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34 2. Miniaturmalerei des Mittelalters und der Renaissance.
M. Pf.
b) Einzelblätter mit Miniaturen.
216 Anbetung der Heil, drei Könige. Altfranzösische Miniaturmalerei
in Gold und Farben aus einer Pergament-Handschr. des 13. Jahrh. 1100 —
Maria ist in der Vorderansicht mit leichter Kopfwendung dargestellt. Der eine
der drei Könige kniend, von den zwei andern der eine nach dem Stern
hinaufweisend. Architektonische Einrahmung nach oben hin in Gestalt
eines Kleeblatt-Bogens. Dahinter ein Kastell mit Türmen. Goldgrund.. Bor-
düren in weiss gemustertem Hellblau und Hellbraun, den beiden Farben
die hier überhaupt vorherrschen, mit wenig Zinnober und Grün daneben.
217 Apostel, zwei, mit der Eselin u. dem Eselsfüllen. Bildinitiale 0,
15 : 15 cm gross, nebst prächtiger Bordürenmalerei. Pergamentbl.
Gr.-Fol. aus einem lat. Chorbuche mit lapidarer goth. Schrift u.
Musiknoten. Süddeutsche Arbeit d. XV. Jahrh. 1400 —
Die sehr seltene Darstellung zum Palmsonntags-Evangelium (OsannaJ, nach
Mark. 21, zeigt die beiden Männer, einen alten u. den jugendlichen Jo-
hannes, im Gespräch, diesen voranschreitend, jenen beschält gt, die Eselin
wegzutreiben, vor ärmlichen Hütten; rechts ferne blaue Anhöhen und grün-
gelbliche Wiesen. Vorzüglich in Komposition, Farben Perspektive und Durch-
führung. Der Himmel ist durch den Goldgrund des Ganzen zugedeckt. Die
breite, 2 Seitenränder einnehmende Bordüre gehört zu den besten ihrer
Gattung; man beachte den Vogel darin. v
218 Assisi. — Belagerung Assisi?s durch die Sarazenen und Wunder
der heil. Clara. Figurenreiche Prachtminiatur.-Bild., 25 : 19 cm gross,
mit Bordüren- und Initialmalerei. Französische Arbeit des XV. Jahrh.
Pergamentblatt in Qijer-FoL aus einem Antiphonar, vermutlich einem
Officium Sanctorum. Ganz hervorragendes Stück. 8000 —
Es handelt sich um die von Kaiser Friedrich II. in Italien zurückgelassenen
Sarazenen und deren Angriff auf Assisi, wobei die Legende die dort ver-
ehrte, von der Kunst des Trecento verherrlichte Heil. Clara und den von.
ihr den Ungläubigen entgegen gehaltenen Messkelch wundertätig abwehrende
Kraft beweisen lässt. — Während die Sarazenen trotz des Wassers den Burg-
1 graben auf’ Leitern.die Mauern zu ersteigen suchen und draussen der Kamp!
tobt, öffnet sich das Tor des prächtigen, schlossähnlichen Baues, und über
die Fallbrücke strömt die .vollgerüstete Ritterschar heraus, geführt von der
würdevoll einhersebreitenden Heiligen mit dem goldenen Ciborium; eine Ge-
stalt, die schon koloristisch die ganze, wohlabgewogene Komposition be-
herrscht. Goldgrund ■ bedeckt den Himmel, wo die rote Halbmondflagge
weht und weiter hinten die Zitadelle auf hohem Felsen emporragt. In den
herrlichen Bordüren fällt rechterseits die reizende HpTbfigur eines Edelfräu-
leins in die Augen, eine Vase mit beiden Händen erhebend. Unten Text-
anhang mit brillanter Initiale: Ego plantavi. Apollo rigavit, deus autem —.
219 Bildinitiale A. — Jesu Darstellung im Tempel. Pergamentblatt Fol.
aus einem lat. Chorbuche mit Musiknoten. Bildgrösse 13,5 : 9,5 cm.
Arbeit des oberen Mittelitaliens, der Bologneser Art verwandt.
XIV. Jahrh. erstes Drittel. 800 —
Das Bild in matten Farbentönen, grün© Gewänder bis auf das in Karmesin
gekleidete Kind, welches über den Altar hingereicht .wird. Der Altar,
worauf zwei Täubchen, die übliche Tempelgabe in dieser Szene, ist mit
Stoffen von verschiedener Farbe und Musterung drapiert. Den oberen Raum
- des quergeteilten Buchstabens A füllt ein grosses diagonales Kreuzblatt (das
4. Blatt fand keinen Platz), mit anderen Blatt-Motiven dazwischen. Der blaue,
an den Rändern fein weiss ornamentierte Grund, über den Buchstaben hin-
ausreichend, ist höchst bemerkenswerterweise in der Art der französischen
Goldgrundfelder, die hier also einwirkten, ausgezackt. Die lange Bordüren-
Endigung des Buchstabens oben und die Buchseite herunter verläuft in
kleinen Akanthusblättern und einem langgestreckten, zuletzt in federgezeich-
neten spiraligen Schnörkeln, die durch kurze Querstriche und rot<> und
schwarze Punkte belebt werden. Charakteristisch ist der in der Modellierung
der Gesichter verwendete oliy-grünliche Farbenton, der Lack oder Firnis,
welcher an den Schattenpartieh der Ornamente den Farben beigemischt wird,
die langen feinen Spiralen im Buchstabengerüst und manches andere. —
Nicht zu übersehen ist auf der Rückseite des Blattes die originell ornamen-
tierte grosse blaurote Zierinitiale A.
220 Bildinitiale A, Christus mit Kreuzesfahne vor dem Grabe, Kniebild.
In Gold und Farben gemalte Miniatur, 7X7 cm gross, mit schöner
Randbordüre. Pergamentblatt, ungefähr */, Seite (der Länge nach)
mit kalligraphischem lat. Text u. Musiknoten. Ausschnitt aus einem
norditalienischen Antiphonar des 15. Jahrh. 380 —

Karl W. Hiersemann in Leipzig, Königstrasse 29. Katalog 471.
 
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