Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hirschler & Comp.
Der wertvolle künstlerische Nachlass des Herrn Carl Göbel, geb. 1824, gest. 1899: prächtige Aquarelle, Zeichnungen, Studien, Skizzen : Versteigerung: Dienstag, 21. bis inklusive Samstag, 25. April 1903 — Wien, 1903

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.32091#0011
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
keine Ziererei und Stimmungsduselei, sondern die Wahrheit, das
Gegenständliche ist es, wodurch sein Stift gleichsam in fast
konvulsive Tätigkeit gerät. So schildert er uns unermüdlich die
so interessanten Almhäuser, jene kleinen Dorfschaften mit ihren
Bewohnern, den Holzknechten, Hirten undjägern, und all ihrem
Tun und Treiben, die Landkirchen und engen Strassen der Dörfer,
überragt von mächtigen Bergkuppen, die jeweiligen ruinen-
haften Burgen und Festungen einer längst vergangenen Zeit,
endlich die Wälder des Gebirges wie des Hiigel- und Flach-
landes, die Herrenhäuser und Schlösser, dazu die Jagden und
Sportvergnügungen, die Strecke mit den Jägern in Schloss und
Wald, Fische und Vögel, wilde und zahme Tiere aller Art in
zutreffender Qualität und Charakteristik. Seine Pferdestudien
dürften den Kenner interessieren, denn sie sind stets mit ein-
gehendster Beobachtung ihrer Eigenarten der Rasse wiederge-
geben; wir sehen die bewegte Parforcejagd und ihre Teilnehmer
abkonterfeit und für die nachherige Anfertigung von Bildern
skizziert. In diesen Mappen, die so viel bieten, muss man vor
allem den Künstler Göbel in seinen Werten erkennen, all das,
was wir in diesen Portefeuilles zusammengetragen sehen, lässt
uns in dessen Seele schauen, in die eigentliche Kraft des Meisters,
in seine intime Werkstätte. Der Katalog verzeichnet recht genau
aii den Inhalt der Konvolute und es dürfte manches Blatt nicht
nur für aristokratische Familien als auch für den Wiener Bürger
von besonderem Interesse sein, sonach auch der Viennensa-
Sammler ein ziemlich reichliches Material zu finden in der Lage
sein wird.

Fast trenne ich mich schwer von den Mappen, die uns
mit ihrem Inhalte die künstlerische Intimität des Malers wider-
spiegeln, aber der hier gegebene Raum erheischt es, jede
Schwärmerei, und sei sie auch noch so berechtigt, einzudämmen,
um noch einen Blick auf die „Eingerahmten“ werfen zu können,
woselbst Göbel ebenso vielseitig Kunde von seinem Fleisse
gibt. Obwohl auch Arbeiten älteren Datums dabei sind, wurden
sie doch zumeist in seiner letzteren Periode nach Studien zu-
sammengesteilt, sie machen demnach auch mit Ausnahme von
einigenNummernnichtdie Ansprüche auf jene künstlerischeGeltung,
die seinen Studien und Skizzen zukommt, doch aber vermögen
sie, teils weil Reminiszenzen und Darstellungen aus beliebten
und zumeist wohlbekannten landschaftlichen Gebieten oder Bilder
nationalen Charakters vorgeführt werden, manchen Freude zu
bereiten und dürften dieselben daher auch gerne gekauft werden.
Göbel hat es sich in seinen älteren Tagen nicht versagen
können, täglich sein Quantum Zeit beim Zeichentisch zu ver-
bringen, und so entstanden wohl auch die vielen Biider, die wir
da vereint eingerahmt sehen. Es ist eine alte Geschichte, dass
dem Künstler Studien und Skizzen von grösserem Werte und
demnach höherem Interesse sind, als die Bilder, welche oft mit
dem Aufwande aller künstierischen Kraft entstehen, aber doch
nur als ein schwächeres Nachempfinden der Natur betrachtet
werden können. Das ist es auch hauptsächlich, wodurch sich

V
 
Annotationen