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Karl Ernst Henrici <Berlin> [Editor]
Autographen: Literatur und Wissenschaft, Musik, Theater, Bildende Kunst : aus den Sammlungen Elias, Hülle, L'Arrronge, Friedrich Wilhelm Jähns u.a. : Versteigerung: Montag, den 25. Juni 1928 (Katalog Nr. 135) — Berlin, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.30859#0045
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stadt, u. las am Hof einige Scenen aus dem Don Carlos, da ernannte ihn nachher
der Herzog zum Weimarischen Rath.“ Über die ersten Begegnungen Schillers
mit Goethe schreibt sie: „Ich glaube, dass S. ausser in der Akademie in Stuttgart
wo Goethe war, als er mit dem Herzog in die Schweiz reiste, Schiller ihn nicht
wieder als 1788 in Rudolstadt gesehen hat, und 1794 erst genau mit ihm bekannt
wurde. 1787, wie S. in Weimar war, war, dünkt mir, G. eben nach Italien abgereist.
Im Jahr 1788, wo ich im Feb. in Weimar war, war Goethe noch in Rom u. kurz
nach seiner Rückkunft, 88, im Sommer, kam er nach Kochberg u. Rudolstadt,
u. ich weiss mir noch zu besinnen, dass sie zusammen an der Saale herumgingen,
u. Sch. sehr zufrieden mit seinem Gespräch war. G. reiste alsdann wieder nach
Venedig, um die Herzogin Mutter abzuholen, wo er alsdann doch mehrere Monate
abwesend war. Als Schiller nach Jena kam, hatte er die ersten Jahre gar keinen
Verkehr mit Goethe, ich weiss selbst, dass ich einmal auf einem Spaziergang
ihn fand, wo er mich sehr nach Schiller fragte, sich freute, als ich ihm sagte,
wie glücklich uns sein Faust machte. Aber sie kamen nicht zusammen. Erst
nach dem Plan der Horen schrieben sie sich. — Je mehr G. über sein Leben nach-
denkt, je mehr fühlt er wie ihm Schiller niemand ersetzen kann. Vorigen Winter,
wo wir in seiner Loge mehrere Gespräche über die Kunst u. Geschmack hatten,
sagte er sehr schmerzlich, wie er jetzt allein in der Welt stehe! —“ Aus der An-
gabe, dass der Brief am Tage der Abreise Christianens nach Karlsbad geschrieben
ist, ergibt sich als Datierung der 25. Mai 1811. Ferner schreibt sie über Goethes
Gedicht: Epilog zu Schillers Tod, das Goethe zur Schillerfeier um eine Strophe
erweitert hat. Charlotte hat an der Feier im Theater nicht teilgenommen: ,,an
einem solchen Tage habe ich mit der Welt keine Berührung. Dahin kann. ich es,
so lange ich lebe, wohl nicht mehr bringen. Denn mir dünkt, dass der tiefe, innere
Schmerz, wie die Sehnsucht immer zunehmen, wenn auch die Haltung gegen
die Welt sich ausgleicht.“ Der zum Schluss erwähnte Rat Völkel, der den Brief
überbringen soll, ist der Vormund von Schillers Kindern.

208 Schiller, Caroline, die älteste Tochter des Dichters, vcrehel. Junot;
1799—1850. Eigh. Albumblatt m. U. und gestochener Umrahmung.
Rudolstadt I. October 1813. 1 Seite. Quer-8°.

,,Wenn Unschuld unsere Seele schmücket,

Wenn Tugend in uns wohnt,

Dann sind wir seelig, sind beglückt
Und durch uns selbst belohnt.“

209 — Körner, Christian Gottfried, der Vater Theodor’s, Freund
Schillers; 1756—1831. Eigh. Brief m. U. Dresden, 3. Oktober 1788.
3 Seiten. 40. Mit eigh. Adresse.

An Scliiller. In der Hauptsache betrifft der Brief seine eigene berufliche Stellung
und Tätigkeit. „Noch immer habe ich nicht die Niederlande noch ein neues Stück
Thalia gesehn, wohl aber endlich die Recension vom Karlos in der Literatur-
Zeitung. Sie ist von einem Manne von Kopf, und er hat auch in vielen Dingen
Recht.“ Am Schluss ermahnt er Schiller: ,,Suche immer nur etwas zu bezahlen;
die Winterprolongationen sind theuer.“

— Rückert, Fr. Übersetzer von Schiller; Naemie, siehe Nr. 190.

210 — Voss, Heinrich, Philolog und Übersetzer, Mitarbeiter Schillers,
Sohn von Joh. Heinrich Voss; 1779—1822. Eigh. Brief m. U.
Weimar, 15. Mai 1805. 4 Seiten. 40.

An Zelter, dem er ,,nach einem Auftrage der gebeugten Hofräthin Schiller“
von den letzten Stunden und dem Tode des Dichters Kunde gibt. Er tut es in
sachlicher und, vielleicht gerade deshalb, in ergreifender Art. ,,. . . um 6 Uhr
Abends ist er heimgegangen, ohne Schmerz . . . mit völliger Seelenruhe, die noch

Auktionskatalog CXXXV, Henrici, Berlin W. 35.
 
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