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Hermann, Hermann Julius; Wickhoff, Franz [Hrsg.]; Schlosser, Julius von [Hrsg.]; Österreichisches Institut für Geschichtsforschung [Hrsg.]
Beschreibendes Verzeichnis der illuminierten Handschriften in Österreich (1. Band): Die illuminierten Handschriften in Tirol — Leipzig: Verlag von W. Hiersemann, 1905

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https://doi.org/10.11588/diglit.51543#0340

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Nachtrag.

Trient.

Biblioteca capitolare.

Erst nach Abschluss des Druckes erfuhr ich von der Existenz von Miniaturhandschriften in der Biblioteca capitolare

zu Trient. Auf meine Anfrage hin teilte mir Pr. Vincenzo Casagrande (archivista della curia p. vescovile) in liebenswürdiger
Weise mit, dass von den Handschriften der Bibliothek nur zwei Bände eines Pontificales vom Jahre 1402 durch ihre
Miniaturen hervorragen. Die nachfolgende flüchtige Beschreibung beruht auf die gütigen Mitteilungen des Herrn Archivars
Pr. Casagrande, der die Freundlichkeit hatte, mir nach meinen Angaben eine Beschreibung der beiden Bände zur Verfügung
zu stellen, wofür ich ihm an dieser Stelle meinen besonderen Dank ausspreche. Seinen Mitteilungen entnehme ich auch,
dass die Absicht besteht, das Pontificale gelegentlich der Centenarfeier des Trienter Patrons, des heiligen Vigilius (26. Juli 1905)
mit photographischen Reproduktionen zu publizieren. Da ich die beiden Codices nicht im Originale kenne, muss ich mich
auf die folgenden, kurzen Angaben beschränken.

Pontificale des Bischofs Vitalis in 2 Bänden, lateinisch, Folio, 1402.
regelmässige Bücherminuskel; Miniaturen, Randleisten und Initialen. Beschädigte
Generalvikar des Bischofs Georg I. von Lichtenstein (1390 — 1419) von , Joannes de

274 u. 275 No. 155 (B. H.)
m., 250X340, I. Band: 153 f., II. Band: 174 f.\
Lederbände mit Holzdeckeln.
In Trient 1402 für den Bischof Vitalis,
Bugella Priester der Diözese Vercelli geschrieben.
274 I. Band.
f. 1: Ringsum eine reiche Randi, aus breiten, bunten
Blattranken, mit grossen, glänzenden Goldplättchen; belebt
von Pfauen oder pfauenartigen Vögeln;1) links oben am
Rande zwei Figuren übereinander. Die Spiralranken am
unteren Rand umschliessen drei Wappen, u. zw. in der Mitte
das Wappen des Bistums Trient [schwarzer Adler in weissem
Schild], links das Wappen des Bischofs von Trient, Georg I.
von Lichtenstein | gold-rot geteilter Schild], rechts das Wappen
des Bischofs Vitalis [blau-gold geteilte Lilie in rotem Feld].
Soviel ich nach den mir vorliegenden Skizzen des Herrn
Pr. Casagrande schliessen kann, wurden die Miniaturen von
einem südtirolischen Miniator ausgeführt.
275 II. Band.
f. 1: Ringsum eine Randi, wie auf f. 1 des I. Bandes;
unten wieder die drei Wappen.
f. 4: Initiale auf glattpoliertem Goldgrund mit einem
Innenbild, das einen Bischof darstellt, der das von einem
Kleriker dargereichte Wasser weiht.
f. 15g' zum Canon: Vollbild. In der Mitte Christus
am Kreuz zwischen zwei schwebenden Engeln (die das Blut
auffangen); zu Füssen des Kreuzes Maria, Johannes und
Maria Magdalena. Unter dem grossen Bilde ist ein kleines

f. 116: Initiale auf glattpoliertem Goldgrund mit
einem Innenbild, das einen Kaiser mit zwei Soldaten darstellt.
Zum Beschlüsse f. 153: „Explicit Ia pars pontificalis
secundum rubricam novissimam .... et est reverendissimi in
Christo patris domini domini fratris Vitalis,’2) dei et apostolicae
sedis gratia episcopi Ariensis (Bistum auf Creta), reveren-
dissimi Georgii eiusdem gratia episcopi Tridentini in ponti-
ficalibus ministrandis commissarii generalis. Et ego presbyter
Joannes de Bugella [d. i. wohl Bugiallo bei Como] Ver-
cellensis dioeceseos scripsi atque finivi die 21 mensis sep-
tembris anno domini 1402 . .

Bildchen angefügt, in welchem ein im Gebete kniender Bischof,
offenbar der Besteller, Bischof Vitalis, dargestellt ist.
f. 160 zum Canon: Initialbild mit einer Darstellung
des Messopfers.
Zum Beschlüsse (f. 174): „Explicit IP pars pontificalis
secundum rubricam . . . usw. wie zum Beschlüsse des I. Bandes.
Das Pontificale ist erwähnt bei Atz, Kunstgeschichte von Tirol
und Vorarlberg, pag. 380.

x) So glaube ich den von Herrn Pr. Casagrande in seiner Beschreibung gebrauchten Ausdruck „certe figure di pavone“ (Pfauen ?) zu verstehen.
2) Bei Gams, series episcoporum, pag. 403, nicht angeführt; vielleicht fungierte er an Stelle des Bischofs Franciscus, der angeblich um
1409 resignierte.
 
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