Schrift hervorgeht. Sie lautet: “De Nicolas Moreau seigneur Dau-
teuil 1580 A Lamison coeur“10. Es ist allerdings anzunehmen, daß
Nicolas Moreau nicht der erste Besitzer der Handschrift war,
da ein anderes Wappen, das nicht festgestellt werden konnte, sich
auf dem ersten Blatte befindet. Hiernach, nach der Schrifttype und
dem Stil der drei Miniaturen, die die Handschrift schmücken,
möchte ich als Entstehungszeit die zweite Hälfte des 15. Jahrhun-
derts und nicht das 16. Jahrhundert ansetzen, wie es meiner An-
sicht nach fälschlich getan worden ist* 20.
VI.
An einigen Stellen wurden noch drei andere Handschriften der
Bibliotheque Nationale zum Vergleich herangezogen: Ms. fr. 833
(Ba), ms. fr. 1727 (Bb), ms. fr. 1131 (Bc).
Ba ist eine schöne Humanistenhandschrift auf Pergament aus
dem 16. Jahrhundert21 und enthält alle Werke Alain Char-
tiers. Der ungekürzte Text des “Livre des quatre Dames“ trägt
hier folgende Ueberschrift: “Le tresgracieux Livre des quatre
dames, compile et fait par maistre Alain l’an 1433“. Diese Da-
tierung ist falsch, da sich ja auf Grund der neuesten Forschun-
gen über Chartiers Lebensdaten ergeben hat, daß er höchst-
W'ahrscheinlich kurz nach 1430 gestorben ist22. Außerdem hat man
sich durch die historischen Anspielungen, die das “Livre des
quatre Dames“ enthält, veranlaßt gesehen, es kurz nach der
Schlacht von Azincourt — also Ende 1415/Anfang 1416 — zu
datieren. Diese Datierung muß wohl aufrecht erhalten werden,
obwohl in dem Gedichte selbst die Schlacht von Azincourt nicht
namentlich erwähnt ist, sondern nur einige Handschriften und
Drucke in der Haupt- oder den Teilüberschriften Azincourt nen-
nen, z. B. Bibi. Nat. ms. fr. 1131 (Bc): “Le livre des quatre dames
dont les maris finent a la bataille d’Agincourt“, Bibi. Nat. ms. fr.
1507 (N): “La premiere Dame lamente son ami mort en la bataille
d’Azincourt“, der Münchener Kodex Gall. 10 (M): “La premiere
dame parle encores et lamente son amy mort en la bataille d’Aizin-
court contre les Angloys“, der Druck von P. Le Caron (circa 1484)
(A): “Cy commence le tres gracieux livre des quatre dames com-
pile et fait par maistre alain l’an mil 1111 c. trente trois“. Ebenso
datieren die beiden anderen Drucke bei P. Le Caron (von 1489
und avant 1499) und die Drucke bei der Witwe Trepperel und
Phelippe Le Noir das “Livre des quatre Dames“ 1433, während die
beiden Drucke bei Galliot du Pre von 1526 und 1529 (G) gar keine
10 “A l’ami son coeur“ ist die Devise von Nicolaus Moreau.
20 Catalogue des manuscrits fran^ais, Bd. I., Paris 1868, Kussmann,
op. cit. S. X.
21 Paris, Paulin, Les Manuscrits framjais de la Bibliotheque du roi,
Paris 1845, VI., p. 386.
22 Champion, P., Histoire poätique du XVe sifecle, t. I., Paris 1923.
- 35 —
teuil 1580 A Lamison coeur“10. Es ist allerdings anzunehmen, daß
Nicolas Moreau nicht der erste Besitzer der Handschrift war,
da ein anderes Wappen, das nicht festgestellt werden konnte, sich
auf dem ersten Blatte befindet. Hiernach, nach der Schrifttype und
dem Stil der drei Miniaturen, die die Handschrift schmücken,
möchte ich als Entstehungszeit die zweite Hälfte des 15. Jahrhun-
derts und nicht das 16. Jahrhundert ansetzen, wie es meiner An-
sicht nach fälschlich getan worden ist* 20.
VI.
An einigen Stellen wurden noch drei andere Handschriften der
Bibliotheque Nationale zum Vergleich herangezogen: Ms. fr. 833
(Ba), ms. fr. 1727 (Bb), ms. fr. 1131 (Bc).
Ba ist eine schöne Humanistenhandschrift auf Pergament aus
dem 16. Jahrhundert21 und enthält alle Werke Alain Char-
tiers. Der ungekürzte Text des “Livre des quatre Dames“ trägt
hier folgende Ueberschrift: “Le tresgracieux Livre des quatre
dames, compile et fait par maistre Alain l’an 1433“. Diese Da-
tierung ist falsch, da sich ja auf Grund der neuesten Forschun-
gen über Chartiers Lebensdaten ergeben hat, daß er höchst-
W'ahrscheinlich kurz nach 1430 gestorben ist22. Außerdem hat man
sich durch die historischen Anspielungen, die das “Livre des
quatre Dames“ enthält, veranlaßt gesehen, es kurz nach der
Schlacht von Azincourt — also Ende 1415/Anfang 1416 — zu
datieren. Diese Datierung muß wohl aufrecht erhalten werden,
obwohl in dem Gedichte selbst die Schlacht von Azincourt nicht
namentlich erwähnt ist, sondern nur einige Handschriften und
Drucke in der Haupt- oder den Teilüberschriften Azincourt nen-
nen, z. B. Bibi. Nat. ms. fr. 1131 (Bc): “Le livre des quatre dames
dont les maris finent a la bataille d’Agincourt“, Bibi. Nat. ms. fr.
1507 (N): “La premiere Dame lamente son ami mort en la bataille
d’Azincourt“, der Münchener Kodex Gall. 10 (M): “La premiere
dame parle encores et lamente son amy mort en la bataille d’Aizin-
court contre les Angloys“, der Druck von P. Le Caron (circa 1484)
(A): “Cy commence le tres gracieux livre des quatre dames com-
pile et fait par maistre alain l’an mil 1111 c. trente trois“. Ebenso
datieren die beiden anderen Drucke bei P. Le Caron (von 1489
und avant 1499) und die Drucke bei der Witwe Trepperel und
Phelippe Le Noir das “Livre des quatre Dames“ 1433, während die
beiden Drucke bei Galliot du Pre von 1526 und 1529 (G) gar keine
10 “A l’ami son coeur“ ist die Devise von Nicolaus Moreau.
20 Catalogue des manuscrits fran^ais, Bd. I., Paris 1868, Kussmann,
op. cit. S. X.
21 Paris, Paulin, Les Manuscrits framjais de la Bibliotheque du roi,
Paris 1845, VI., p. 386.
22 Champion, P., Histoire poätique du XVe sifecle, t. I., Paris 1923.
- 35 —