34
daß weise mall des gehaltenen Jammers, die Schönheit der Zeichnung und die ergreifende composition berechtigen one Widerspruch
mit dem ersten heraußgeber daß silbergefäß als eine copie jenes skyphos zu betrachten, auf welchem der berümte toreutMys nach
Zeichnungen des berümteren Parrhasios eine Iliupersis (welche vorwigend als werk des oder der Aiakiden aufgefaßt war) ge-
arbeitet hatte '): und in der tat verbindet unser bild die Verherrlichung des Neoptolemos und Seines Stammes mit dem Jammer
der untergegangenen stadt, für welche die darstellung ein großartige!) klagelied ist über daß trübe traurige thema: d oe p.s-f aXüiroXie
ctTTOÄt; öXojXev ouo st' £3te Xpoia 3). von den drei scenen haben wir schon oben zwei erklärt und besprochen; die eine (S. 16)
fürt uns den tiefen stummen schmerz der kriegsgefangenen Andromache vor, welcher, im zeit ires herrn angekündigt worden
ist daß ir liebling Astyanax von Neoptolemos getödtet werden sol, die andere (S. 19) daß weh und leid Polyxenes, die ein
abgesandter der Griechen fortzufüren naht, damit widerum Neoptolemos die königstochter dem hier erschinenen Achilleus als
erengesehenk hinopfere, diser erengabe an den Peliden von seiten der Achäer eilt in der mittelscene der herrliche son Eigene
erengeschenke hinzuzufügen, indem er, umgeben von seinen Myrinidonen a), gefangene Troer jetzt dem vater wie ehemals
diser dem Patroklos tödten laßen wil; und zwar sind eß dißmal bejarte gebükte männer, da der kämpf welcher daß alter als
untauglich verschonte die gesamte mänliche Jugend aufgeriben hat; doch die erhabene tochter des Zeus Pallas Athene, welche
neben dem sitzenden Neoptolemos steht, scheint dem blutigen opfer — uns dünkt mit erfolg — einhält zu gebieten, so bringen
die durch den Untergang der stadt versönten götter gnade und rettung denen, welche ungesättigte menschliche blutgir noch
nicht schonen wil. leider ist diß schönste unter den wenigen erhaltenen plastischen kunstwerken der Iliupersis zum teil be-
schädigt und an der Oberfläche ser angegriffen; doch wird dadurch der genuß nicht beeinträchtigt den der anblik der
darstellung auf jeden außüben wird.
9. t .
Den ersten platz unter den graphischen Iliupersiden nimt one zweäfel die albekante Vivenziovase *) ein, deren bild-
streifen zu den herrlichsten erzeugnissen des griechischen töpferhandwerks gehört und an künstlerischem wert mit der Bry-
gosschale wetteifert; wir konten uns nicht versagen daß schöne gemälde nach der neusten Originalzeichnung im Museo
Borbonico unserer übersieht volständiger lliupersis-darstellungen voranzustellen (Tafel II, 1).
Den mittelpunkt des ganzen, auch äußerlich durch größere figuren hervorgehoben, nimt der hausaltar des königspalastes
ein, auf den Priamos sich geflüchtet, eine hohe palme deren zweige sich vom greul des Neoptolemos abzuwenden scheinen,
bezeichnet in als einen altar des ApoIIon; wie groß die berechtigung diser abweichung von der algemeinen epischen überlife-
rung eines altars des Zeus Herkeios ist, haben wir schon bei der erklärung der Brygosschale angedeutet (oben S. 16f). auf
der gotgeweihten statte sitzt in reicher faltiger kleidimg der greise könig, auf dem schoß die auß vilen wunden blutende leiche
des unschuldigen enkels Astyanax5); vor ihm zu seinen fußen ligt der tapfere Polites, welcher für den vater und den häus-
lichen herd den heldentod gestorben ist, öoa£ IXev ouocce. über im steht, in der ganzen Schönheit seiner jugendlichen kraft und
der frevelhaften gotvergeßenheit seiner blutigen rachgir, Neoptolemos in voller rüstung; die linke berürt — wie eß scheint
mit der gebieterischen bewegung: 'hinab zu den todten!' — die rechte schulter seines königlichen Opfers, wärend die markige
rechte hoch daß zweischneidige schwert schwingt gegen den alten könig, der ruhig und bewegungslos dasitzt, die bände
vor daß gesicht und an die sorgenschwere stirn gelegt: so erwartet Priamos den todesstreich, biß zuletzt ein ganzer könig.
eng zusammen mit diser gruppe gehören, wie mich unzweifelhaft dünkt, noch daß weib im langen faltenreichen gewande welcheß
mit einer schweren mörserkeule (S. 23 ff.) auf Neoptolemos losstürzt, und der niderkniende krieger welcher sie zurükhält und
dem fürer der Myrmidonen den rükken dekt. wir haben, durch die inschriftlich benante Andromache der Brygosschale be-
zeugt, des Hektor' weib e) vor uns, welche den tod ires kindes an dem mörder rächen wil. daß in der art und weise wie
der völlig gerüstete junge held dise in der verzweifelung zu berserkerwut entbrante mutter abwert, ein dem ernst des augen-
bliks unangemefieneß sichgehnlaßen des maiers, eine spilende behändlung des im vorschwebenden gedankens sich offenbart,
fült wol jeder; der quelle, welcher diser maier folgte, ist diß aber bestirnt nicht zuzuschreiben, zwischen beiden figuren list
man daß bekante zaXo;. diser gruppe von sechs figuren entspricht auf der anderen seite der palme daß andere warzeichen
') Athen XL 19. p.782B ed. Meinecke: i-mo^v. 3e -ropE-jral".....xtß MOe, o5 eCSojiev asäStpbv 'HfKricAtumxo'v, te/vixiü? lyo-i-za 'IXlou £vrc?o;,£>j|«w(v
raJpShjStv. r/_ovra EJtivpafijj.* t^Se' Tp^>>.<t.a rictppaafuio, Tfyva Mufc Ippl oe efcwüv 'Mm afeiEtväc, äv &ev Afextöas. vg], Thierscü a. o. S. 134 ff.
*) Ear. Troad. 12S2s. Von der darstellung dises bechers gilt buchstäblich waß Pausanias bei der familie der Antenoriden auf Polygnots gemälde
sagt: täv jrpoocÖTnuv oi Snam» oSw £-1 ouptpop? T/fad kz'.vi. (Phok. 27, 2).
3) Der eine diser doryphoren trägt einen (villeieht des Neoptolemos) schild, der mit der bekanten Pas quinog nippe geschmükt ist; ob dise aber '
Menelaos mit dem leichnain des Patroklos (wie nach Visconti's Vorgang Thierscb anuimt a. o. S. 116 ff. u. a. m.) oder (nach Brönsted, Bronzen von Siris
S. 131 ff. und Welcker, Akad. kunstmus. S.75 ff.) Aias mit dem körper des Achilleus ist, sab judice. lis est und hier nicht der ort zu entscheiden. ' jedenfals
zeigt der schild einen wichtigen moment im leben des Peliden, dessen son hier zu seiner ere bandelt. — Vgl. auch den schüd mit der Achilleus- und Cheiron-
groppe auf dem bekanten pompejanischen Wandgemälde: Museo Borb. IX, 6. Zahn II, 23. Gell Pompejana II, 69. Overb. 14, S.
4) Dise schöne'schlanke hydria. deren wert und hocbschätznng schon bei den alten durch den bleibehälter (vgl. Taf. II, 1b), indem sie 1797 ge-
funden worden, sich bekundet und welche, nach dem früheren besitzer benant, jetzt die hauptzierde der vasensamlung im Museo Nationale zu Neapel bildet, ist oft
abgebildet und oft besprochen: Miliin, Peint. des Vas. I, 25. Gal. myth. 168, 608 (feierhaft). Tischbein, Homer nach Antiken, 9, 5. 6. Inghirami Gal. om. I, 92.
Gnigniaut, rel. de i'ant. fig. 240, 820. Müller-Wieseier, Denkm. I, 43, 202. Overb. 25, 24. zuletzt in genauem faesimile: Museo Borbonico XIV, 41—43,
nach welchen tafeln unsere abbildung (Tafel II, l) widerholt ist. vgl. seit der ersten erwänung durch Gerning, Reise durch Oestr. und Italien II p. S9 den
jedesmaligen text zu den obigen abbildungen, auch Jorio, Gal. de' Vasi p. 94 ss. Panofka, Neap. ant. Bildw. I, S. 368 f, no. 1846. Bötticher Vasengem. I, S. 64.
III, S. 29 und andere. — Üeber die waffe der Andromache sihe oben S. 23 ff.
ä) Panofka a. o. S. 36S siht in diesem kinde Polites, in dem gefallenen-aber vor dem altar nur einen 'krieger', wärend die meisten anderen er-
klärer richtig dort des Hektor son, hier dagegen den Priamiden anerkennen, vgl. oben S. 13 ff.
*) Dise nach Overbeck a. o. S. 618 'nicht zu benennende Troerin' nanten 'einige Polyxeaa' (Panofka a. o. S. 368), andere (wie Scborn zu Tisch-
bein, a. o. S. 34, der von iren 'erwürdigen matronenantlite' spricht) Hekabe.
daß weise mall des gehaltenen Jammers, die Schönheit der Zeichnung und die ergreifende composition berechtigen one Widerspruch
mit dem ersten heraußgeber daß silbergefäß als eine copie jenes skyphos zu betrachten, auf welchem der berümte toreutMys nach
Zeichnungen des berümteren Parrhasios eine Iliupersis (welche vorwigend als werk des oder der Aiakiden aufgefaßt war) ge-
arbeitet hatte '): und in der tat verbindet unser bild die Verherrlichung des Neoptolemos und Seines Stammes mit dem Jammer
der untergegangenen stadt, für welche die darstellung ein großartige!) klagelied ist über daß trübe traurige thema: d oe p.s-f aXüiroXie
ctTTOÄt; öXojXev ouo st' £3te Xpoia 3). von den drei scenen haben wir schon oben zwei erklärt und besprochen; die eine (S. 16)
fürt uns den tiefen stummen schmerz der kriegsgefangenen Andromache vor, welcher, im zeit ires herrn angekündigt worden
ist daß ir liebling Astyanax von Neoptolemos getödtet werden sol, die andere (S. 19) daß weh und leid Polyxenes, die ein
abgesandter der Griechen fortzufüren naht, damit widerum Neoptolemos die königstochter dem hier erschinenen Achilleus als
erengesehenk hinopfere, diser erengabe an den Peliden von seiten der Achäer eilt in der mittelscene der herrliche son Eigene
erengeschenke hinzuzufügen, indem er, umgeben von seinen Myrinidonen a), gefangene Troer jetzt dem vater wie ehemals
diser dem Patroklos tödten laßen wil; und zwar sind eß dißmal bejarte gebükte männer, da der kämpf welcher daß alter als
untauglich verschonte die gesamte mänliche Jugend aufgeriben hat; doch die erhabene tochter des Zeus Pallas Athene, welche
neben dem sitzenden Neoptolemos steht, scheint dem blutigen opfer — uns dünkt mit erfolg — einhält zu gebieten, so bringen
die durch den Untergang der stadt versönten götter gnade und rettung denen, welche ungesättigte menschliche blutgir noch
nicht schonen wil. leider ist diß schönste unter den wenigen erhaltenen plastischen kunstwerken der Iliupersis zum teil be-
schädigt und an der Oberfläche ser angegriffen; doch wird dadurch der genuß nicht beeinträchtigt den der anblik der
darstellung auf jeden außüben wird.
9. t .
Den ersten platz unter den graphischen Iliupersiden nimt one zweäfel die albekante Vivenziovase *) ein, deren bild-
streifen zu den herrlichsten erzeugnissen des griechischen töpferhandwerks gehört und an künstlerischem wert mit der Bry-
gosschale wetteifert; wir konten uns nicht versagen daß schöne gemälde nach der neusten Originalzeichnung im Museo
Borbonico unserer übersieht volständiger lliupersis-darstellungen voranzustellen (Tafel II, 1).
Den mittelpunkt des ganzen, auch äußerlich durch größere figuren hervorgehoben, nimt der hausaltar des königspalastes
ein, auf den Priamos sich geflüchtet, eine hohe palme deren zweige sich vom greul des Neoptolemos abzuwenden scheinen,
bezeichnet in als einen altar des ApoIIon; wie groß die berechtigung diser abweichung von der algemeinen epischen überlife-
rung eines altars des Zeus Herkeios ist, haben wir schon bei der erklärung der Brygosschale angedeutet (oben S. 16f). auf
der gotgeweihten statte sitzt in reicher faltiger kleidimg der greise könig, auf dem schoß die auß vilen wunden blutende leiche
des unschuldigen enkels Astyanax5); vor ihm zu seinen fußen ligt der tapfere Polites, welcher für den vater und den häus-
lichen herd den heldentod gestorben ist, öoa£ IXev ouocce. über im steht, in der ganzen Schönheit seiner jugendlichen kraft und
der frevelhaften gotvergeßenheit seiner blutigen rachgir, Neoptolemos in voller rüstung; die linke berürt — wie eß scheint
mit der gebieterischen bewegung: 'hinab zu den todten!' — die rechte schulter seines königlichen Opfers, wärend die markige
rechte hoch daß zweischneidige schwert schwingt gegen den alten könig, der ruhig und bewegungslos dasitzt, die bände
vor daß gesicht und an die sorgenschwere stirn gelegt: so erwartet Priamos den todesstreich, biß zuletzt ein ganzer könig.
eng zusammen mit diser gruppe gehören, wie mich unzweifelhaft dünkt, noch daß weib im langen faltenreichen gewande welcheß
mit einer schweren mörserkeule (S. 23 ff.) auf Neoptolemos losstürzt, und der niderkniende krieger welcher sie zurükhält und
dem fürer der Myrmidonen den rükken dekt. wir haben, durch die inschriftlich benante Andromache der Brygosschale be-
zeugt, des Hektor' weib e) vor uns, welche den tod ires kindes an dem mörder rächen wil. daß in der art und weise wie
der völlig gerüstete junge held dise in der verzweifelung zu berserkerwut entbrante mutter abwert, ein dem ernst des augen-
bliks unangemefieneß sichgehnlaßen des maiers, eine spilende behändlung des im vorschwebenden gedankens sich offenbart,
fült wol jeder; der quelle, welcher diser maier folgte, ist diß aber bestirnt nicht zuzuschreiben, zwischen beiden figuren list
man daß bekante zaXo;. diser gruppe von sechs figuren entspricht auf der anderen seite der palme daß andere warzeichen
') Athen XL 19. p.782B ed. Meinecke: i-mo^v. 3e -ropE-jral".....xtß MOe, o5 eCSojiev asäStpbv 'HfKricAtumxo'v, te/vixiü? lyo-i-za 'IXlou £vrc?o;,£>j|«w(v
raJpShjStv. r/_ovra EJtivpafijj.* t^Se' Tp^>>.<t.a rictppaafuio, Tfyva Mufc Ippl oe efcwüv 'Mm afeiEtväc, äv &ev Afextöas. vg], Thierscü a. o. S. 134 ff.
*) Ear. Troad. 12S2s. Von der darstellung dises bechers gilt buchstäblich waß Pausanias bei der familie der Antenoriden auf Polygnots gemälde
sagt: täv jrpoocÖTnuv oi Snam» oSw £-1 ouptpop? T/fad kz'.vi. (Phok. 27, 2).
3) Der eine diser doryphoren trägt einen (villeieht des Neoptolemos) schild, der mit der bekanten Pas quinog nippe geschmükt ist; ob dise aber '
Menelaos mit dem leichnain des Patroklos (wie nach Visconti's Vorgang Thierscb anuimt a. o. S. 116 ff. u. a. m.) oder (nach Brönsted, Bronzen von Siris
S. 131 ff. und Welcker, Akad. kunstmus. S.75 ff.) Aias mit dem körper des Achilleus ist, sab judice. lis est und hier nicht der ort zu entscheiden. ' jedenfals
zeigt der schild einen wichtigen moment im leben des Peliden, dessen son hier zu seiner ere bandelt. — Vgl. auch den schüd mit der Achilleus- und Cheiron-
groppe auf dem bekanten pompejanischen Wandgemälde: Museo Borb. IX, 6. Zahn II, 23. Gell Pompejana II, 69. Overb. 14, S.
4) Dise schöne'schlanke hydria. deren wert und hocbschätznng schon bei den alten durch den bleibehälter (vgl. Taf. II, 1b), indem sie 1797 ge-
funden worden, sich bekundet und welche, nach dem früheren besitzer benant, jetzt die hauptzierde der vasensamlung im Museo Nationale zu Neapel bildet, ist oft
abgebildet und oft besprochen: Miliin, Peint. des Vas. I, 25. Gal. myth. 168, 608 (feierhaft). Tischbein, Homer nach Antiken, 9, 5. 6. Inghirami Gal. om. I, 92.
Gnigniaut, rel. de i'ant. fig. 240, 820. Müller-Wieseier, Denkm. I, 43, 202. Overb. 25, 24. zuletzt in genauem faesimile: Museo Borbonico XIV, 41—43,
nach welchen tafeln unsere abbildung (Tafel II, l) widerholt ist. vgl. seit der ersten erwänung durch Gerning, Reise durch Oestr. und Italien II p. S9 den
jedesmaligen text zu den obigen abbildungen, auch Jorio, Gal. de' Vasi p. 94 ss. Panofka, Neap. ant. Bildw. I, S. 368 f, no. 1846. Bötticher Vasengem. I, S. 64.
III, S. 29 und andere. — Üeber die waffe der Andromache sihe oben S. 23 ff.
ä) Panofka a. o. S. 36S siht in diesem kinde Polites, in dem gefallenen-aber vor dem altar nur einen 'krieger', wärend die meisten anderen er-
klärer richtig dort des Hektor son, hier dagegen den Priamiden anerkennen, vgl. oben S. 13 ff.
*) Dise nach Overbeck a. o. S. 618 'nicht zu benennende Troerin' nanten 'einige Polyxeaa' (Panofka a. o. S. 368), andere (wie Scborn zu Tisch-
bein, a. o. S. 34, der von iren 'erwürdigen matronenantlite' spricht) Hekabe.