Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9513#0221
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Ar. 167

Fernsprechsr-S.-A. 7351—53.

„Heidelberger Neueste Nachrichten^ — „Heidelberger Anzeiger^

Monkrg, 20. Zuli 1936

Seite 3

W sahre KrtWttamemMaft Rohrbach.

Eriter Kretsappell des Retchskriegerbands.

vchöne Zesttage der atten Soldaten m Rohrtmui.

mit der 60. G r ü n d u n g s f e r c r
18 iq ^^Serkameradschafl Rohrbach am
H e i^uli stand dcr Erste Kreisappell
im Reichskriegerbund <Kysf-
«e s m in diesem Iahr aus sein 1 5 0 jähri -

de,k»„ ° ll e h e n zurückblictt. Der Kreisverband Hci-
Nrenclöl aus Etwa 70 Kameradschaften zusam-

grbildei aus ehemaligen Waffenvereinl-
u»,??" ^ Gaue Pfalz, Neckar und Elsenz und steht
den Leitung von Kreisführer Käscr. Da auster
. » Kameradschaftssührern auch eine Anzahl Mitglie-
imca Führerstabs zu diesem soldatischen Trefsen
eiu? uohrbach kamen und msbesondcre sich viele Ler-
li^ltnd^fast alle Kreise der Bevölkerung unseres süd-
rn^Uen Stavtteils beim Fest ihrer alten Loldaten und
"""ampfer eingeschallei hatten, erhielt dies cine be-
Note, die dem Jubiläum im höchsten und besten
derlieh rr dcr ueuen völkischen Gemeinschast

Eingeleitet wurde das schöne soldatische Treffen
einem

Sestakt am Samstagabend

großen Zelt, das auf dem Turn- und Sportplatz
, "r^Kreuz errichtet war. Jm Schmuck der Farven
»nd Symbole des neuen Deutschland, sowie der Kyff-
yauserslagge und der alten Vereinsfahne der Rohr-
nacher Kameradschast bol es einen sttmmungsvollcn
^lahmen zu ven festlichen Veranstaltungen der Tage.

^eben den Fahnenträgern sah man am Samstagabend.

»u beiden Seiten die alten Friedensuniformen lje
^ues Jnfanteristen, Artilleristen und Ulanen), sowie
brei SA-Männer auf der anderon Seite, die das alte
Und das neue Deutschland symbolisierten. Obwohl
Vetrus auch diesem Fest wi« so manchem in diesen
^tzten Wochen durch einen in der achten Abendstunde
herniederströmenden Gewitterregen seine feuchte Weihe
gab, herrschte doch auf dem weiten Platz bereits jahr-
unrrktmäßiger Betricb, und das stimmungsvoll ge-
kchmückte Zelt war schon stark besetzt. Die Rohrbacher
urachten damit zum Ausdruck, daß ste sich ,ihr Fest"
auch durch einen „hoffentlich vorübergehenden" Guß
oon oben nicht vergrämen lassen wollten. Und bald
"eß denn auch Musikmeister Otto Schulze mit seincr
Kyffhäuserkapelle frische Marschmusik erklin-
geN, die später mit dem Marsch von Blon „Mit Stan-
darten" dem Festakt den musikalischen Austakt gaben.

Kamerad Bader gab in seincm Vorspruch „Auf
Und nieder" eine eindrucksvolle Rück- und Ausschau
"us dem politischen Geschehen der letzten sechs Iabr-
Irhnte und in Verbindung damit aus der Geschichte
aer Kameradschaft von ihrcr Gründcrzeit bis zur Ge-
gemvart. Der Vorspruch schloß mit mächtig packenden
Worten in der Würdigung des großen Schöpserwerks
des Ftthrers und einem Treuegelöbnis zu den ewigcn
wldatischen Tugenden, die immerdar gehütet und ge-
bflegt werden sollen zum Segen von Volk und Dater-
land.

Worie der Begrützung.

Nach einer weiteren Orchesterdarbietung nahm Ka-,

Meradschaftsführer Sandmaier das Wort zur Be-
grüßung der stattlichen Festvcrsammlung. Jnsbesondere
herzliche Willkommensworte widmete er den Ehren-
gästen, u. a. SS-Sturmführer Polizeidirektor Hennin-
ger, Kreisführcr Käser, dcn Ehrenmitgliedern, all den
vielen Kameraden, die mit ihren Angehörigen zum Fest
sich versammelt hatten. Mit ganz besonderer Freude
ersülle die Anwesenheit des letzten Mitbegründers
Uud Ehrenmitglieds der Kameradschaft, Landwirt Ge-
°rg Sauter, so betonte der Redner u. a. Mit sei-
uen nahezu 87 Jahrcn habe es sich der Altveteran nicht
Uehmen lassen, an ihrem Ehrentag in ihrer Mitte zu
iveilen. (Wir brachten in der Samstag-Ausgabe der
»Heidelberger Neuestcn Nachrichten" mit dem Bildnis
des Altveteranen Sauter dessen Lebensbcschreibung.)

Dandmaier fuhr in seiner weiteren Rede fort, indem
rr hervorhob, daß die zahlreiche Anteilnahme der Be-
bölkerung Ansporn für die alten Soldaten und ihre
Organisätionen sei, ihrem höchsten Ziel, Deutschland,

Vr dienen. Denn ohne ein starkes Soldatentum im
^olksleben köune ein starkes Vaterland nicht bestehen.

Der Kameradschaftsführer erinnerte an das 50. Grün-
dungsfest im Jahr 1925. Es wurde in eincr Zeit
gefeiert, da Vaterland uud Volk in den Fesseln des
Versailler Schanddiktats schmachteten. Am Kampf
gegen die dunklcn Gcwalten. die in dieser Zeit das
Volkstum beherrschten, hätten die clten Soldaten jedoch
die Stellung gehalten, sodaß sie bei Errichtung des
Dritten Reichs Adolf Hitlers Freihcitsarmee würdig
eingegliedert werdcn konntcn. Kameradschaftsführer
Sandmaier schlotz mit dem Ausdruck des Stolzes, daß
der Führer in der Schafsung der neuen Wehrmacht dem
deutschen Soldatentum seinc Ehre wiedererrungen und
das deutsche Volk damit erst wahrhaft frei gemacht
dabe, wofür ihm auch der besondere Dank der alten
Soldaten und Frontkämpfer gebühre und das unent-
ivegte Gelöbnis der Treue.

Leider störte der abermals herniedergegangene Ge-
ivitterregen nunmehr auch dcn Festakt im Zelt emvfind-
lich, dcnn das Wasser drang an vielen Stcllen
durch das Zeltdach, „bcfcuchtcte" die Menschen,
die Tische und alles, was in seinen Bereich geriel in
dicht geringcm Maß, und auf dem Boden bildeten sich
richtiqe große Wasscrlachen, sodaß der Aufenthalt ziem-
Uch ungemütlich wurde. Aber man hielt trotzdem
aus, teilweisc unter aufgcspannten Rcgenschirmen!

Auch die Musik, dic vorhcr das Feld gcraumt hatre,
wieder hervor, und selbst die Sängerschafl des
^annerqesanqvereins Robrbach trat zu zwei
^errlichen Cbordarbietunaen an („Der letzte Rltt und
."Wenn die Garde marschiert"'), die unter der -eitung
fhres Ehormcisters Alfrcd Schetters in hervoragen-
der Form erstanden.

Hierauf nahm dcr ehemalige Bürgermcister Rohr-
bachs Ältstadtrat Christian Bitter das Wort zu
ainer eindrucksvollcn

Festrede.

^ie war zugleich eine Rückschau über die verfloffenen
Wchs Jahrzehnte seit Gründung der Rohrbacher Kame-
^adschaft, die, so fiihrte der Redner u. a. aus, zugleich
kln Stück Entwicklungsgeschichte Rohrbachs darstelle.

Als früherer langjähriger Bürgermeister dcr Gemcmde
Ps zi,x Eingemeindung und altcr Frontsoldat hatte
Ehristian Bitter oft Gelegenheit, in lameradschaftlicher
^eise mit den alten Soldaten bei den vcrschiedensten
^nlässen zusammen zu sein, und auch beim 50. Grun-
dungsfest der Kameradschaft hielt er die Festansprache.

Der Gründer gedachte der Redner dann, all der Man-
vEr, die seiuerzeit dem ehemaligen Militärverein, spg-
der Kameradschaft Rohrbach dienten, erwähnte die
d'vrstände, die den Verein durch die sechs Jahrzehnte
ieines Bestehens erfolgreich führten, und gedachte
Mießlich der Gefallcnen und der Kriegsverletzten in
vankbar ehrenden Worten. Aus dicsem Opfer- und
Sronigeist erstand das Dritte Reich. Dem Schöpfer
^eses neuen Deutschland, des Reiches der Ehre, Frei-
veit und der Einheit, Ndolf Hitlcr, gehörten die alten
^vldaten allezeit mit Leib und Seele.
k>.. Das begeistert aufgenommene Sieg-Heil auf den
'mhrer und Reichskanzler bcsiegelte der spontane Ge-
lang der beiden Lieder des deutschen Volkcs.

Kreisführer Käser nahm hierauf die

Ehrungeil und Auszeichnungen

l'rrdienter alter Kameraden vor.

, . Die goldene Bundesnadel des Reichs-
rriegerbundes sür über 50 Jahre Zugehörigkeit erhiel-
Leonhard Frauenfeld, Johann Grim-
> nger und Johann Schahn.

- 8ür über 40 Jahre Mitgliedschast un Reichskrie-

Dic Fahnen an der Spitze des Festzugs.

gerbund wurden ausgezeichnet: Daniel Geiger,
Kaltschmidt, Rehn und Schmidt.

Eine Reihe von Kameraden konnten für hervor-
ragende Schietzleistungen ausgezeichnet wer-
dcn. Abschließcnd des Ehrungsaktes appellierte Ka-
meradschaftssührer Käser an den Kameradschafts-
geist und erinnerte an die Tradition des alten Solda-
tentums, die auf die jungen Kameraden übertragen
und weiter gepflegt werden müßten zum 'Segen von
Vaterland und Volk. Käser erinnerte daran, daß das
Jubelfest des Reichskriegcrbunds im Zeichen des 150-
jährigen Bestehens des Reichskriegerbunds stehe und
gedachte dann der toten Helden, der zwci Millionen Ge-
fallenen des Weltkriegs und auch der vielen Kämpfer
im braunen Ehrenkleid, die für das neue Deutschland
Blut und Leben opferten. Die Versammclten hatten
sich zum Hcldengedenken erhoben. Das Lied vom gu-
ten Kameraden begleitete leise das Orchester. Die Fah-
nen scnktcn sich zum Gruß an die Toten.

Mit dem ergreifenden Erinnerungsakt a>n die To-
ten, dem Vortrag einer weiteren ergreifemden Dichtung
durch Kamerad Bader „Der schwerste Tag"
rundete sich der weihevolle Jnhalt des ersten Teils
der reichen Darbietungssolge.

Der zweite Teil brachte wertere wertvolle Chor-
darbietungen des „Sängerbuud" und des „Lie-
derkraiiz", turnerische Vorführungen einer Turne-
rinneuriege der Turn- und Sportgemeinschaft mit sehr
schönen Keulenübungen, sowie sehr gute Barrenübun-
gen des Turnerbund und vorzügliche Gruppenstellun-

Aufnahme: Rupp.

gen des Athletenklub „Germania". Zu all den reichen
Darbietuugen schuf die sleißig spicleude Kysshäuser
kapclle dcu musikalischen Rahmen, sodaß trotz äußerer
Ungunst durch das Wetter doch schöne und gemütliche
Stunden, die von kameradschastlichem Geist getragen
waren, entstanden.

Dle BerailstattiNWll -es Eonntaßs.

Der Sonntag morgon zeigte wcnigstens wieder
einen freundlichcren Himinel. Und nach und nach blieb
sogar die Sonne endgültig Sieger in diesem Kampf
um das richtige Fcstwettcr für dic alten Soldaten und
die viclen Kameradschaften, die aus der ganzen Um
gegend in ansehnlicher Stärke im Lauf des Vormittags
anmarschiert kamen. Bereits in der siebenten Mvrgen-
stundc war das große Weckcn. Gar mancher, der
vom Festakt etwas „früh" den Heimweg gefunden hatte,
rieb verschlafen die Augen. Aber dieser „Besehl" zum
Ausstehen mußte unbedingt ausgeführt werden. Und
es ging mit einigem Willen. Bei dem freundlichen
Himmel bckamen äuch vicle noch den Mut, rein äußer
lich ihrc Häuser etwas festlich auszugestalten durch
Flaggenschmuck und junges Grün. Und so entstand all-
mählich im ganzen genommen ein sestliches Bild, das
dem anbrechenden Tag einen verheißungsvollen und
würdigen Auftakt verlieh.

Bcreits um 9 Uhr war Kirchgang für beide
Konfessionen. Anschließend war auf dem Friedhof
eine kurze schlichte Gedenkfeier an den beiden
Ehrenmalen für die gefallcnen Hetden. Die Krieger-

wie -er wettergott -en Götz besiegte.

Hewitter zwingt zum /rbbruch -er Ersiaufführung.

Da hatte man nun also seit Wochen endlich einmal
wieder einen Samstag, der sich s o m me rl i ch be-
nahm mit einem blanken, blauen Himmel, mit Sonnen-
schein und richtiger Wärme. Man konnte Pläne ma-
chen für das Wochenende, man überlegte sich, in wel-
ches der Strandbäder man pilgern sollte und man
hoffte vor allem, sofern man nur irgendwie daran be-
teiligt war, auf eine Götz-Erstaufsührung im
Schlotzhof unter einem sommerlichen Sternen-
himmel. Nur diejenigen, die ihr Wetterglas genau
zu betrachten Pflegen und die Richtigkeit amtlichcr Wet-
tervorhersagen nicht bezweifeln, schüttelten ein wenig
skeptisch den Kopf und meinten: „Wenn das nur gut
geht!"

Und siehe da, es ging tatsächlich nicht gut! Sckion
in den crsten Nachmittagsstunden fing es an, im We-
sten ein wenig mulmig auszusehen, es kamen Wolken
herangcsegelt, die etwas schwärzlich angehaucht warcn
und hinter denen sich die Sonne ab und zu einmal
verkroch. Dann wurde, je näher der Abend kam, die
Geschichte immer drohender und als man stch zum
Abendessen niederließ, schloß man bereits vorsorg-
licherwcise die nach Westen gerichteten Fenster. Na ja,
und dann fing es auch wirklich an und zwar gleich in
der nun schon sattsam bekannten Wolkenbruch-
Manier. .

Was ein richtlger Heidelberger ist, der weiß genau,
datz Gewitter, die über den Gaisberg heranziehen,
keine rasch vorübergehende Angelegenheit sind. Jm-
mcrhin — man hatte nun einmal seine Karte für den
Götz" im Schloßhof und darum zog man denn hin-
auf, zumal gerade wieder mal eine kleine Atempause
einqeschoben wurde. Das Gesprächsthema war nur
eines: «Wird es wieder schön? Wird draußen ge-
spiclt?" Jm Schloßbof stand man wartend herum und
sah zu, wie eifrige Männer mit kleinen Tüchlein die
Stühlc trocken zu rciben versuchten. Kaum hatte man
sich mit Regenmänteln, Decken und Schirmen bewaff-
neß niedergelaffen, ging es von neuem los. Also fluch-
tete alles, von einer ermutiqenden Stimme um Ge-
duld gebeten, in den Königssaal, in den Faßkeller oder
wo sonst stch em schützendes Dach bot. mit Ausnahme

einiger Unentwegten, die es vorzogen, ihre nun ein-
mal getrockneten Stühle dadurch trocken zu halten, daß
sie einfach darauf sitzen blieben.

Ja, und dann erschien plötzlich, vom Scheinwerser
angestrahlt, auf dem Brunnenrand Götz-Gcorge,
reckte seine eiserne Hand zum Grutz und gab unter
allgemeincr Zustimmung der Meinung Ausdruck, man
wolle sich jetzt noch nicht ins Bockshorn jagen lassen,
sondern versuchen, den mitzgünstig gesinnten Wetter-
gott dadurch zu besänftigen, daß man ein paar Stücke
aus der Götz-Musik spiele. So geschah es denn auch,
wobei man abwechselnd die Regenschirme auf und zu
machte, die Stühle mit den berühmten Tüchlein abtrock-
nen ließ, die Regenmäntel bald aus-, bald anzog und
sonst zumeist an den Himmel guckte, an dem schwarze
Wolken und Wetterleuchten freilich nichts Gutes ver-
hießen.

Aber dann riefen d'' Fanfaren doch zum Beginn,
obwohl noch immer ein feiner Regen herniederging.
Die Reiter des Götz svrengten herbei, er selbst kam
gebarnischt aus den Büschcn bervor, Weislingen wurde
gefangen hereingcführt uud man kam so langsam in
den Bann dieser mitreißenden Dichtung und ihrer herr-
lichen Darstellung. Und daß sich die Bäume unter
dem Wind bogen und die Blitze den Schlotzhof oft tag-
hell erleuchteten, das schien nur zu der ganzon Stim-
mung zu passen. Bis schließlich der Hofstaat des Di-
schoss von Bamberg mit Lärmen und Lachen die weite
Spielfläche füllte. Da machte der Himmel seinen end -
gültigen Schlußstrich unter diese Erstauffüh-
rung des „Götz". Es prasselte und rauschte los, als
ob älle Schleusen geöffnet worden seien nnd es gab kei-
ncn anderen Ausweg, als abzubrechen und aus besseres
Wetter am Montag zu hoffen.

Droben im Schloß aber saß irgendwo der Ritter
mit der eisernen Hand, grollend und unwirsch, weil er
stch nun wieder zurückverwandeln mußte, ohne sein«
Verwandlung ausgenützt zu haben. Er war unterle-
gen in diesem Kampf mit dem Wettergott. Das aber
kann wohl auch den tapfersten Recken aus dem inneren
Gleichgewicht bringeu! vr.1V.Lok.

kameradschast Rohrbach Vertreter der Partei und der
NS-Kriegsopferversorgung hatten sich bei dem Ehr«i-
mal für die Gefallenen des Weltkriegsversammelt, das
am 5. Juli 1925 beim Fest des 50jährigen Bestehens
geweiht wurde. Auch die Einwohnerschast nahm an
dieser Feier für die Toten in großer Zahl teil. Kame-
rad Bader gedachte in tief empfundenen Worten der
220 gefallenen Rohrbacher Söhne, die sür des Vater-
landes Freiheit und Ehre auf den verschiedenen
Schlachtfeldern des Weltkriegs ihr Leben opfertem
Kameradschaftsführer Sandmaier legte an den
beidon Ehrenmalen die Kränz« des Dankes und der
unentwegten treuen Erinnerung nieder, und in das
andachtsvolle Schweigen der Versammlung dröhntc der
Ehrensalut.

Die KreisoeröandssiZung des Reichskriegerbunds

Jm Zusammenhang mit der Jubelfeier der Kame-
radschaft Heidelberg-Rohrbach fand der vorgeschriebene
Erste Kreistag dieses Jahres des Kreisver-
bands Heidelberg statt. Bei dem im Gasthaus
„Zur Linde" abgehaltenen Appell waren von den
68 Kameradschafte'ii, die zusammen 5044 Mitglieder
zählcn, nahezu 200 Vertreter erschienen. Kreisver-
bandssührer Käser eröffnete den Appell mit dem
Gedenken an die Toten des Jahres, die Gesallenen des
Krieges und der Bewegung. Er gab einen kurzen
Rückblick über die Geschehnisse des Jahres und rief
noch einmal die verschiedenen Veranstaltungon ins Ge-
dächtnis. U. a. sprach er über die Bildung des Sol-
datenbunds und berichtete über seine Pfingstfahrt nach
Oberitalien und den Besuch dortiger deutscher Kame-
radenfriedhöse. Er entwars dann ein Bild über den
glänzenden Verlauf des Reichskriegertags in Kassel
und über die eindrucksvolle Totenehrung auf dem
Douaumont, an der er mit 20 Kameraden des Landes-
verbands Kurpfalz teilgenommen hatte.

Jm zweiten Teil seiner Ausführungen behandelte
der Redner Kleinkalibersportfragen sowie
die Arbeit auf dem Gebiet der Propaganda und gab
Anregungon über das Rechnungs- und Fechtwesen; er
machte ferner Angaben über die sozialen Leistungen des
Reichskriegerbunds. Durch den Kreisverband wurden
im Jahr 1935 116 Gesuche weitergeleitet und hiersür
2445 Mark an Unterstützungen ausgezahlt. Jm Zu-
sammenhang mit dem Unterstützungswesen stellt« dcr
Kreisleiter die Wichtigkeit der Kameradschaftssozial-
referenten heraus und betonte, daß alle Gesuche dem
Kreissozialreferenten Neudeck vorzulegen stnd.
Warme Worte galten dann der Werbung für die Hit-
lerfreiplatzspende. Dabei erfuhr man, daß d«r
Reichskriegerbund jedes Iahr ein Viertel aller Frei-
plätze zur Verfügung stelle.

Nachdem dem Kameradschastsführer Wagner
(Mönchzell) unter dem Beifall der Kameraden das
Kyffhäuser-Ehrenzeichen überreicht worden war, gab
der Kreisführer noch verschiedene statistischc Feststelluii-
gen bekannt. Danach zählt der Reichsbund gegenwär-
tig 36 000 Kamerädschaften mit nahezu drei
Millionen Mitgliedern. Die mit großem
Jnteresse aufgenommenen Ausführmigen, die auch übor
die Zusammensehung des Reichskriegerbunds nach
Lebensalter und Berufen interessante Zahlen offenbar-
ten, gipfelten in dem begeistert aufgenommenen Sieg-
Heil auf Ftthrcr und Vaterland.

Starke Beteiligung beim Festzug.

Nachmitlags nach 2 Uhr bewegte sich durch die ver-
schiedenen Straßen des Stadtteils ein stattlicher Fest-
zug, an dem jich wohl sämtliche Rohrbacher Nereine
und die Kameradschasten aus dem ganzen Kreisgebiet
zum Teil in Fahnenabordnungen, zum größeren Tcil
jedoch in ansehnlicher Stärke beteiligten, sodatz dcr Zug
einen sehr guten Eindruck auf die vielen Zuschauer
machte, die den ganzen Weg bis zum Festplatz belebten.
Unter ihrem Musikmeister Otto Schulze bildete die
Kyffhäuserkapelle die Spitze und gab mit flot-
ter Marschmusik dem Festzug den musikalischen Rhyth-
mus. Hinter der Musik marschierte der Kreisstab des
Reichskriegerbunds und die Vertreter sonstiger Forma-
tionen. Dami folgten die Kameradschaften und Aüord-
nungen mit ihren Fahnen und die Vereine des Stadt-
teils.

Auf dem Festplatz angekommcn, begrüßte Kamcrad-
schaftsführer Sandmaier all die vielen Gäste und
insbesondere die alten Soldaten, die in kameradschast-
licher Verbundenheit zum 60jährigen Gründungsfest
der Rohrbacher Kriegerkameradschast gekommen war. —
Kreisführer Käser verlas bei Beginn seiner Ansbra-
che ein Glückwunschschreiben des Landesverbandssüy-
rers, das dieser zum Fest der Rohrbachcr alten Solda-
ten gesandt hatte. Sodann gab Kreisführer Käscr in
seiner weiteren Ansprache eine Würdigung über Ent-
stehen und Entwicklung der im Reichskriegerbund zu-
sammengeschlossenen Kameradschaften, um in besonde-
rem Maß das nunmehr 150jährige Bestehen
des Deutschen Reichskriegerbunds zu würdigen, dcr im
Jahr 1786 in Pommern gegründet wurde. Diesem cr-
sten pommerschen Bund schlossen stch im Lauf der Zei-
ten weitere an, sie wuchsen, gediehen und entfaltcten
sich zu ihrer heutigen Stärke des Reichskriegerbunds
(Kyffhäuserbund), in dcm drei Millionen Kamcraden
sich zusammenschlossen. So hat soldatische Zähigkcit und
Treue auch hier alle Stürme dcr Zeiten überwundcn
und sich schließlich sieghaft behauptet. Die Worte des
Kreisführers wurden mit grotzer Begeisterung ausge-
nommen.

Auf dem Festplatz selbst entfaltete sich im Lauf
des Nachmittags und bis in die späten Abendstunden
ein richtiges V o l k s f e st t r e i be n, das sich stim-
mungsgemäß vortrefflich dem heute „wohnlicheren"
Getriebe im Zelt angliederte. Da waren bei Konzerl
und guter Bewirtung die Schießbunden und Karuffels,
die Zuckerstände und verschiedene andere Buden mit
allerlei Kostbarkeiten, die nicht nur die Jugend, son-
dern auch die Alten zum frohen Mitmachen lockten.
Jm Schauen und Genietzen ließ man sich nicht gern
von andern übertreffen.

Frohe Soldatenlieder erklaugen aus dem Zelt,
die alten Soldaten und Frontkämpfer schwelgten tn
Erinnerungen, neue Freundschaften wurden begrün-
det, alte neu befestigt. Es herschte mit einem Wort
eine allgemeine volksverbundeue Kameradschaftlichkeit.

Heute, Montagnachmittag ist Fortsetzung
des Volksfestes auf dcm Platz des Turn- und Sport-
vereins, womit die Veranstaltungen zum 60jährigen
Bestehen der Kriegerkameradschaft Rohrbach ihren Ab-
schlutz finden. ^ „

Es war ein schönes Fest, und es hielt, trotz der Un-
gunst des Wettergotts am Samstag abeud wenigstens
am Sonntag, was es all de>n vielen, die cs mitfeierten,
versprochen hatte. där.

Heidelkerger Ausstellung abends geSsfnet.

Am morgigen Dienstag abend bis 22 Ahr.

Dolksgenvssen, di« über Tag beruflich in Ansprnch
genommen sind, haben den Wunsch geäußert. die 2l u s-
stellung „Heidelberg. Dermächtnis und
Aufgabe" in den Abendstunden besuchen zu
können. Die Ausstellungsleitung will dieser Ditte gern
entsprechen: die Ausstellung wird daher am Diens-
tag, den 21. 2uli von 10 bis 22 Llhr durchgehend
geöfsnet sein. 2lm gleichen Tag sindet auch die übliche
Hausmusik um 17V- Hhr statt, sodah sich der Be-
such der Ausstellung mit dieser intimen musikalischen
Veranstaltung verbinden läht.

Henri Pichot, der PrSsident der frnnzSfischen
FrontkSmpferoerbSnde in Heidelberg.

Jm Rahmen dcr Sommerschule für Aus-
länder der Universität Heidelberg spricht am Diens-
tag, den 21. Juli, 20 Uhr c. t. in der Aula der Alte»
Universität Henri Pichot, der Präsident d«r sran-
zösischen Frontkämpferverbände und des Verbands der
Kriegsopfer. Er spricht über das Thema „Le d-pu-
1c Victor Hugo ou lc potzt« dans la po-
litique". — Pichot wird von den Vertretern der
Universttät, der Partei und des NS-Kriegsapseldcr-
baads begrützt werdev.
 
Annotationen