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Hintze, Erwin [Hrsg.]
Die deutschen Zinngießer und ihre Marken (Band 2): Nürnberger Zinngiesser — 1921

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https://doi.org/10.11588/diglit.41593#0013
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I. NÜRNBERGER ZINNPROBEN UND MARKEN

Eine „vor 1300“ zurückreichende Nürnberger Zinnverordnung verlangt die
Probe zum Zehnten. Die Anbringung von Stempeln ist hier noch nicht erwähnt.
Christoph Gottlieb von Murr, Journal zur Kunstgeschichte und zur allgemeinen
Litteratur, V. Theil, Nürnberg 1777, S. 108 berichtet:
„Vor 1300“ „Im uralten Polizeybuche in fol. steht Pag. 55“:
„Es ist auch gesetzet, daz kain Kanlgiesser kain kanlen noch flaschen
noch schüzzeln niht giessen schol vnd swaz er gevsset von Cine vnd von pley
denne daz er allezeit niht mer giessen sol denne ain pfunt pleys vnder cehen
pfunt eins wer daz brichet daz gibt ie von dem stücke . Ix . haller . als of ers
blichet des suln sie sweren.“
Eingehende Bestimmungen über die Zinnproben und die Stempelung der
Arbeiten enthält die Nürnberger „Kandengieser-Ordnung“ vom 7. März 1578 in
den Artikeln 4 und 5:
Zum vierten soll allen kandengießern beym aydt verpotten sein, kein
geschlagen noch Englisch zien anderst dann von lautern gueten zien ohne einigen
zusaz deß pleyes zumachen, vnd das hernach solche arbeit, nemblichen die ge-
schlagen mit dem adtler vnd einer cron, aber das so auf Englisch art purgirt
vnd gemacht ist, mit dem adtler, der cron vnd einer roesen soll gezaichnet werden,
bey straff zehen pfundt nouj.
Zum fünfften so sollen auch die kandengießer alhier ihr treü geben vnd
darauf zu Gott ein aydt schweren, daß sie nach ihr gewalt kein kandel, flaschen,
schüßel oder ander werck von hieigen gemeinen zien anderst nit gießen, dann
vnter zehen pfundt zien ein pfundt pley vnd vnter ein centner zien zehen pfundt
pleys, welches zien oder die darauß gemachte arbeit anderst nicht dann mit ge-
meiner statt adtler soll gezeichnet werden ; vnd weil auf dem hanndtwerck mit
alters herkommen, daß ein jeder meister ein sondern adtler vnd in der veldung
desselben ein klein bey gemerck hat, darbey man erkennen kann, welchem meister
derselb adtler zustehet, so sollen sie vnd ein jeder insonderheit schuldig vnd ver-
punden sein, zuuor vnd ehe er sich desßelben seines adtlers zum aufschlagen
gebraucht, den die geschwornen meister besichtigen zulaßen, vnd ihne in das
darzu verordente zienplat zuschlagen vnd zubringen, damit keiner dem andern zu
nachtheil oder sonst betrieglich handle.
Nürnberg Stadtarchiv, M S 118 folio, Handwerksordnungen von 1629, I Bl. 258 fr., Kanden-
gieser-Ordnung vom 7. März 1578.
Die Ordnung von 1578 unterscheidet also:
1. Geschlagenes Zinn (lauteres Zinn), das mit dem Adler (gemeint ist
das Nürnberger Stadtwappen) und einer Krone zu zeichnen war. Marken dieser
Form haben sich bis jetzt nicht nachweisen lassen. Zwei vor 1578 entstandene
 
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