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Feulner, Adolf; Hugo Helbing; Galerie Jacob Doppler [Hrsg.]; Galerie Jacob Doppler [Hrsg.]; Doppler, Jacob [Bearb.]
Galerie Jacob Doppler, München: Gemälde alter Meister, Skulpturen, Möbel des 16.-18. Jahrhunderts, Wand-, Aubusson- und Orientteppiche, Stoffe, Uhren, Beleuchtungskörper, Kamine, Gartenskulpturen — München: Hugo Helbing, 1931

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https://doi.org/10.11588/diglit.54555#0015
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VORWORT

Wenn einmal eine große, moderne Geschichte der Kunststadt München geschrieben wird,
dann muß auch ein eigenes Kapitel der Bedeutung Münchens als Kunsthandelsstadt
gewidmet werden. Sie hat ihren Höhepunkt in der Vorkriegszeit erreicht, und sie hat nicht
wenig dazu beigetragen, den internationalen Ruf Münchens zu stärken. In Verbindung mit den
Festspielen, den großen Ausstellungen internationalen Formats hat auch der Kunsthandel,
der weitaus der bedeutendste war von allen Städten Deutschlands, das Reisepublikum der
ganzen Welt angelockt, sodaß es um die Jahrhundertwende fast den Anschein hatte, als
könnte die süddeutsche Zentrale der Weltstadt Paris den Rang ablaufen.
In dieser Blütezeit des Münchener Kunsthandels, 1907, hat auch Jacob Doppler in München
sein Geschäft gegründet als Spezialhaus für Wohnungsausstattung in alten Stilen. Es ist rasch
zur Bedeutung gekommen und es hat sich auf seinem Spezialgebiet weit über die Landes-
grenzen hinaus einen guten Ruf erworben. Zur Einrichtung von Villen, Schlössern, Wohnun-
gen und Banken wurde die Firma weithin gerufen. Fast genau nach 25 Jahren sieht sich der
Besitzer veranlaßt sein Haus, das auch einmal Treffpunkt des großen Reisepublikums war,
zeitgemäß umzustellen. Damit verschwindet wieder ein Stück vorkriegszeitlichen Münchens.
Zweck und Absicht einer Einleitung ist die kurze Orientierung, der rasche Hinweis auf Ein-
zelheiten, die beachtenswert erscheinen. Die genauen Angaben bringt der Katalog. Diese
Orientierung wird immer subjektiv und fragmentarisch sein, weil sie räumlich beschränkt ist,
sie wird das kunstgeschichtlich Wichtigere mehr betonen, als das dekorativ Wertvolle.
In den letzten Jahren hat sich die Kunsthandlung Doppler mehr den großen Werken zu-
gewandt. Besonders hervorzuheben sind zwei Gemälde, die schon in die kunstgeschichtliche
Literatur aufgenommen sind, das Bildnis eines jungen Edelmannes, ein Frühwerk von van
Dyck (Nr. 22), und das Bildnis einer Venezianerin vor einem landschaftlichen Hintergrund
mit mythologischer Szene, eines der wenigen Frauenbildnisse von Tintoretto (Nr. 40). Dazu
kommen noch andere Gemälde von kunstgeschichtlichem Interesse. Der schmale Altarflügel
mit der Darstellung der Verkündigung, wahrscheinlich am Oberrhein um die Mitte des
16. Jahrhunderts entstanden, ist ein interessantes Zeugnis des frühen Überganges zum Manie-
rismus (Nr. 15). Das große Schlachtenbild, Niederlage des Pyrrhus, ist eines der besten Früh-
werke des Augsburger Malers Johann Heinrich Schönfeldt, der in der Münchener Residenz die
Deckenbilder im Goldenen Saal der päpstlichen Zimmer gemalt hat, ein Werk aus der Neapler
Zeit (Nr. 36). Die beiden Kreuzwegstationen von Georg Anton Urlaub (Nr. 41 und 42) sind
auch aus der Frühzeit des Malers, der als Gehilfe Tiepolos an den Deckenbildern der Würz-
burger Residenz mitgearbeitet hat.
Von den Skulpturen darf das große Relief der Kaselverleihung an den heiligen Ildephons
(Nr. 69) hervorgehoben werden, das von A. L. Mayer in die Schule von Valladolid des frühen
17. Jahrhunderts gesetzt wird, in die Nähe der Arbeiten des Bildhauers Christobal Velazquez.
Weiter die große dekorative Kartusche, flankiert von Putten, eine venezianische Skulptur aus
 
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