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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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Heidelberger

Meueste Nachrichten

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^r. 205

Druck uno Berlas, von Frredrich Schuize rn Heidelberg.
Schriftleitunq: Hauvtstraße 23 FerMrecher-S.-A. 7351—S3.

Mittrvoch, 2. September

Hauvtgeschästsstelle Hauvtstraße 23, Fernsvrecher-S.-A. 7351—53.
Zweigstelle: Hasvelgasse 1.

ISS8

Ohile Miilercil.

. Die plöhliche und überraschend schnell gelöste
abinett-krise in Numänien war nicht die
^ste, die in ihren Ilrsachcn unmittelbar auf das politi-
Iche Wirken und die Persönlichkeit dcs rumänischen
"Utzenministers zurückzuführcn ist. Man kann getrost
!"3en. daß alle inncrpolitischcn Schwicrigkeiten, von
enen Rumänien in dcn lehten Iahrcn betrosfen war,
L^e unmittelbare Ursache bei Titulescu hatten.

"r in einem Punkt untcrschciden sich die jüngsten Vor-
^ge von denert der verslossenen Iahre: diesmal war
tulescu nicht der aktive Anlaß, sondern er ist anschei-
von dcn Cntschlüffcn des Ministerpräsidentcn und
>vz. ^önigs überrumpclt worden. Die Krise brach aus,
g.^end stch der bishertge rumänische Autzenminister wie
lli>?°hnlich auf französischcm Voden aufhielt, wo er sich
'chcincnd schon immcr wohler gefühlt hat als in seiner
°'3enen tzeimat.

tz...,^enn trohdem der plöhliche Cntschluß des Minister-
y,-ffdenten Tatarcscu, sich von dem bisherigen Autzen-
aew-^^ trenncn, in Curopa als Ileberraschung
^ sekt hat, so vor allem deshalb, weil erst noch vor
y "'3eri Wochen das Kabinctt Titulcscu ausdrücklich sei-
Dank für die Verdicnste, die der Außcnminister um
^Mänien erworben habe, zum Ausdruck brachte, und der
eg "'3 im Anschluß daran ihm auch noch sein pcrsönliches
^nuen bikundete. Immerhin war damals schon be-
. 3t, zwischcn Tatarescu und Titu-

scl,

>lu
»l,
ku

^eu wcitgchende pcrsönliche und politische Mei-
»» "gsverschiedenheiten bestanden, die sich vor
kstn'" auf die rumänische Innenpolitik und hercn Auswir-
3en auf die autzenpolitischen Vindungen Rumäniens

^öogen.

trÜ^ ^ffnehmenden V o l s ch c w i s i e r u n g dcs Landes

^iner ' Titulescu^hat bisher die drohendcn Gesahren

wost ^hlreicher Warnungszcichen niemals wahrhaben
^ Uen, während der Ministerpräsident die wachsenden
bis " 3on Moskau her geschickt genährten Kommu-
Mus sehr wohl crkannte und bestrebt war, ihnen ent-
v, 3"3zuwirken. Dcr blutige Bürgerkrieg in Spanien
^ »ur eine unmittelbare Vestätigung der berechtigten
^ lurchtungen Tatarcscus, und es scheint, daß man in
wrest nunmehr entschloffen die gegebcnen Folge-
Ngen aus dcr curopüischcn Lage gezogen hat, indem
"N sich eben kurzerhand von Titulescu trennte.
d As vor kurzem im Zusammenhang mit dem Dank
?^gicrung an Titulescu in Vukarcst eine Crklärung
keül f^ntlichi wurde, wonach die rumänischs Regierung
bstv ^chcimabkommen und kcinerlei militärische Verein-
»ngen mit der Sowjetunion abgeschloffen habe, war
»o n in Rumänien selbst sehr skeptisch. Inzwischen sind
Ij^ici Nachrichtcn vcrösscntlicht worden, die die tatsäch-
,312 Rolle Rumäniens im Rahmen dcs militäri-
»Nd w, ^ilndnissystcms, das Moskau mit Prag
daü ^nris verbindct, scharf bclcuchten. Cs mag zwar scin,
Unmittclbare Abrcdcn militärischcr Ärt zwischcn
^ f.uicst und Moskau nicht bcstchen. Cs würde völlig
">enn beispielsweise zwischen Rumänien und der
Wv b^oskowakei Vercinbarungen etwa der Art getrossen
kleb - . "'nren, daß Rumänien keinen Cinspruch gegen die
, ^rsliegung seines Gebiets durch Sowjetflug-
^ 3 3 e erhcben oder datz es die Vukowina für den
st^^chmarsch russischcr Formationen zur Verfügung
^n würde, falls etwa der Vündnisvertrag zwischen
Rg°?Eau und Prag das erforderlich machen sollte. Die
G chricht, wonach durch die Vukowina mit tschechischem
sp. . eine strategische Bahn bis an die rumänisch-
>Na ^krussische Grenze gebaut werdcn soll, die den Durch-
ev?!ch sewjetrusstschcr Truppenteile natürlich wesentlich
tz/'chtern würde, wurde allerdings dementiert mit dem
^merken, daß es sich nicht um strategische Ziele handle.
«,j.3n also auch keine unmittelbaren Veziehungen
"ueischer Natur zwischen Moskau und Bukarest be-
follten, so ist doch klar erwissen, datz militärpoliti-
^ Abreden nicht weniger bedeutsamer Art zwischen
Äe und Prag getroffen worden sind und datz sie für
d ^ntwicklung der Politik in Südost- und Mitteleuropa
Ii»nllergrößtem Gewicht sein müffen. Verantwort-
dafür ist aber auf rumänischer Seite ausschließlich
'» lescu , dcffen Wirken von der nationalen Oppo-
°n seines Landcs mit steigender Vcsorgnis und zuneh-
"kr Heftigkeit bekämpst wurde.

Äu ^on den nationalcn Kreisen Rumäniens, die aller-
"och in oerschicdene Lager gespaltcn sind und des-
schl 3arlamentarisch vorläufig noch keine rcchte Durch-
gskraft bcsitzcn, wurde vor allcm auf die unheilvol-
c», A >, s w i r k u n g e n, die die Außenpolitik Titules-
rin innerpolitischcn Leben Rumäniens zur

53c

rini oEiischen Grenze durch Moskauer Propagandamate-
ej» Nnd Sowjctagcnten hat Ausmaße angenommcn, die
»Nd »ninittelbare Vedrohung der bestehenden Rcchts-
»ll^ ^irtschaftsordnung bildcn. Wie andcrswo, so hat
hier die b o l s ch e w i st i s ch e Agitations-
rit auf jede nur mögliche Weise versucht, einer-
»Ud' sogenanntcn Volksfronttendcnzen zu verstärken,
»vr.^rseits aber mit der kommunistischcn Propaganda
iUd ^^'n Krcise der jugendlichcn Intelligenz ein-

r>ch?Ngen. Das ging soweit, daß der rumänische Unter-
»lle ^'ninlster eine Verordnung erlaffen mußte, wonach
''''' Vetätigung

gehabt hat, hingewiesen. Die Unterwanderung der

»Uch

nrb

>eitg


l,»' Schülern jcde politische
°rsggt wurde.

^b»Mclche wciteren Konscquenzcn der Cntschluß des



cin Kabinett ohne

Titulescu zu bildcn, rn der
ist noch nicht zu übersehen.
itulescu im liberalen Re-
lukl^Mager nach wie vor über einen starken und ein-
>-/re>chen Anhang versügt, qanz abgesehen davon, daß

di-

ru'w^°nopolartige Stellung, die cr sich in dcr
3aiw 'lchcn Auhcn 'politik währcnd dcs vcrsloffenen
N>itlN"ts zu sich-rn wußtc, ihm auch eine Mcnge un-
sich.o'barer und persönlicher Cinflußmöglichkcttcn ge-
f>ut.

^rq-^ns Fraqc war Titulcscu cinc der stärksten
Äir?'e der Kleincn Cntentc, und seincm
erh^.n tst es mit in erstcr Linie zuzuschreiben, daß sehr
französischc Kapitalicn sllr Rüstungszweckc nach
UvchNnien floffen. Dic Zinsen dasür hat Dukarest bishcr
'>u ts dadurch bczahlen müffcn, daß es hcmmungslos
seqelt Awaffcr dcr französischcn Balkanpolitlk
scho» : Daß abcr in diescr Anlchnung an Frankrcich
trrtov'3 "ächster -3eit eine grundlegendc Acnderung ein-


.^swird, kann man nach den bisherigen Aeußerungen
Aumänien und Frankreich wohl bezwciseln.

DienstzeltvMngemng »Kanttelch?

Mne auf 2X Aahre oder mehr.

Besvrechmgeii ii, den heereMsschüsseii.

Der nächste Ministerrat soll schon entscheiden.

Paris, 2. September. (Cigcne Funkmeldung.) Kriegs-
minister Daladier smpsing am Dienstag die Vor-
sitzenden der Heercsausschüffe der Kammcr und des Se-
nats und unterhielt sich mit ihnen über die Lage der
nationalen V c r t e i d i g u n g. Er machte sie mit
den Fragen vertraut, dic augenblicklich die Regierung
hinsichtlich der nationalen Verteidigung beschäftigen.

„Figaro" glaubt zur Vesprechung des Kriegsmini-
stcrs mit den Vorsihenden der Heeresausschüffe mitteilen
zu können, datz sich die sranzösische Regierung zur Zeit
mit dem Plan einer Verlängerung der Mi-
litärdienstzeit trage. lleber diese Notwendiakeit
seien sich auch politische Kreise einig. Man wifle aber
nur noch nicht, aus welche Zeitdauer man die Dienstzeit
festsehen solle.

Nach Meinung desVorsihenden des Hee-
resausschusses des Senats, deffcn Ansicht auch von
einer sehr hohcn Pcrsönlichkeit vertreten werde, .zu der

sogar noch die Ueberzcugung des Kriegsministers käme,
sei eine Dienstzeitverlängerung aus zweieinhalb
Iahre nötig. Der Vorsitzende des Kammerausschus-
ses, der, wie man sagt, von extremen Linkskreisen
gestützt werde, gehe sogar noch weiter.

Nach dem Vlatt sei schon beschloffen, den nLchsten
Ministerrat mit der Frage der Dienstzeitverlänge-
rung zu besaffen.

*

Wenn man diese Meldung ernst nehmen kann, und
daran ist wohl kaum zu zweifeln, dann zeigt sie aufs
nsue die Sinnesart, die zur Zeit Frankreich be-
herrscht. Der alleinige Gedanke ist die „Sicherheit",
der mit Furcht vor dem deutschen Nachbarn und zugleich
mit dem Ilcbsrlcgenseinwollcn gepaart ist. Cr drängt
alle anderen Crwügungen in dcn Hintcrgrund. Daran
haben alle politischcn Systemwcchsel von Rcchts nach
Links und ganz Links nichts ändern können. Dabei ist
doch sür jedermann ersichtlich, daß Deutschland zu
seinem Schritt der Cinsührung der zweijährigen Dienst-
zeit nur durch Rußlands überraschende Rüstung und
durch die Tatsache gedrängt wurde, daß alle größeren
Nachbarstaaten Deütschlands längst eine weit höhere
Militärdienstzeit hattcn als wir.

Deutschland ist von hochgerüsteten Staaten und

von eincm französisch-ruffischen Militärbündnissyfiem
umgeben) und ein Blick in die Runde auf die Landheere
der wehrpolitisch wichtigstcr europäischer Ländcr läßt
klar erkcnncn, daß die Crhöhung dcr aktiven Dienstzeit in
Deutschland cine harte Notwendigkcit im Intereffe unse-
rcr Ruhe und Sicherheit war.

Frankreich, das die Fäden eines über ganz Curopa
areifenden Bündnisnetzes in der Hand hält, hatte durch
seine lehte Hccresreform eine Umrüstung größten For-
mats durchgcführt. Durch die Allgemcine Wchrpflicht mit
einer zweijährigen aktivcn Dienstzeit ver-
fügt unscr wcstlicher Nachbar zur Zeit übcr ein Heer,
dcffcn Fricdcnsstärke 643 000 Mann bcträgt und im
Kriegssall aus 4 600 000 Mann gcbracht wcrdcn kann,
wozü noch mindcstens 1 000 000 Farbige gercchnct werden
müffcn. Nicht weniger als 39 Prozcnt des gesamten
Staatshaushaltes dienen Rüstungszwecken, wo-
mit Frankreich an dcr Spitze aller Nationcn dcr Welt
marschiert. Die artilleristische Ausrüstung des Friedens-
heercs bestcht aus rund 3050 Gcschühcn. Diese Kampf-
sront wird crgänzt durch die offcnsive Tankwaffe von
sicher rund 4500 Tanks und durch eine Lustwasfe, die im
Kriegsfall aus mchr als 6000 Flugzeugen bestchk. Das
Cinstellungsalter dcr Rekruten ist auf 21 Iahre fest-
gesetzt, und erst mit dem 49. Lebensjahr schließt die
Dienstpflicht ab.

Wir sehcn, wie „nötig" Frankreich eine neue Cr-
höhung seiner Dienstzeit HLttel

Znmkreich Mt am Prmlger.

EnMllmgen über telne Wassenlleferungen an Svanlen.

Ztalleiiische Zeilmg klagt m.

Wassen aus den Arsenalen der Armee.

Rom, 1. Septbr. Llnter der Lleberschrift „Wer hat
den jpanischen Kommunisten die Waffen gelicfert?" ver-
öffentlicht „M e s sa.g g e r o" eine ausführliche chronolo-
gische Zusammenstellung über die Cntwicklung der — wie
das Vlatt betont — aus Initiative der spanischen
Negierung zurückgehenden Verhandlungen mit der sran-
zösischen Regierung über die Licferung von Waffen, dic
(wiederum auf Antrag der spanischen Regic«mg) direkt
aus den Rüstungsdepots des französischen
Heeres entnommcn werden solltcn.

Das Blatt bezeichnet seine Angaben als absolut z u -
verlässig und erklärt, (ein Dementi sürchten zu brau-
chcn. Cs seien unanscchtbare und unwiderlegliche Be-
weise über umsangreiche Wafsenlieferungsn an die
Madrider Regierung vor und sofort nach der sranzösischen
Nichteinmischungsinitiativs vorhanden. Sclbst der fran-
zösische Ministerpräsident habe die entsprechendcn Cnt-
hüllungen der Pariser Prefle im französischen Mini-
sterrat nicht ableugnen können und sich aus die Be-
merkung beschränkt, es handle sich um geringfügige Lie-
ferungen.

Nach den Feststcllungen des „Mcffaggero" hat sich
der spanische Ministerpräsidcnt Quiroga am 18. Iuli

telegraphisch an den sranzösischen Ministerpräsidenten
Blum gewandt und ihn um Mithilse Frankreichs bei der
Niederwersung der Nationalisten gebeten. Ministerpräsi-
dent Blum habe darauf den spanischen Votschafter Lar-
denas zu sich kommen laffen und ihm unter dem geschickten
Vorwand, keine direkte Verbindung mit dem französtsche»
Votschafter in Madrid zu haben, gebeten, der spanischen
Regierüng mitzuteilen, daß die französische Regierung b e»
reit sei, die sür die Niedcrwerfuug notwendige Hilfe
zu gewähren.

Das Blatt schildert für die Zeit vom 18. bis zum
27. Iuli Tag für Tag den Stand dcr Verhandlungcn und
die tatsächlichen, wcnn auch nicht immcr mengcnmäßig
genau feststellbaren Lieserungen sowie ihre Ve-
zahlung, für die neben der Cröffnung eines Kredits
von sechs Millionen Franken bei der Vanque de Paris et
des Pays-Vas Goldtransporte in der Höhc von
1 288 000 Pfund Sterling nach Paris durchgeführt wor-
den seien.

Mit der ganzen Cntwicklung dieser Angelegenheit
werden zweifelsfrei bewiesen, so stellt das Vlatt dann fest,
daß die MadriderRegicrung eine regelrechte
dirckte Intervcntion nicht etwa bei dcr französischen Pri-
vatindustrie, sondern bei der französischen Regie-
rung sclbst beantragt habe. Vesonders crschwe-
rcnd 'scheine die Fordcrung nach Zutcilung von franzö-
sischen Fliegern. Wie könne man sich da des Cindrucks
erwehrcn, datz die französische Rcgierung nach dem unab-
lässigen Drängen von Madrid schlietzlich einem Grundsatz
zugestimmt habe, der in offenem Widerspruch zu
den guten intcrnationalen Rormcn stche?

Man müffe stch weiter fragen, welche Ziele Paris
mit dieser wicdcrholten Bcgünstigung Madrids verfolge.
Die Antwort erscheine nicht zweifelhaft, da man nicht erst
seit heute wiffs, daß Frankreich einen militärischen
Stützpunkt in Spanien suche. Man brauche sich nur an
die Reise von Herriot nach Madrid aus dem Iahr 1932
zu erinnern. Herriot habe damals, wenn auch vergebens,
mit Hilfe eines überaus günstigen Handelsvertrages ein
Kompromitz über das Durchzugsrecht französischer
Kolonialtruppcn durch spanisches Gebiet im Kriegsfall
errcichen wollen. Diescm Handclsvcrtrag sci übrigcns ein
vertraulichcs militärpolitischcs Schriftstück beigefügt, auf
Grund deflcn Spanicn in eincm Iahr sür 20 Millionen
Frankcn französischcs Kriegsmatcrial kaujcn und außer-
dem Fabriken sllr die Herstcllung von Flugzeugcn und
Gcschützen nach französißchcn Patcntcn cinrichtcn sollte,
die im Kriegsfall das französische tzeer zu beliesern hätten.

Die Tatsache, so schließt das Vla.i zeige, wie pein-
lich dsr Volkssront-Regierung die gcwiffcnhafte Cinhal-
tung des von den Großmächten beschloffenen Embargos
sein müffc, das in so offcnem Widcrspruch mit diesen der
französischen Initiative unmittelbar vorausgegangenen
oder gleichzcitig sich. abspielcndcn Dingen sei. Dcr große
moralischc Wert des Cmbargos wcrde gcrade in dcr Mög-
lichkcit bestehen, zu schen, ob — wie man nicht zweifeln
wollc — die Reaicrung des Herrn Vlum an crstcr Stelle
cin Abkommcn cinhalten wcrde, zu dcm sie selbst nach den
Fordcrungen dcs intornationalcn Rechts wie auch des
moralischcn Gcwiflcns die Initiative ergriffen habe.

4-

Hat man wohl jemals cine derartige politische Ko-
mödie erlebt? Die Meldungen von französischen Wassen- '
licferungcn an dic Madridcr Linksregierung und die bol-
schcwistische Miliz nehmen von Tag zu 2,ag immer mehr
zu. Cs hat sich also längst der außerordentlich merkwür-
dige Zustand herausgebildct, daß Frankreich, dcffen
Außenministerium selbst die Nichteinmischung und
das Waffcncmbargo angcregt hat, tateylos zusieht, wie
französischc Flugzcuge, Wafscn und MuNition in größtem
Llmfangc über die Grcnze rollcn, wie katalanische rote
Miliz übcr französischcs Gebiet zum Cntsah von Irun
und San Scbastian befördcrt wird, wic die rotcn Gcwcrk-
schastcn Frankrcichs und dis Partcicn, auf die sich die
jetzige sranzösische Rcgicrung stüht, Sammlungen zugun-
stcn der spanischen Völschcwisten veranstaltcn, wie z. V.
die Arbciterschaft ciner Flugzeugfabrik durch Streik die
Ausliescrung socben sertiggcstelltcr französischcr Militär-
flugzeuge an die spanischen Volschewistcn erzwingt. I^
sclbst andcre Wasfen kamen aus den Ärscnalcn des sran-
zösischen Heeres.

Cs muß also nun wohl (die italienischen Cnthüllun-
gen beweisen es aufs neue) angenommen werden, daß die
französische Regierung einen von chr s«kbst aks

Bcispiel marxis?ischer Berrohnng.

Eine Aufnahme von den Kämpsen in der Sierra. Unter den Schaksschützen bemerkt man auch zahlre'che
Frauen. Weiter kann die Verhetzung wohl nicht getrieben werden. iPressephoto, K.)

Tas Bmnliarseinent von Maiaga.

Die erste Originalaufnahme von dcm Bombardement des rotcn Hafens Malaga durch die Luftwafse der
nationalen Truppen. Bei dem Bonibardcmenl wurde ein großes Brennjtosslager der Negierunasslotte
getrossen. Eine ungeheure Rauchwolke seigt den Tresfer an. (Associated Preß. K.)
 
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