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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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brr. 161

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Schristleituna: Hauvtstraße 23 Fernsprecher-S.-A. 7351—53.

Montag, 13. Iuli

Hauptgeschäftsstelle Hauptstratze 23. Fernsprecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Haspelgasse 1.

1936

Rejchsfestspiele heiöelberg 19Z6.

Mitte : Reichsminister Dr. Goebbrls; links : Ministerprnsideiit Köhlcr; r:

Robcrt Wngncr, Oberbürgermeistcr Dr. Neinhgus.

Zestkicher Seginn.

^ahnen an allen Häuscrn, in dcn Straßen und aus
^ Vrücken, Fahncn auf dcn Türmcn und zwischen dem
der .höhcn --- das war der fcstlichc Schinuck einer
sef«^' die stolz darauf ist, zum drittenmal die Reichs-
ist ihre Reichsfestspiele beginnen zu können. Cs

bstrklich so, wie Oberbürgermeister Dr. Neinhaus
^einen Gelcitwortcn zum Festspiclbuch schreibt:
wollen Reichssestspiele. Landschaft, Gcschichte,
"ud Schloß als untrennbarc Cinheit er-
Wir können uns heute einen Sommer ohne
Spiele auf dem Schloß nicht mehr vorstellen und
feiern mit und nehmen teil an diesem künstleri-
>hh ^reignis. Wie viele Heidelberger mögen gestern
°^sorgter Miene zum Himmel geblickt haben, als im-
ueue schwarze Wolkenberge heranzogen und
p,??^fchauer herniederschickten, und wie allgemein war
^ßö ^ Freude, als dann ein schöncr Abend den un-
Verlauf der ersten Vorstellung ermöglichte,
Dj^^un hat für Wochen auf dem Schloß wiedcr der
er das Wort, sprechen zu uns die unstcrblichcn
Hh ^E der Dichtkunst. Di« Heidclbergcr Festspiele, die
des deutschen Kulturwillens, haben begonncn.

Der „Herzbczirk dcr deutschcn Dichtung",
wie ihn Dr. Rainer Schlösser nannte, wird seine
kräftigen Schläge hören lassen und wird sie hinaus schik-
ken in alle Lande. Und die Menschcn werdcn kommcn

chts: Neichsstatthaltcr

und sich cinfangen laffcn von dem Zauber dieser Land-
schaft, von dcr zwingenden Größe dieses Schauplahes und
von dcr Kraft, die ausströmt aus der beispielhaften Tat
der Hcidclberger Rcichsfcstspiele l936.

Vie feierliche Eröffnung am Sonntag vormittag.

Die Reichsfestspiele Heidelberg 1936
wurden gestern vormittag mit einem feierlichen Nkt
der Eröfsnung eingeleitet, einem stolzen und würdigen
Auftakt der kommenden Folge sestlicher Ausführungen,
Als die Rufe der Fanfaren den Beginn der Fcier ver-
kündeten, hatten die Spitzen des politischen und geisti-
gen Lebens unserer badischen Heimat sich eingefunden,
zu denen sich noch eine grvhe Zahl vvn prominenten
Dertretern des deutschen Kulturlebens aus dem Reich
gesellte. Es waren anwesend Reichsstatthalter und Gau-
leiter Robert Wagner, Obergebietsführer Eerff,
Gebietsführer Kemper, Generalmajor Ritter von
Schobert in Degleitung zahlreicher hoher Ossiziere,
Kreisleiter Seiler und Oberbürgermeister Dr, Rein--
haus, ferner als die Dertreter der Reichskulturkammer
Reichskulturwalter Moraller, Reichsdramaturg Dr,
Schlvsser und Gauleiter Frauenfeld, weiterhin
die Dertreter aller nationalsozialistischen Organisatio-
nen, an ihrer Spitze SA-Oberführer von Halden-
wang u. a., außerdem die Vertreter aller Behörden,
Die Anwesenheit dieser grohen Zahl von Ehrengäste

zeugte von der Deüeutung, die die Reichsfestspiele in
Heidelberg für das deutsche Kulturleben gewonnen ha-
ben.

Als Beginn der Feier spielte das Städtische Or»
chester unter Leitung von Kapellmeister Dohne (der
den erkrankten Generalmusikdirektor Overhoff vertrat)
die Ouverture zu „Freischütz" von C. M, von Weber
in meisterlicher Erfassung. Aus bieser Musik klang die
wunderbar beschwingte Llrsprünglichkeit unserer Land-
schaft, sie war ein romantisch tönender Widerklang des
Geistes, der die Stätte beherrscht, die sie nun mit ihrer
Melodie erfüllte. Darauf nahm als erster Sprecher

Reichskulturwalter §ranA Moraller

das Wort.

Er führte folgendes aus:

„2n kurzer Zeit haben sich die Reichsfestspiele schon
eine Tradition geschaffen, sind im 2n° und Aus-
land ein Degriff gewordcn, eine kulturelle Tat, sür die
wir dem Schirmherrn, Reichsminister Dr. Goebbels,

aus aufrichtigem Herzen danken Weiter danken wir der
badischen Regierung, die den Reichsfestspielen
die tatkräftigste Anterstützung zuteil werden läht. Ganz
besvnders danken wir aber auch der Stadt Heidel-
berg, die im Dewuhtsein ihrer kulturellen Sendung
schwere Opser gebracht hat, um die Reichsfestspiele in
dieser repräsentativen und grohen Form zur Durchfüh-
rung gelangen zu lassen. — Die wesentlichste Aufgabe,
die der Rationalsozialismus kulturell unserer Zeit ge-
stellt hat, ist die seelische Ausrichtung derRa-
tivn. Das bedeutet auch für die Freilicht- und Dolks-
schauspiele innere Derpflichtung. 2hre Dedeutung geht
daraus hervor, dah heute mehr als 230 Llnternehmun»
gen in Deutschland Freilichtspiele veranstalten, also
gleich viel, als in Deutschland stehende Theater vorhan-
den sind.

Die Aufgabe der Ausrichtung kann niemals erreicht
werden durch eine engherzige Reglementierung oder
fruchtlvse Kritik, sondern nur durch Sichtbarmachung
der grohen Aufgabenstellung und die grohe, beispiel-
hafte Tat. Eine solche sind neben den Römerberg-
Festspielen die Heidelberger Reichsfestspiele. Hier soll
reichste künstlerische Lcistung für das gesamte Freilicht-
spielwesen beispielgebend sein. Was die Reichstheater-
woche für die stehenden Theater, sollen die Reichsfest-
spiele für das Gebiet des Freilichtspielwesens werden.
Diese Forderungen: der Dreiklang echt deutscher Land-
schaft, lebendiger Geschichte und reichster deutscher Kunst,
sind hier in idealer Weise ersüllt." — Nach Dankes-
worten für die wochenlange erfolgreiche Probenarbeit
des 2ntendanten und seiner Mitarbeiter sowie für den
ideellen Optimismus der veranstaltenden Städte betonte
der Redner: „So werden wir von dieser Stelle aus dem
Ausland und der ganzen Welt zeigen, wie stark der
kulturelle Wille des nationalsozialisti-
schen Deutschland ist und wie stark die schöpferi-
schen Kräfte des Dritten Reiches unter der Führung
Adolf Hitlers sind."

Neichsöramaturg Vr. Schlösser

legte dann in einer dichterisch gesormten Rede den in»
neren Sinn dieser Heidelberger Festspiele dar.

Er sührte u. a. aus:

„Wenn wir, zmn dritten Mal nun, uns auf dem
geschichltich geweihten Bodeu der „schicksalkundigen"
Burg zusammcnfinden, um die Heidelberger Reichs-
sestspiele zu erösfnen, so scheint es an der Zeit, Re-
chenschaft abzulcgen über Sinn und Wesen
dieser k u l t u r p o l i t i sch e n Tat des national-
sozialistischcn Deutschland, die der unvcrgehliche erste
Präsideni der Reichstheaterkamnler Otto Laubingcr
im Auftrag von Reichsminister Dr. Goebbcls vcrwirk-
lichte. Worin, sragen wir uns, liegt die inncre
Rechtfertigung der sestlichen Stundcn, die heute
hier anheben sollen? Kaum gestcllt, erscheint diese
Frage schon müßig, denn wer cmpsänge in diescm Au-
genblick, an dieser Slättc nicht, was jedeu Deutschen
mit unwiderstehlicher Gewalt nach Heidelberg
zieht? Wer entzöge sich dem Zauber einer Stadt, von
der, wie von wenigen, gesagt werden muß, daß sie in
ihrem bloßen Dasein schon Dichtung ist? Sie
schließt in ihre Mauern alles das ein, was wir als
Jnhalt einer Dichtung sordern. Hier ist seit Jahr-
hunderten der Geist deutschen Denkcns und deutsch »
Jugend beheimatet. Hier vereint sich mit dcm mensch-
lichen Verstand eine göttliche Natur und bildet ein
Sinnbild sür das, was wir sind." — Nach ciner ge-
schichtlichen Betrachtung betonte der Redner dann:

,,Mit den Augen echtrr Romantik selzen auch wir
in dicscm Schlotz mehr als totcs Gemäucr und
mehr als schöne Architektur. Wie dcn Romanli-
kcrn wndcn auch uns dicsc Steine von der Un-
erschöpflichkeit und dem Reichtum der dcutschen
Seele.

Wo immer wir h-ute also spielen, ob in Heidelberg,
ob vor der Marienburg, stets feiern wir damit die Ro-
mantiker, die vor mehr denn hundert Jahren auszogen,
das ewige Deutschland zu finden.

Jn diesem Sinn gründet sich das grotze künstlcrische
Untersangen der Reichsfestspiele auf die Ueberlieferun-
gen der Romantik. Sein letzter nationalsozialistischer
Sinn kann sich hierin aber sicher nicht erschöpfen. Das
gcradc unterscheidet unser Bcginncu von allcn ähn-
lich gerichteten früherer Zeiten, daß sie gegenwartsnah
und zukunststrächtig, nicht bloß Akte der historischen

Aus „Agncö Bcrnauer": links Regcnsburger Bürgcrmädchen, r e ch t s : Augöburger Burger.

(fämtl. Aufn:. Rupp.)
 
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