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Hessische Landesausstellung für Freie und Angewandte Kunst <1908, Darmstadt> [Hrsg.]
Illustrierter Katalog der Hessischen Landesausstellung für Freie und Angewandte Kunst, Darmstadt 1908: 23. Mai bis Ende Oktober 1908 — Darmstadt, 1908

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https://doi.org/10.11588/diglit.21782#0018
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EINLEITUNG

Auf Anregung des Landesfürsten, Seiner Königlichen Hoheit
des Großherzogs Ernst Ludwig, ist die Hessische Landes-
ausstellung für freie und angewandte Kunst in Darmstadt
zur Tat geworden. Sie umfaßt ein einheitliches Programm
und wird von einem Gedanken getragen: über die hessischen
Kunstleistungen der Gegenwart einen Überblick zu ermög-
lichen. In dieser gewollten Begrenzung einer modernen
Heimatausstellung liegt ihre Bedeutung und Eigenart. Die
zur Vorführung zugelassenen Werke rühren entweder von
aus Hessen stammenden Künstlern her oder von solchen, die
in Hessen ansässig sind. Die Architektur nimmt, als Grund-
lage menschlicher Werkkunst, den breitesten Raum ein; ihre
Entwicklung, engstens verknüpft mit den Voraussetzungen
und Forderungen, die unser neuzeitliches Leben gestalten
und erhalten, hat grundsätzliche Fragen gezeitigt, Fragen,
die das wirtschaftliche und soziale Gebiet mit umfassen. Die
Erkenntnis, daß eine zeitgemäß gerichtete Kunstgewerbe-
politik zur Volkswirtschaftslehre gehört, bricht sich Bahn.
Baukunst und Kunstgewerbe zeigen Meisterleistungen nur,
solange sie einsichtigem Willen dienen; sie sinken, wo dieser
Wille nicht vorhanden oder von solcher Einsicht getrennt
ist. Dieser Einsicht haben auch leitende hessische Kreise sich
nicht verschlossen. Dem Staate und der Stadt erwuchsen
daraus neue Aufwendungen für Kulturzwecke, die wiederum
auf wirtschaftlichem Gebiete für Stadt und Staat schon Er-
folge brachten.

Die Freiheit des Gestaltens ist auch in der Kleinwohnungs-
kunst des „Arbeiterdorfes" zum Ausdruck gelangt. Von dem
Ernst Ludwig-Verein (Hessischer Zentralverein zur Errich-
tung billiger Wohnungen) wurden sechs Arbeiterhäuser mit
Wohneinrichtung in Auftrag gegeben. Hervorragende Archi-
tekten sind an dieser künstlerisch-sozialen Aufgabe mit ver-
schiedenen praktischen Lösungen beteiligt.
So zeigt die Ausstellung ein Bild vom Werdegang deutscher
Kultur in den letzten sieben Jahren. Der Wettbewerb auf
den Ausstellungen in Paris, Turin und Saint Louis wurde

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