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Z6 Zweyker Abschnitt. Von kleinern
tigkeit überemstimmen, eine 2lbkheilung für die Herren und für die Bedienten, und
ein ruhiges und anmuthiges Schlafgemach haben. Die Größe darf nur nach dem
Bedürfmß und der Bequemlichkeit abgemessen seyn; man braucht wenig Raum, ws
man gleich auf ein?n grünM^ fchattigten Vorplatz austreten kann. Nahe um diese
ländliche Hütten mögen blühende Gesträuche und die lieblichsten Blumen der Jahres-
zeit ihre Wohlgerüche aushauchen, der Psirschbaum und die Weinrebe mag sich an
den Fenstern hinaufziehen, und an der Seite des Schlafgemachs in einem Gebüsch,
. wo die Sängerinn der Liebe gerne wohnt, eine Quelle rauschen. Jeder Bewohner
bleibt hier die Zeit des Tages, so lange es ihm gefällt; die Besuche, die er seinen
Nachbarn giebk, sind so viele angenehme Spaziergänge; er verschließt sich wieder zum
Lesen und Zur Beschäftigung ; er liebt seine Wohnung, als sein Eigemhum. Die-
ses ist ohne Widerspruch ein weit mehr lachendes Gemälde, als ein Gebäude mit zwan-
zig Fenstern im Vordertheil; alles athmet hier ländliche Freyheit und Anmuth.
Nicht weniger lassen sich einzelne Gartengebäude zu einem besondern Gebrauch,
der zwischen Ergötzung und Bequemlichkeit in der Mitte liegt, bestimmen. So kann
man dem Vergnügen der Tafel ein besonderes Lusthaus widmen. Es verlangt eine
kühle, schattigte Lage, und eine heitre Aussicht. Ist in der Nähe eine klare Quelle,
ein Gebüsch, das von singenden Vögeln bewohnt wird, ein beschatteter Vorplatz zürn
Herumwandeln, desto angenehmer. Der Speisesaal muß hoch und Helle seyn, und
verziert in einem lebhaften angenehmen GeschmaL. Die Küche verberge sich in den
Schatten eines nahen Dickigtö.
Ein anderes Gartengebäude kann den Vergnügungen der Musik und des Tan-
zes besonders gewidmet seyn. Es verlangt keine prächtige Lage, noch weite ergötzen-
de Aussichten; keine stark interessirende Nakurscenen in der Nähe. Eine Verschlief»
sung im ruhigen Schatten ist hier am meisten angemessen. Der äußere Charakter
kündige die Bestimmung des Gebäudes an, und die innere Verzierung befriedige die
Erwartung, die vor dem Eintritt erregt wird.
Ein abgesondertes einzeln liegendes Studierkabinet fordert eine ruhige und ein-
same Lage zwischen Heiterkeit und milder Beschattung; denn gar Zu viel Helle ist hier
eben so unbequem, als zu viel Dunkelheit. Kein Geräusch eines starken Wasserfalls,
aber kleine sanfte Wassergüsse; zur Seite eine Anhöhe, wenn es die Lage verstaktek,
oder hohe Bäume, dis den Flug des Geistes beleben helfen. Immer so viel Aus-
sicht auf lebhafte Scenen in der Ferne, als in Zwischenstunden zur Erheiterung nö-
thig ist. Am Eingang oder auf dem Vorplatz die Statue des Vaters der Künste,
oder eines Philosophen, oder eines Dichters, der Liebling des Besitzers ist, an dessen
Felser sich seine Eirchildungskraft erwärmt, dessen Ruhm seine Eifersucht beherrscht.
Einfalt
 
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