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Architektur in einem Kampf gegen die alten Stile, zismus Stracks zufammen, diefem als moderne
gegendenindividuellenFormenausdruckvergang- Folie eine neue, kräftige Wirkung verleihend. —
enerZeitenerblickteO-LlberderfunktionellenEin- Nicht vielmehr als Flächendekoration ift auch der
zelheit (fand ihm ftets der räumlich rhythmilche Fafladenumbau für das Wohnungseinrichtungs-
Zufammenhang, und deshalb gehen auch gerade gefchäftvonL.ScherbelundCo. inEflen. Sämtliche
feine einfachen, linearen Friefe der mit Ovalen Tür- und Fenfteröffnungen des mit einem Walm-
und Rhomben oder Sternkreifen ausgefüllten dach bedeckten, abgefhimpften Eckbaus waren
Rechtecke fo trefflich mit dem etwas leeren Klafft- bereits vorher in gleichmäßigen Achfen feftgelegt.

Abb. 36. Wohnhaus Guftav Obenauer in St. Johann - Saarbrücken 1905 bis 1906. Rückanficht

') Hierin befindet er (ich in voller Qbereinftimmung mit Adolf zu betrachten ift und in der Hauptfache fdion vollftündig fefte

Hildebrand, der (ich über die Frage in einem Auffatje «Einiges Geftalt annehmen kann, ohne überhaupt noch in eine beftimmtc

über die Bedeutung von Größenverhältniflen in der Architektur» Stilart ausgelaufen zu fein oder überhaupt auszulaufen. Das

(Pan. V. Jahrg. 1899) folgendermaßen äußert: Jeder architek- was bei einem Bau noch im Halbdunkel als große Matfe und

tonifdie Stil hat feine befonderen Eigentümlichkeiten, Fähig- in großen Gegenfät^en, z. B. als gefchlolfene Wand gegen eine

keiten analog den verfchiedenen Sprachen. Das, was aber der Halle, wirkt, alfo das Hauptmotiv in feinen Verhältnilfen,

Künftler damit Tagt, läßt fidi nicht als Fähigkeit der Sprache bildet den Kern der architektonifdien Leiftungen und ift als

anfehen, quafi als ihr latenter Inhalt: Gleich wie es fich bei einem folcher genießbar, ohne daß wir erkennen, in welcher Stilart

Dichter nicht darum handelt, ob er deutfch, englifch oder fran- fidi der Bau ausdrückt. Das Gute oder Sclileclite entfteht alfo

zöfifch gefchrieben, fondern, was er in feiner Sprache gefagt hat. nidit aus der Stilart, fondern hängt von Dingen ab, welche viel

Es ift deshalb eine oberfJädiliche, rein formale Einteilung, wenn allgemeinerer Natur find. Der Künftler und der Philologe ftehen

man die architektonifdien Leiftungen, das künftlerifch Gute an in der Architektur eben fo weit von einander, wie in der Dicht-

einem Bau vom Stil ableiten will, in ihm die Erklärung fuchend. kunft, und die Architektur vom Standpunkte der Stilfrage an-

Das Schaffen in Verhältniflen, die innere Formkonfequenz, das fehen und erklären wollen, heißt Grammatik treiben und Philo-

Schalten und Walten mit Gegenfä^en, Riditungen ufw. ift ein löge fein. Daß bei der ardiitektonifchen Erziehung heute immer

künftlerifdier Vorgang und Inhalt, weldier unabhängig vom Stil noch der Philologe das Szepter führt, braucht nicht weiter aus-

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