrich Fisch II, der zu den Auktionen der
letzten Jahre nichts beigesteuert hatte, weist diesmal gleich 3 signierte WTappenscheiben aus dem
Jahre 1647 auI- Eine gute Arbeit ist auch die Scheibe des Martin Brandenberg 1601 von Tobias
Müller aus Zug. Wolfgang Spengler aus Konstanz zeigt in seiner Alliancescheibe Gasser-Hammer 1668
einen Seeprospekt und in einer Stadtscheibe von St. Gallen einen Prospekt dieser Stadt. Eine Reihe
von Wappenscheiben sowie Fragmenten schließen sich an, die keinem Meister mit Sicherheit zugeteilt
werden konnten. -Unter ihnen befinden sich einige farbenfrohe Bauernscheiben, sowie eine runde
Monolithscheibe Settelin-Ossenrott von 1615.
Die zweite Abteilung beginnt mit schwäbischen Erzeugnissen. Zwei runde Kirchenscheiben,
die eine mit St. Petrus, die andere mit St. Martinus, dürften in Augsburg um 1520 entstanden sein,
auch ein Fragment Madonna mit Kind gehört in diese Gegend. Eine größere Scheibe: St. Helena
aus dem Kerker predigend schaut eher nach Ulmer Kunst aus. Die übrigen Stücke sind Wappen-
VII
Die vorliegende Sammlung verdankt demselben wiedererwachten romantischen Geist der
ersten Hälfte des ig. Jahrhunderts ihre Entstehung wie die berühmte Sammlung ,,Lord Sudeley",
die im Herbste 1911 auf den Markt kam. Beinahe in denselben Jahren, nämlich im Jahre 1839,
ließ ihr damaliger Besitzer, ein süddeutscher fürstlicher Schloßherr, die Glasgemälde, die er sich
vermutlich in längerer Sammeltätigkeit erworben, in den Fenstern seines Schlosses einglasen. Diese
Arbeit geschah keineswegs mit der Akribie, mit der man jetzt an eine solche Aufgabe herantritt,
sondern ziemlich willkürlich setzte man nicht selten Stücke zusammen, die gar nicht zueinander
gehörten. Trotzdem hatte der gute Glaser so viel Handwerkerstolz, Namen und Jahreszahl beizu-
fügen, wodurch die genaue Zeitangabe auf uns gekommen. Seinem Wohnsitz entsprechend, hatte
der fürstliche Kunstliebhaber das nahe Gebiet der Schweiz, das ja damals in Wappenscheiben noch
unzählige Reichtümer bot, ferner seine engere Heimat: Schwaben, Bayern und Franken in seiner
Kollektion vertreten; auch in den beiden letzten Ländern bevorzugte er Wappenscheiben, die sich
der Einrichtung eines Schlosses am besten einfügten.
So haben wir in dieser Kollektion zwei von selbst gegebene Teilungen: Die Schweizer und
die Süddeutschen Scheiben.
Unter den Schweizer Scheiben können wir eine Reihe den namhaftesten Meistern zuschreiben.
Am stattlichsten ist die Züricher Glasmalerzunft vertreten. So stammt von Jos Murer die Wappen-
scheibe des Glaruser Statthalters Melchior Hässy von 1574 her. Ferner eine Monolithscheibe von
I58(?), weitere Scheiben von Hans Heinrich Engelhart, Christoph Murer, Hans Jakob Nüscheler I
und II; Hans Ulrich Jegli aus Winterthur reiht sich mit signierten Alliancescheiben, eine aus seiner
Frühzeit, die andere aus seiner allerletzten Periode, an. Recht interessant ist auch ein Zyklus von
7 Berner Scheiben mit Alliancewappen, die alle aus dem Jahre 1728 stammen. Sind sie auch aus
der letzten Zeit der Schweizer Glasmalerei, so stehen sie gegenüber anderen Produkten der Zeit auf
einer anerkennenswerten kunstgewerblichen Höhe. Hans Ulrich Fisch II, der zu den Auktionen der
letzten Jahre nichts beigesteuert hatte, weist diesmal gleich 3 signierte WTappenscheiben aus dem
Jahre 1647 auI- Eine gute Arbeit ist auch die Scheibe des Martin Brandenberg 1601 von Tobias
Müller aus Zug. Wolfgang Spengler aus Konstanz zeigt in seiner Alliancescheibe Gasser-Hammer 1668
einen Seeprospekt und in einer Stadtscheibe von St. Gallen einen Prospekt dieser Stadt. Eine Reihe
von Wappenscheiben sowie Fragmenten schließen sich an, die keinem Meister mit Sicherheit zugeteilt
werden konnten. -Unter ihnen befinden sich einige farbenfrohe Bauernscheiben, sowie eine runde
Monolithscheibe Settelin-Ossenrott von 1615.
Die zweite Abteilung beginnt mit schwäbischen Erzeugnissen. Zwei runde Kirchenscheiben,
die eine mit St. Petrus, die andere mit St. Martinus, dürften in Augsburg um 1520 entstanden sein,
auch ein Fragment Madonna mit Kind gehört in diese Gegend. Eine größere Scheibe: St. Helena
aus dem Kerker predigend schaut eher nach Ulmer Kunst aus. Die übrigen Stücke sind Wappen-
VII