Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4 - Einleitung.
Geschmack an der reizenden Einfalt der Natur. Sowohl die nach und nach zuneh-
mende Ueppigkeit und Prachtliebe, als auch der allmählig sich verfeinernde Geschmack
selbst, haben fast gleichen Antheil an der Einführung der Kunst in die Gärten. Da-
her die Mischung des Falschen mit dem Wahren, des Unschicklichen mit dem Schick-
lichen. Daher hat man mit künstlichen Gegenständen einen GarkenplaH eben so oft
dem einfach reizenden Gepräge der Natur entrissen, eben so oft ihn verunstaltet, als
ihm eine Verschönerung mitgetheilt, die seine Wirkung hebt.
Ein Theil dieser Gegenstände war schon in den Gärten der Alten, besonders
der Römer, zu sehen, welche Baukunst und Bildhauerei) so gerne zur Befriedigung
ihrer Prachtliebe brauchten. Andere sind von den Franzosen, andere von den Brit-
ten eingeführt, und zur allgemeinen Nachahmung gekommen. Sowohl die alte,
als auch die neue Manier bedient sich der Werke der Kunst, nur mit dem Unterschiede,
daß überhaupt betrachtet jene mehr Verschwendung und Unschicklichkeit, diese zwar
im Ganzen mehr Sparsamkeit und Auswahl, aber auch doch manche seltsame Ver-
irrungen zeigt.
Es ist Pflicht, bey diesen Untersuchungen sich zuvörderst vor allem Vorurtheil
zu verwahren, und sowohl auf der einen Seite die mancherley bisherigen Abweichun-
gen von dem Pfade des guten Geschmacks, die hier sichtbar werden, zu bemerken, als
auch auf der andern Seite den richtigen Gebrauch der Werke der Architektur und der
Bildhauerkunst bey ihrer Einführung in die Gärten Zu bestimmen, zu entwickeln, ob
und in wie weit sie Mittel der Verschönerung und der Verstärkung der Eindrücke der
Naturscenen seyn können, ihre Lage, Einrichtung und Wirkungen zu zeigen, und neue
Aussichten von ihrer Anwendung zu eröffnen. Untersuchungen dieser Art hat man
bisher unterlassen, indem man es bequemer fand, bloö der Mode, bald jener, bald
dieser, zu folgen. Es ist Zeit, die Werke der Kunst in den Gärten vor den Richter-
stuhl der Vernunft zu einer genauen Prüfung vorzuladen. Und da wir hier von man-
nigfaltigen Arten von Gebäuden, die man in den Gärten (Heils zu errichten pflegt,
theilö noch erfinden kann, zu reden haben, so wird diese Untersuchung sich vornehmlich
auf ihre Verhältnisse gegen die Gartenkunst und auf einige Erfordernisse der Schön-
 
Annotationen