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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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https://doi.org/10.11588/diglit.9513#0848
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„Heidelberger Neueste Nachrichten" — »Heidelberger Anzeiger^

Samstag, 12. September 1936

bcr.

214

»Wlis man vvn seiner Zeltung WN

Wettere Beittage zu unierem PrelsauMrelben.

Ohne Abschiedsgruh ins Ield.

Es war im Oktober 1914 in einer westfälischen Gar»
nifvnstadt. Tagtäglich rückten hunderte von jungen Sol«
daten ins Feld. Wenn es sich um grötzere Transporte
handelte, wurde die Abfahrt am Tag vorher in der
Tageszeitung bekanntgegeben, damit die Bevölkerung
Gelegenheit hatte, die scheidenden Soldaten mit Mu°>
men zu schmücken und ihnen Liebesgaben mit auf den
Weg zu geben.

2ch machte am 5. Oktober gegen 10 Llhr Desorgun-
gen in der Stadt und es fiel mir auf, dah fast jeder
zehnte Mensch mit Blumen und Paketchen zum Dahn»
hof «ilte. Schliehlich fragte ich doch einen Dekannten,
welche Truhpen denn ausrücken würden und
mutzte zu meinem gröhten Schrecken erfahren, dah die
67er schon ein paar Tage früher als vorgesehen um
11 älhr verladen würden. Anter diesen befand sich,
auher verschiedenen Bekannten, ein sehr guter Freund.

So schnell es ging, eilte ich nach Hause, um die
Aeuigkeit zu berichten. Zu einem Paket langte die Zeit
nicht mehr, ein paar Dlumen waren schnell beschafft
und im Sturmschritt gingen wir zum Dahnhof.

Es war zuspät, die Soldaten waren schon im Zug
und aus jedem Abteil schauten soviele Köpfe heraus,
dah es unmöglich war, den Gesuchten herauszufinden.

Dielleicht sah er ganz enttäuscht in einer Ecke, dar-
über nachdenkend, warum er ohne Gruh und Dlumen
blieb.

Der Zug suhr ab und ich stand mit meinen Blu-
men am Bahnhof. Das Gefühl, das mich damals be»
schlich, hat mich nicht getäuscht, acht Tage später war
er unter den Toten.

Ein Blick in die Zeitung, und ich hätte alles ru°
hig vorbereiten können. Ein gleich nachgesandter Drief
erreichte ihn auch nicht mehr.

2n meinem ganzen Leben vergesse ich diesen Tag
nicht, als ich mit meinen Dlumen in der Hand dem fah°
renden Zug nachschaute.

Am baS Erb« gekommen.

Dah das Mchtlesen einer Zeitung oft einen Rach»
teil hat, beweise ich aus folgendem Erlebnis. Mein
Dater war in der Aähe eines grohen Gutes einfacher
Lehrer, zwar ein netter und gebildeter Mann, doch ohne
Dermögen; er war daher nur aus seinen kleinen Leh«
rergehalt angewiesen. Meine Mutter dagegen war die
Tochter des Gutsherren und sehr vermögend. Da nun
nach geraumer Zeit meine Mutter eine von ihren Eltern
gewünschte gute Partie ausschlug, da sie bereits mei»
nem Dater ihr 2awort gegeben hatte, waren ihre El-
tern im höchsten Grad erzürnt und sagten sich Vvn ihr
los. Alles Ditten und Driefeschreiben meines Daters
führten zu keiner Einigung. Da nun alles nichts fruch»
tete, sah sich mein Dater genötigt, sich in eine weit«
entlegende Stadt versetzen zu lassen und so kamen wir
nach Heidelberg. Damals wurde ich als Sohn gebo»
ren, aber auch nach dieser Mitteilung hielten meine
Groheltern an dem Dorsatz fest, meine Mutter nicht
mehr als Tochter anzuerkennen und liehen Aachrichten
meiner Eltern uneröffnet zurückgehen.

2ch wuchs heran, keine Ausgabe, um mir eine gute
Bildung zu geben, wurde gespart, ich besuchte das
Gymnasium, lernte Musik, besucht« Theater, Konzerte
usw. Aber zu Hause gab es keine Anschaffungen, die
nicht unbedingt nötig waren. Aus diesem Grund wurde
zu Hause auch keine Zeitung gehalten. Durch das Aicht-
lesen der Zeitungen verlor meine Mutter ihr ganzes Der»
mögen. 2hre Eltern kamen bei einer grohen Lleber»
schwemmung beide ums Leben. Da nun in der Gegend
des Gutes niemand von der Existenz meiner Mutter
wufste, auch die Dehörde keine Auskunft geben konnte,
so lieh man in verschiedenen Zeitungen einen Aufrus
erscheinen, wobei sie meine Mutter aufforderten, sich
als Erbin zu melden, ansonst sie innerhalb acht Mo-
naten als verschollen erklärt wucde und weitläusige
Verwandten das Erbe antreten würden. Erst nach 2ah-
ressrist bekamen meine Eltern durch Zufall von dem
Zeitungsaufrus Kenntnis: da war es zu spät und alle
Schritte, die sie unternahmen, brachten ihnen das ver«
lorene Gut nicht wieder zurück. Alfo eine Lehre ist
meinen Eltern geblieben, sie trennten sich von da ab
nie mehr von ihrer Zeitung, damit sie durch das Aicht»
lesen nicht nochmals ein Opfer des Schicksals würden.
*

Auch ins Dauernhaus gehört di« Zeitung!

Lieber Freund! Mit bestem Dank habe ich Deine
Antwort auf meinen lehten Drief erhalten. Wider Er-
warten hast Du aber gerade meine Anfrage bezüglich
der Dorkommnisse in der doch auch mir bekannten Ge»
gend ausweichend beantwortet, mit der Degründung,
dah du infolge der vermehrten landwirtschaftlichcn Ar»
beiten über den Sommer keine Zeitung beziehft. Es ist
ri?L hekannte Tatsache, dast.-ben se.hu diele Dauern und
Landwirte jö hLN.ken unh über den Sommer keine
Zeitung halten. Wie es überhaupt heute noch Men»
schen geben kann, in unserm engeren Daterland, die
keine Zeitung halten, ist mir unbegreislich. Für mich
ist es als Städter gornicht so wichtig, eine Zeitung zu
halten, ich habe nichts zu kaufen, auch nichts zu verkau-
fen. Aber ohne Zeitung könnte ich nicht sein. Es bringt
doch alles Wissenswerte auf allen Gebieten und bevor
ich nicht meine Zeitung gelesen habe, ist mir nicht wohl,
ich kann so spät vom Dienst kommen, wie ich will.

Abgesehen davon ist es, wie erwähnt, notwendig,
nebenbei bemerkt auch Pflicht seine Zeitung zu hal-
ten und schon mancher Bauer und Landwirt hat durch
das Aichthalten der Zeitung schwer bühen müssen. 2ch
must hier etwas zurückgreisen. Auch Du erinnerst Dich
an die Zwangsbewirtschastung in und auch nach den
Kriegsjahren und die damit verbundenen Höchstpreise.
Die Höchstpreise wurden, män kann wohl sagen, nicht
nur überschritten, sondern im allgemeinen überhaupt
nicht eingehalten. Es ist auch keiner Person der Erzeu-
gerkreise eingefallen, sich nach den Höchstpreisen zu rich»
ten und an jedem Gerichtstag waren in meinem dama»
ligen Wirkungskreis Aburteilungen wegen Ueberschrei»
tung des Höchstpreises bzw. der Höchstpreise auf der
Tagesordnung.

Allgemein wurde dem Richter auf seine Frage:
,.2a haben Sie sich nicht bezüglich der Höchstpreise in
ihrer Zeitung informiert," die Antwort: „Wir halten
im Sommer keine Zcitung, da wir keine Zeit haben zum
Lesen." Dies hatte natürlich auf das älrteil keinerler
Einsluh, im Gegenteil, der Richter machte in seiner älr-
teilsbegründung jeweils geltend, dah jeder Staatsbür»
ger verpflichtet sei, eine Zeitung zu halten. Llnd hatt«
er nicht recht? Also lieber Freund, solche Fälle könnte
ich Dir unzählige aufsühren, was den Aachteil des Aicht-
lesens der Zeitung anlangt. Meinst Du, es sei jeht an»
ders? 2ch halte die gegenwärtige Zeit noch für viel
wichtiger und jeden Staatsbürger noch vielmehr ver-
pflichtet wie vor 20 2ahren, seine Zeitung auch über
den Sommer beizubehalten. Einwendungen, wegen
mangelnder Zeit oder wie auch oft behauptet wird
„Sparsamkeitsgründe", lasse ich nicht gelten. Diese kurze
Spanne Zeit, seine Zeitung durchzusehen und auch das

Volksliedersingeii mrM SMitU.
abends 8 W, m der Anl« der llnioerM!

Bezugsgrld bringt jeder auf, und das trifft auch auf
Dich zu. 2n der Zeit der nationalsozialistischen Bewe»
gung im Dritten Reich erscheint so viel WissenswerteS
in der Zeitung, abgesehen von den Preisbildungen,
Steuerkalender usw., dah es nach meiner Ansicht direkt
unverständlich ist, ohne Zeitung durchkommen zu kön-
nen. Also nehme diese meine kurzen Ausführungen ru»
hig als eine Lehre an und handle danach. Heil Hitler!
Dein Freund M.

Der Nhrer bcgrötzt seioe Siifte.

2ldolf Hitler besucht den Sonderzug der Diplomate«.

Nürnberg, 11. September. Wie auf jedem Reichs-
parteitag, so stattete auch in diesem Iahr der Führer
am Freitag den auf seine Cinladung als Gäste am
Reichsparteitag teilnehmenden diplomatischen
Vertretsrn fremder Mächte einen Besuch ab.
Der Zug der Diplomaten war aus einsm Bahnsteig des
Nürnbergcr Hauptbahnhofes abgestellt.

Am Cingang zum Bahnsteiq empfing der Komman-
dant des Drplomatenzuges, SS.-Vrigadeführer General
a. D. von Massow. und der ftellvertretende General-
dircktor der Deutschen Reichsbahngesellschaft, SS.-Bri-
gadeführer Dr. Kleinmann, den Führer. An
dem Cmpsang nahmen auher der näheren Amgebung dss
Führers teil der Reichsminister des Aeutzern Frhr. von
Neurath. der Reichsführer SS. Hrmmler. der
außerordentliche und bevollmächtigte Botschafter SS.-
Gruppensührer vonNibbentrop. der Chef des Pro-
tokolls Gesandter von Bülow-Schwante.

Nach der Begrützung richtete der Führer an die
diplomatischsn Vertreter Worte desDankes, datz
sie seiner Cinladung zum Reichsparteitag der NSDAP.,
dem grotzen Iahresappell der Nation Folge ge-
leistet hätten.

Der türkisch« Botschafter HamdiArpaa er-
widerte im Namen des diplomatischen Corps dem Führer
und dankte für die liebenswürdige Cinladung, der fie mit
großer Freude gefolgt seien. Alles, was fie bisher ge-
schen und erlebt hätten, habe sie mit autzerordentlich gro-
ßem Intereffe erfüllt und ihnen tiefe Cindrücke
vermittelt.

Anschließend empfing derFührer den Gesandten
in besonderer Miffion von Lostarica, Dr. Acosta, der

begleitet war vom Sohn des Staatspräfidsnten von Co-
starica, Dr. Cortez.

Rudols Hetz empfängi.

Nürnberg. 11. September. Zu Chren dsr zur Zeit
in Nürnberg auf dem Reichsparteitag weilenden auslän-
dischen Miffionschefs veranstaltete der Stellvertreter des
Führers, Reichsminister Rudols Heß. am Freitag mit-
tag auf der Kaiserburg einen Cmpfang. bei dem die
ausländischen Diplomaten mit führenden Persönlichkeiten
der nationalsozialistischen Vewegung und der deutschen
auswärtigen Politik vereint waren.

.Die Offenfive hat begonnen. der Ideenkrieg
ist entseffelt."

Paris. 11. September. Die Reden von Rosen-
berg und Dr. Goebbels auf dem Nürnberger Par-
teitag werden in der Pariser Preffe in grotzer Auf-
machung und sehr ausführlich wiedergegeben. Cs ist nicht
zu bestreiten, daß fie überall einen tiefen Cindruck
hinterlassen haben, wenn auch die Stellungnahme der
Preffs noch verhältnismäßig spärlich ist. Die Zeitungen
sind aber schon heute übereinstimmend der Ansicht, datz
der Bolschewismus noch nie mit derartid«r Hef-
tigkeit und Schärfe angegrifien worden sei.

Der Sonderberichterstatter der Agentur Havas in
Nürnberg erklärt, dis Rede Dr. Goebbels' und Rosen-
bergs hätten auf die ausländischen Desucher einen tiefen
Cindruck gemacht. Veide Redner hätten das Iuden-
tum mit dsm Bolschewismus identisiziert. Dr.
Goebbels habe, soweit das überhaupt noch nröglich ge-
wesen sei, die Ausführungen Rosenbergs an Hestigkcit
noch übertrosfen. Cr habe mit größerer Genauigkeit die
Frage vom Standpunkt der ganzen Welt aus behandelt.

Der „Figaro", der von einer moralischen Kriegs-
erklärung an den Bolschewismus spricht, stellt ebenfalls
fest, datz die Crklärungen von Dr. Goebbels die fürch -
tsrlichste Anklagerede darstellten, die jemals
gegen den jüdischen Volschewismus gehalten worden sei.
Die angekündigte Ossensive habe stattgefunden.

Auch der „Iour" stellt fest, daß die Sowjetregierung
noch nie so stark mit der Kommunistischen Internationale
identtfiziert worden set. Noch ni« hätten die verantwort-
lichen Persönlichkeiten des Dritten Reiches die Innen-
politikder Sowjetsinso rücksichtsloser Weise
gebrandmarkt. Man habe die Moskauer Regie-
rung und zwar nicht zu llnrecht, als eine Sekte ange-
prangert, deren einziges Ziel die Weltrevolution
sei. Diese Behauptung scheine darauf hinzudeuten, datz
das Reich gewillt sei, einen Ideenkrieg gegen den
Bolschewismus zu entfeffeln.


Capitol: „Boccaccio"
Glorialichtspiele: .Allotria
Kaminerlichtspiele:
Odeonlichtspiele:
Schlotzlichtspiele:

.90 Minuten Aufenthalt"
Diener laffen bitten"

Ein Lied klagt an"

Capitol: „Boccaccio". Welch ein ferner Klana
dringt bei diesem Namen an unser Ohr: Boccacciol
Aus südlich warmen Nächten steigen die galanten Ge-
schichten aus, die einst die Pulse lebensfroher Renaiffance-
menschen schneller schlagen liehen, — Geschichten voll
Glut und Liebesmut, aus dein Leben gegriffen und da-
rum noch heute auf uns wirkeud wie Kunstwerke etwa
aus der Hand eines Malers mit graziöser Pinselsührung,
eines Schöpsers bescheinigter Kunstporzellane. Und den
anderen, denen diese Meisternovellen ferner liegen,
klingt der feurige Rbhthmus aus der Operette Suppss
auf. die uns nähersteht und die wir lange schätzten. Wir
müffen sie vergeffen, wenn wir diesen „Boccaccio" se-
hen. Er ist von anderer Art, neu in allem, aber doch
heihen Blutes und so liebestoll, wie wir es verlangen
müisen, um mitgeriffen zu werden, um mitfühlen zu
können, wie heitz der Schlaa der Herzen in Ferrara ist,
die ein unbekannter Novellenschreiber und Troubadour
mit weitzem Mantel untep abendlich dunklen Balkonen
erregt. Seltsames Wir.nis, aus der Phantasie eines Ge-
richtsschreibers entstanden, der seiner entzückenden Frau
Fiametta schönere Kleider kaufen möchte. Und wir gehen
mit, wenngleich eine zarte Saite in unserem Jnnern viel-
leicht ungernhrl bleibt. Wir fiirchten sür die Liebeshelden
auf beiüen Seiten, wix drücken wie Iustitia bald beide
Augen zu, üald blinzeln wir neugierig unter der Binde
hindurch oder freuen uns, datz der Walzer doch älter ist
als die Mnsikgeschichte es verzeichnet. Herbert Maisch
(bis vcr einigen Jahren Jntendant in DkanNheim) ist der
Meisterspringer über sechshundert Iahre, der diese Neu-
erzählung aus dem „Decameron" von Burri und Forster,
dte. von Franz Doelle mit der Musik nnserer Tage lohne
Znhilfenahme von Suppes umkleidet, wieder in den far-
benreichen und kostbaren Teppich aus dem alten Ferrara
hüllt. Willy Fritsch (Petruccio-Boccaccio), Heli F i n -
kenzeller (Fiametta), Albrecht Schoenhals (Her-
zog), Gina Falckenberg (Herzogin), Haul Kemp und
Fita Benkhofs aber sind die blut- und glutvollen Ge-
stalten darin. So wird man auch diesen neuen und ver-
ändertell „Boccaccio" lieben. — Im Beiprograinm läuft
u. a. der schöne Film vom Gutz der Oltnnpiaglocke.

-rk-

Kammerlichtsviele: „ÜOMinuten Ausenthalt"
Es dürfte wohl nur wenige Menschen geben, die einen
Aufenthalt von 90 Minutcn zwischen der Ankunst ihres
Zuges in Liffäüon und der Absahrt chres Schisfes in
ahnlich „nutzbringender" Weise verwerten. wie Harry
Winkler vom Berliner Polizeipräsidium und sein Freund
Eonny Steven von Scotland Nard. Allerdirms auch kaum
so aufregend und körperlich anstrengend! Beide sind ja
allerdings einen Pnff gewöhnt, denn sie sind Meister-
boxer ibrer Polizei und gerade unterwegs zu einem inter-
nationalen Ländertresfen in Buenos Aires. Datz sie in
eine krästige Keilerei mit einigen angetrunkenen Ma-
trosni kvmmen, in noch ein Kinderspiel für sie und die
vier sind im Handnmdrehen k. o, Aber was später
kommt, fit nicht von Pappe. Conny grbt sich zwar im
Wesentlichen nur damn ao, verschloffene Türen kunffge-
rccht zu cfinen und der kleinen Ilse den Hns zu mab:n,
Harry aöec mutz mit einem wildgewordenen Panther
kumpfen uns sckilntzüch mit dem Auto nach einer tcllcn
Hetziagv cinev Felsen herabstürzen. Und dies alles nur
wsgen eines Herrn Morenzo bzw. eines Herrn Basto.
Aber damit verraten wir sast schon zuviel von diesem
abenteuerlichen und spannenden Film, der ein echter
Harry Piel ist und der sogar von der Filmvrüfstelle
künstlerisch wertvoll erklärt wurde. Man weitz ja von
vornherein, datz die Harry-Piel-Filme sauberste Arbeit
sind, datz ihre Spannung niemals abreitzt und datz sie im-
mer die Tendenz verfolgen, das Gute über das Schlechte
siegen zu laffen im Dienst einer guten Sache, Und so
geht man denn auch bei diesem Fitin mit und fiebert um
den glücklichen Ausgang. Harry Piel ist wie immer
be: aller Kühnheit ein liebenswürdiger Mensch mit einem
trockenen Humor. Jn Alexander Golling, uns Hei-
delbergern noch bekannt aus seiner hiesigen Tätigkeit, hat
er einen prachtvollen Partner, der von Harrys Liebens-
würdigkeit einen tüchtigen Schutz abbekommen hat. Lieb
und nett spielt Else v o n M ö l l e n d o r f f die kleine
Ilse, deretwegen sich Connv so ins Zeug legt, nnd Hans
Zesch-Ballot ist glänzend in seinem Doppelspiel und
der richtige Schurke. den Harry zur Strecke bringt. Eli-
sabeth Eygk als Madeleme verdient ebenfalls Aner-
kennung. Alles in allem ein richtiger, echter Ilbenteuer-
und Sensationssilm ohne billige Effekte, den Iung nnd
Alt mit Spannung verfolgen. —dt.

Odeonlichtspiele: „Diener lassen bitten." Ein
ganz gelungenes, spritziges Filmlustspiel hat Hanns
H. Zerlett als Autor und Regisseur aus dem Büh-
nsnstück von Toni Jmpekoven und Eduard Ritter ge-
macht! Originell ist die Handlung, voll Schwung,
Tempo und Temperament! Nicht die hochnäsigen Herr-
schaften spielen Lakaien und Zofen auf einem Gesinde-

ball — diesmal ist es umgekehrt! Di« Dlenerschafteu
parodieren ihre Herren in deren Abwesenheit mit all
ihren lächerlichen, dekadenten Gepflogenheiten auf
einem „Herrschaftsball" so gut, datz nicht nur ste selbst
sich herrlich amüsieron, sondern auch wir einen Riesen-
spatz dabei haben! Und wenn dann plötzlich em paar
„richtige Lords" dabei sind, wenn das Wunder ge-
schieht, daß Liebe eine jahrhundertalte, verknöchertc
Tradition einfach über den Haufen rennt, dann sind
wir erst recht begeistert, Flotter und schwungvoller
ko-nnte Zerlett die Szenen nicht schreiben, aber darüber
hinaus zeigt das Drehbuch einen sorgsam und sauber
durchdachten Aufbau und viel feine Menschenkenntnis
in der Charakterzeichnung, Die Rollen sind sehr gut
besetzt. Den Haupterfolg haben wohl Joe Stöckel
als millionenschwerer, aber dennoch sympathischer
Whiskyfabrikant, und Fita Benkhof, sei-ne Gattin,
eine „Frau Neureich", die es mit allen Mttteln ver-
sucht, in der hochadeligen Nachbarschaft gesellschafts-
sähig zu werden. Rose Stradner und Hans
Söhnker sind das liebenswürdige, alle Hindernisse
im Sturm nehmende Liebspaar. Und dann ist da noch
ein ganzer Stab von wirklichon und „nachgemachten
vornehmen Herrschaften, die alle ihre Sache so gut
machen, daß man nicht aus dem Lachen herails kümmt:
Ursula Deinert, die allerliebste, temperamentge
ladene Tänzerin, fällt in einem lustigen Schottontanz
besonders aus. Und Leo Leux macht Musik dazu,
ansprechende leichte Melodien, deren beschwingter, fröh-
licher Rhythmus noch lang in uns nachklingt, wenn
uns der Film in bester Stimmu-ng entlaffen hat.

—er.

Schlotzlichtspiele: „Ein Lied klagt a n." Extra-
blatt! Die Fran des berühmten Kammersängers -Har-
den ist in ihrer Wohnung «rmordet aufgefunden wor»
den! Der eigene Mann ist der Mörder, alle Beweise
scheinen dasür zu sprechen. 2st doch die Ghe durch die
Genuhsucht und die Oberflächlichkeit der schönen Frau
schon seit langem zerrüttet! Älle Bemühungen der Po»
lizei, die volle Wahrheit über diesen geheimnisvollen
Fall zu erfahren, bleiben umsonst, bis wie durch ein
Wunder die zarte Melodie «ines Liebesliedes Licht in
das Dunkel bringt. Georg Zoch hat hier als Autor und
Spielleiter einen neuartigen. grotzen Kriminalfilm vol-
ler Spannung geschaffen, der aber auch in der 2nner-
lichkeit des 2nhalts und der erschütternden Zeichnung
menschlicher Aot und Derzweiflung vom Herkömmlichen
abweicht. Das rein Filmische kommt hier nicht zu kurz,
wie in den meisten Filmen, die um einen grotzen Sän-
ger gedreht wurden. Louis Graveure, der als Kam-
mersänger Harden im Mittelpunkt der Handlung steht,
gibt mit seinem hellen, etwas scharfen aber doch ange-
nehmen Tenor bem Filmgeschehen die besonder« Rote,
aber er drängt sich niemals auf. Er ist nicht nur ein
grotzer Sänger, svndern auch ein feiner Menschendarstel-
ler. Walter Rilla spielt mit erschütternder Echtheit
den Geliebten der Frau Harden (Gina Falckenberg),
der zu spät erkennt, datz für sie nur tändelndes Spiel
ist, was ihm das Schicksal bedeutet. Hanna Waag ist
etwas blatz als Maria, doch läht ihr die Rolle auch
wenig Bewegungsfreiheit. Ausgezeichnet ist schliehlich
Herbert Hübner als Kriminalkvmmissar- Eduard
Künneckehat die Handlung musikalisch gut untermalt.
Dieser Film ist es wert, gesehen zu werden! —er.

Das ParleitagsyrograNN.

Samstag, den 12. September:

12.00 fihr: Tagung dsr NS.-Volkswohlfahrl im Herkv-

lessaal. .. „ ^

1.00 fihr: Forfiehung des Parterkongrefles.

14.00 Uhr: Cinlatz zum Volksfest im Stadrongelande.

Ab 15.00 fihr: Veranstaltung der NS.-Gsmeinschas

„Kraft durch Freude". In der Hauptkampfbahn am
der Zeppelinwisse und auf der Mittelwiese: Spo
vorführungen und Wettkämpfe; auf der Waldwm
und anderen Plätzen: Turnvorsührungen und Doiis
belustigungen.

20.00 fihr: Feuerwerk.

Somitag. den 13. 6e-tember:

8.00 Uhr: Appell der SA., SS. und des RSK.K. i»
der Luitpoldarena vor dem Führer. Anschlietzem'
Marsch durch die Stadt.

I I.30 Uhr: Vorbeimarsch am Adolf-Hitler-Plah.

18.30 5lhr: Fortschung des Parteikongreffes.

Montag, den 14. Se-tember:

8.00 llhr: Crste Vorführung der Wehrmacht.

Sondertagungen:

8.30 Uhr: Gauamtsleiter des Amtes für Technik >w
Sitzungssaal des Rathauses.

9.00 Uhr: Gau- und Kreispropagandaleiter im Herku-
lessaal.

9.00 fihr: Agrarpolitisches Amt im Katharinenbau.

9.00 5lhr: Gau- und Kreisleiter im Opernhaus aM
Ring.

10.00 Uhr: Amt für Kommunalpolittk in der Kongreß'
halle.

10.30 Uhr: Amt für Technik im grotzen Rathaussaal.

12.00 fihr: Amt für Beamte im Kultur-Vereinshaus.

14.00 5lhr: Vorführung der Wehrmacht unter Mitwir-
kung von Truppenteilen des Heeres, der Luftwass«
und der Marine. Der Führer spricht -u deu »«
Paradeausstellung angetretsne» Truppen.

17.00 fihr: Vorbeimarsch der Truppen vor dem Führer
auf der Zeppelinwiese.

19.30 Llhr: Fortsetzung und Schluß des Parteikongrefles-

24.00 fihr: Grotzer Zapfenstteich der Wehrmacht, aus-
geführt von sämtlichen am Reichsparteitag teilneh-
menden Mufikkorps vor dem Führer am „Deufiche«
Hos".

Anschlietzend Abttanspott aller Formattonen.

louir Orovsuts, Honna V7oog, V/olkei' ^onr^sn

Auch Ei-lmd erdeM die Gesahr.

„Deutschland ist das stärkste Bollwerk gegen de«
Volschewismus".

Stuttgart, 11. Sept. Der auf dem Nürnberger
Parteitag weilende Sonderberichterstatter der „Würt-
tcmbergischen LandeSzeitung" hatte Gelegenheit zu
einer Unterredung mit dem bekannten englischen Jour»
nalisten Ward Price. Auf die Frage, welcheu
Eindruck er von dem diesjährigen Reichsparteitag ha-°
be, erwiderte Ward Price, daß er ihn heuer für de«
Ausdruck einer noch stärkeren Geschlossenheit der Be-
wegung und des ga-nzen Volkes halte.

Erst seit dem spanischen Bürgerkrieg, so erklärte
Ward Price, habe man auch in England dic er « '
ste Gefahr dcs Bolschewismus erkannt und b«>
trachte jetzt das nationalsozialistisch« Deutschland als
das stärkste Bollwerk gegcn den Ansturm des
Bolschewismus. Dies sei nicht nur seine per-
sönlich« Meinung, sondern auch die weiter Kreise u«b
yinslußreichcr Persönlichkeiten in England, mit denc«
er in der letzten Aeit über diese Fragen gesproche«
habe. Er möchte sogar sagen, b«tonte Ward Pricc,
datz Deutschland, wenn es nicht bestünd«, geschaf'
fen merden mütztc, „weil wir einen solchen starke«
Schutzdamm in Europa nötig haben".

Ettvas ganz Eigenariiges für ihn sei immer wi^
der die Persöntichkeit des Führers. Adolf Hitlet
verbinde mit der Schlichtheit eines Ma-nnes aus dem
Volk die großartige Fähigkeit und Würde eines gebore»
nen Herrschers.

Bezüglich der kolonialen Forderunü
Deutschlands erklärte Ward Price, daß diese Forderung
berechtigt sei, jedoch müffe man England noch etwas
Zeit lassen, diese Frage zu tösen.

„Der Weg nach M«drid ift osse«."

General Franco über die militärische Lage.

Paris, 10. Scptember. Aus dem Hauptquartier der
Nationalisten in Vurgos wird gemeldet, daß sich Gcne-
ral Franco an die Front von Talavera begeben habe,
um dte Stellungen sener Truppen zu bssichtigen. IM
Anschluh an die Besichtigung hat General Franco ein«
Mitteilung ausgegeben, in dsr es u. a. heitzt:

„ Die Schlacht an der Talavera.Front
geht wciter. Wir haben die seindlichen Kräfte zurück-
geworsen und ihnen schwere Verluste beig«'
bracht. Wir rücken weiter uormal aus Toledo vok-
Die Sierra de Credos ist vollständig in unsercm Desitz
Der Weg nach Madridistofsen."

4-

Die Schreckensherrschast in Madrid.

Hendaye, 10. Sept. Cin Madrider Geheiw'
scnder teilte mit, daß das Schreckensregiment

täglich ärger. werde. Der Cinfluß der Anarchisten
wachse räglich. Cs sei bereits zublutigen Z u s a w >
menstötzen zwischen den Anarcho-Syndikalisten und
den gcmäßigten Volksfrontlern gekommen.

Ausländische Flieger bei den Marxisten eingetrosfen.

London, 12. Sept. (Eig. Funkmeldung.)
der Sonderberichterstatter der „Times" in Valenciu
meldet, seien die marxistischen Luftstreitkräfte durch
Ankunst von 59 ausländischen Fliegern, dar-
unter drei Engländern und Lber 20 Franzosen verstärkt
worden. An Maschinen scheint kein Mangel vorhandea
zu sein.

— Vundeskanzler Dr. Schuschnigg hat am Freitaa
vormittag Köniq Eduard VIII. auf der englischen G«'
sandtschaft in Wien besucht.

— Der österreichische Staatssekretär für Sleutzeecö.
Dr. Guido Sch-midt, wird sich, einer amtlichen DerlaM'
barung zusolge, am Montag nach Rom begeben. S-e'
Aufenthalt in Rom ist mit zwei Tagen bemeffen
 
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