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Karl W. Hiersemann
Katalog (Nr. 582): Inkunabeln: mit 35 Abbildungen von Druckermarken, Einbänden, Holzschnitten und Typen — Leipzig: Karl W. Hiersemann, 1928

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https://doi.org/10.11588/diglit.52306#0013
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JOHANN GUTENBERG MAINZ
Editio princeps of this treatise on the use of the cnmmunion, the author Matthaeus de
Krockow (de Wickerode) was a Pomeranian nobleman, secretary and counsellor of the
einperor Rupert, and from 1405 to 1410 (year of his death) bishop of Worms.
Siehe Abbildung auf S. 2
BALBUS DE JANUA, Johannes (ord. Praed.), summa quae vocatur
Catholicon. Fol. Moguntiae s. typ. n. (Johannes Gutenberg) 1460.
Got. Type ohne Sign. u. Blattz. 2spaltig, 66 Z., 373 Bl. Blauer Maro-
quinbd. mit ebensolchem Schuber. 69000 —
GW. 3182. Hain-Cop.-Winsh. 2254. Proctor 146. Brit. Mus. Cat. I, 39, IC. 301—03. Pel-
lechet 1702. Voull., Berlin 1558. Burger, Monumenta 139. Zedier, Gutenberg-Forsch. S. 114
bis 138. Zedier, Mainzer Catholicon (Veröffentl. d. Gutenberg-Ges. IV). Vgl. dort weitere
Literaturangaben.
Die äußerst seltene erste Ausgabe des Mainzer Catholicons,
eines der ältesten und wertvollst en Denkmäler der Buchdrucker-
kunst. Schön erhaltenes, ganz vollständiges und sehr breit-
randiges Exemplar. — Durch die besten Kenner wie Hessels, von der Linde,
Schorbach, Dziatzko, Zedier u. a. dem ersten deutschen Drucker, Johann Gutenberg
zugeschrieben, ist das Mainzer Catholicon nächst der 42zeiligen Bibel das bei weitem
bedeutendste aus der sehr kleinen Zahl von Druckwerken, die man mit Sicherheit als echte
Gutenbergdrucke bezeichnen kann. Es ist zugleich das erste umfangreiche
wissenschaftliche Werk weltlichen Charakters, das durch die
Presse seine Verbreitung fand. In der Zahl der datierten Druckwerke nimmt
es die vierte Stelle ein.
Der außerordentliche Wert der Meisterschöpfungen aus der Frühzeit der Typographie
ist hinlänglich bekannt. Zumeist in festem, unveräusserlichem Besitz der grossen Bibliotheken
oder von den Sammlern als größte Kostbarkeiten gehütet, kommen diese ersten und zugleich
schönsten Erzeugnisse der Buchdruckerkunst heute kaum noch zum Verkauf.
Das Catholicon ist mit Recht als eine Riesenleistung der Typographie
bezeichnet worden. Es ist zugleich ein beredtes Zeugnis für die ungebrochene Tatkraft Guten-
bergs, der diesen monumentalen Druck unter den drückendsten äußeren Verhältnissen zustande
brachte. Im Jahre 1455 war die Geschäftsverbindung, in die der geniale Erfinder der schwarzen
Kunst mit dem wohlhabenden Mainzer Bürger Johann Fust getreten war, und als deren Haupt-
ergebnis die 42zeilige Bibel gilt, gelöst worden. Gutenberg, unfähig, die von seinem reichen
Geldgeber zurückgeforderte Summe zu zahlen, war verklagt und verurteilt worden. Seines
Druckgeräts beraubt, mußte er es erleben, daß sich sein bisheriger Teilhaber mit einem
seiner früheren Gehilfen, Peter Schöffer aus Gernsheim, verband, um eine eigene Presse ins
Leben zu rufen. Über Gutenbergs Schicksale nach diesem Zusammenbruch wissen wir nur
wenig. Seine gewaltige Willensstärke und alte Unternehmungslust verließen ihn jedenfalls
nicht. In dem angesehenen Mainzer Juristen Dr. Konrad Humery fand er den Kapitalisten,
mit dessen Geldvorschüssen er eine neue Druckerei errichtete. Das Hauptwerk dieser zwöitön
gutenbergischen Offizin ist das berühmte Catholicon vom Jahre 1460.
Wie hinlänglich bekannt, schloß sich die frühe Druckkunst, um den Konkurrenzkampf
mit den Manuskripten aufnehmen zu können, eng an den Schriftcharakter der Handschriften
an. Für das Catholicon nahm sich Gutenberg jene gerundete Buchschrift zum Vorbild, die
schon in den Manuskripten der Zeit die Vorherrschaft über die den steifen, gotischen Ductus
festhaltende Schrift behauptete. Ist auch wegen des gewaltigen Umfangs des Textes auf
Größe und Pracht der Type verzichtet worden, so doch nicht auf die Schönheit und gefällige
Form. Auch aus dieser Type spricht der Sinn für Regelmäßigkeit und Ebenmaß, der schon
die 42zeilige Bibel auszeichnete. Eine neue, ganz kleine Letternart tritt hier in Erscheinung,
die kleinste bis dahin gebrauchte Buchschrift, durch welche eine große Ausnutzung des
Schriftfeldes (66 Zeilen auf der Spalte) und damit eine erhebliche Verbilligung des Bücher-
preises ermöglicht ward. Durch ein einfacheres praktisches Typensystem wurden hier der
Druckkunst neue Wege gewiesen. Während bei der Herstellung der Bibeltype vermutlich
Schöffer mitgearbeitet hatte, ist die Catholicontype als das alleinige Werk Gutenbergs
anzusehen.

KARL W. HIERSEMANN, ANTIQUARIAT, LEIPZIG, KATALOG 582
 
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