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Hugo Helbing <München> [Hrsg.]
Sammlung Frhr. Thure von Cederström, München: Keramik, Arbeiten in edlem und unedlem Metall, Elfenbein, Geweihe, Textilien und Teppiche, Arbeiten in Holz, Möbel, Gemälde alter Meister und Miniaturen ; Auktion in München in der Galerie Helbing, Dienstag den 16. und Mittwoch 17. Dezember 1913 — München, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.15597#0009
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Vorwort.

Freiherr Thure von Cederström ist als Maler wie als Sammler alter Kunst eine bekannte
Persönlichkeit in München. In einer der glänzendsten Perioden Münchener Kunst und Münchener Lebens,
den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, wurzeln seine künstlerischen wie seine antiquarischen
Neigungen. Trennen lassen sich allerdings diese beiden Neigungen bei ihm wie bei so vielen anderen ihm
nahestehenden Zeitgenossen nicht voneinander. Im Gegenteil, die eine war und ist bei ihnen mit der
anderen unzertrennlich verbunden, und nicht die schlechtesten Seiten ihrer Eigenart entstanden gerade
aus dieser engen Verbindung von schaffender und genießender Kunstbetätigung.

Wenn Freiherr von Cederström heute seine erlesene Kunstsammlung auflöst, so hat dieses
seinen besonderen Grund. Er will fortan Pinsel und Palette ruhen lassen. Deshalb hat er auch seine
schöne Villa mit dem großen Atelier am Bavariaring veräußert. Zukünftig werden ihm nicht mehr so
umfangreiche Räumlichkeiten zur Verfügung stehen, um diese zahlreichen Kunstgegenstände unterbringen
zu können.

Nicht gerade groß ist diese Sammlung, dafür aber jeder Gegenstand gewählt, gediegen, von guter Er-
haltung und tadelloser Provenienz. Nicht Spezialitäten entsprachen Cederströms Sammeleifer, sondern die
Schönheit der Form und die künstlerisch wie kunstgewerblich wertvolle Arbeit alter Zeiten sollten ihm eine
Umwelt schaffen, in der er sich wohl fühlen konnte. Und daß der feinsinnige Kenner alter Kunst, ein
hochgeschätztes Mitglied des Münchener Altertumsvereins, seine Erwerbungen mit glücklichster und sach-
verständiger Hand machte, ist so gut wie selbstverständlich.

Die Sammlung trägt somit einen ganz bestimmten Charakter. Schöne, gut erhaltene und wohl-
gepflegte Möbel für die praktische Benutzung nehmen einen beträchtlichen Teil ein. Barock und
Rokoko überwiegen. Doch nicht nur schöne Stücke, sondern auch so seltene wie der schwedische
Überbauschrank befinden sich darunter. Reichgeschnitzte Wandkonsolen und Wandleuchter, gediegenes,
altes Zinn, Kuchenformen mit interessanten Figuren, prächtige Wand- und Standuhren, alte Hirsch-
geweihe, farbig reizvolle Keramiken, Teppiche und Textilien entsprechen nur weiter diesem Bestreben,
seinem Heim einen wohnlichen und zugleich künstlerischen Eindruck zu geben. Eine gewisse subtile Klein-
kunst hatte die besondere Liebe des Sammlers. Ich verweise nur auf die Abteilung Silber, Elfenbein und
Miniaturen. Aus den Gemälden ragt unter den sonstigen guten Stücken ein interessantes Tafelbild
„Verspottung Christi" hervor, das offenbar der Hand des Dürer-Nachahmers Hanns Hofmann entstammt
und das Freiherr von Cederström aus seiner Heimat Schweden wieder nach Deutschland brachte.

Dr. Georg Lill.
 
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