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Karl W. Hiersemann (Firma); Karl W. Hiersemann
Katalog (Nr. 414): Autographen, Urkunden, Handschriften orts- und familiengeschichtlichen Inhalts: Stammbücher — Leipzig: Karl W. Hiersemann, 1913

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https://doi.org/10.11588/diglit.69570#0027
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IV. Urkunden und Handschriften orts- u. familiengeschichtlichen Inhalts. 23
M. Pf.
seinem Lebensende in angenehmer Erinnerung behielt. Obendrein sicherte er
den einzelnen Musikern eine Duodezunsterblichkeit, da er bei jeder Stimme
in der Partitur den Namen des Bläsers eigenhändig eintrug. Das wirkungs-
volle Arrangement scheint der Wagnerforschung bisher völlig
unbekannt geblieben zu sein.
Auf demselben Blatte stehen noch Skizzen zu dem Lateran-Chor aus Rienzi (Finale
des I. Aktes). Weitere Entwürfe aus derselben Oper finden sich noch auf
den übrigen Blättern. Weit ausgeführt auf einem besonderen Blatt ist die
Stelle „O laßt der Gnade Himmelslicht noch einmal dringen in das Herz!“
(Finale des II. Aktes). Auf dem dritten Blatte steht der Schluß der gleichfalls
in Riga entstandenen Komposition des Scheurlin’schen „Tannenbaums“, die
Wagner später in Lewaids „Europa“ als Beilage veröffentlichte. Vielleicht
besteht ein Zusammenhang zwischen dem tieftraurigen Ton des Gedichtes und
den Notizen über seine Ausgaben, die sich Wagner unmittelbar daneben ge-
macht hat. Die aufgestellte Rechnung von 87 Rubeln mochte den Meister mit
banger Sorge für seine Zukunft erfüllen. An erster Stelle ist ein Posten ver-
merkt: 45 Thau, das war der Name seines Hauswirtes, die 45 Rubel bedeuten
wohl die vierteljährliche Wohnungsmiete. 10 Rubel sind für Amalie notiert,
d. i. seine Schwägerin Amalie Planer, die Hannover mit Riga vertauscht hatte,
um hier am neuen Theater die Rolle der Koloratursängerin zu übernehmen.
Für seine Frau Minna sind 16 Rubel aufgesetzt, wohl das Wirtschaftsgeld,
auf einen halben Monat, denn mit 800 Rubeln Jahresgehalt ließ sich nicht
viel anfangen. Von den weiteren Posten interessieren: 1 Rubel Rum und
4 Rubel Portwein. Der Posten „Währmann 1 Rubel“ erinnert an den Ver-
kehr Wagners in dem Währmannschen Gartenlokal, „wo der junge Kapell-
meister den Mittelpunkt eines sehr beliebten Gesellschaftskreises bildete“. Am
Schluß der Rechnung hat Wagner noch je 1 Rubel für eine Spazierfahrt und
für sich selbst notiert.
Gar seltsam zu der trüben Stimmung kontrastieren die schmetternden Fanfaren
auf der Rückseite des Blattes. (Rienzi, Finale des 3 Aktes, Schlachthymne).
Sie künden von Kampf und Sieg. Möchte man da nicht an das Beethovensche
Wort denken: Ich will dem Schicksal in den Rachen greifen, ganz nieder-
beugen soll es mich nicht.
Unter den Autographen Wagners, die in letzter Zeit in den Handel gebracht worden
sind, dürften unsere Skizzen zu den interessantesten gehören.
Die Beschreibung stammt aus der Feder einer wohlbekannten Autorität auf dem
bibliographischen Gebiete.

IV. Urkunden und Handschriften
orts- und familiengeschichtiichen Inhalts, Stammbücher.
77 Africa. — Journal du voyage depuis la rivifere de Gambie ä la rivifere
de Sierra Lione inclusivement. 420 —
Wohlerhaltene französische Papierhandschrift des ausgehenden 18. Jahrhunderts,
enthaltend 8 beschriebene Bl. in Folio mit gut lesbarer Schrift. Der Text
schildert eine im Jahre 1786 unternommene Fahrt der Corvette Rossignol von
der französischen Festung Albreda an der Mündung des westafrikanischen
Flusses Gambia aus südwärts nach der Sierra Leone-Küste. Das Schiff sollte
geeignete Punkte für die Anlegung von Faktoreien und Befestigungswerken
aufsuchen und vermessen. Der Bericht beschreibt eingehend die zahlreichen
englischen Handelsniederlassungen an jener Küste, die einer Liverpooler Ge-
sellschaft gehörten, zählt die exportfähigen Produkte des Landes auf und ver-
breitet sich ausführlich über den damals dort blühenden Negerhandel. Auch
die Bemühungen einer französischen Compagnie mit dem Sitz in Havre,
welche auf den der Küste vorgelagerten Inseln Fuß zu fassen suchte, werden
dargestellt, ebenso die wechselseitigen Verwüstungen, welche der letzte eng-
lisch-französische Seekrieg hier im Kolonialgebiet angerichtet hatte. Ohne
Zweifel ist das Dokument für die Geschichte der französischen Ausbreitung
in Westafrika von Interesse.
78 B. Albertus Magnus, o. Praed., de laudibus beatae Mariae semper
virginis. Eiusdem opusculum de laudibus ecclesiae exponentis ulti-
mam partem de proverbis Salomonis, sive de muliere forte. Papier-
handschrift aus der ersten Hälfte des XV. Jahrhunderts, deutschen
Ursprungs. Fol. Holzlederband mit Fil. (die Metallschließen fehlen).
184 unnum. Bll. . ,^..,,^,„«.240 —
Schöne Papierha.ndschrift (das erste Bl. auf Pergt.) Gothische Schrift, von ver-
schiedenen Händen, mit Ligaturen und Abbreviaturen. Zahlreiche gothische
Initialen in Rot und Blau, von denen zwei etwas größer und reicher verziert
sind. ,
Karl W. Hiersemann in Leipzig, Königstrasse 29. Katalog 414.
 
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