Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Hölscher, Uvo
Das Grabdenkmal des Königs Chephren — Leipzig, 1912

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.26793#0118
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
V. Die Geschichte des Baues. 83

den Fußboden eingearbeitet ein größerer Trog mit Deckelplatte darauf. Das Gebäude ist,
entsprechend dem immer weiter anwachsenden Flugsande, mehrfach umgebaut worden.

Schicht V ist eventuell noch mit Schicht IV gleichalterig: eine Mauer von 4,3 m Dicke,
die vielleicht zur Einfriedigung des Sphinx gehörte; stark zerstört, mit konvexen und kon-
kaven Schichten.

Jüngere Mauerreste ohne Zusammenhang und Interesse fanden sich in den oberen
Sandschichten.

Datierung der Schichten:

Schicht I: bedeutend vor Schicht II.

„ II: 18. Dynastie.

„ III: unbestimmt.

„ IV: spät ägyptisch oder hellenistisch.

„ V: wahrscheinlich römisch.

Die Zerstörung der Fassade des Torbaus fällt also vor die Zeit der Schicht I, liegt
also bedeutend vor der Zeit der 18. Dynastie. Die Eingänge mögen wohl bald nach der
Zerstörung zugemauert worden sein und sind bis auf unsere Tage nicht wieder geöffnet
worden. Also war der Torbau seitdem unzugänglich, wenn nicht der Zugang durch den
wahrscheinlich damals schon zerstörten Aufgang erfolgte.

Letztere Annahme ist aber unwahrscheinlich. Denn gleichzeitig mit dem Abbruch der
Fassade wird man auch wohl die großen granitenen Deckenplatten der Innenräume entführt
und die wertvollen kupfernen Klammern herausgestemmt haben. Bei dieser brutalen Zer-
störungsarbeit sind aber mehrere Granitarchitrave heruntergestürzt1. Sie versperrten die Wege
und machten die Benutzung der Räume seitdem so gut wie unmöglich. Außerdem hatte der
Torbau auch keine Decken mehr. Also wird die Versandung des Torbaus wohl bald nach
der Zerstörung begonnen haben.

Gegen diese Annahme könnten Einwände erhoben werden. Mariette erwähnt2 nämlich,
daß im Torbau Kalksteinstelen mit Anbetung des Sphinx als Harmachis und die Granitfigur
eines Affen (n. R.) gefunden seien. Bei der bekannten Ungenauigkeit seiner Angaben besagt
das aber gar nichts gegen die oben ausgesprochene Ansicht. Denn die Stelen haben offen-
bar, ebenso wie diejenigen, die wir selber fanden, sämtlich hoch im Sande, und nicht unten
im Torbau gelegen. Und ebenso dürfte es mit dem Affen sein, denn ein zu diesem Affen
zugehöriges Bruchstück fanden wir außen vor dem Torbau etwa in Höhe von Schicht IV.

Wir selber fanden im Torbau bei der Säuberung im ansteigenden Aufgang und dicht
dabei im Pfeilersaal im Sande alexandrinische und ptolemäische Münzen. Wahrscheinlich sind
sie aber erst in neuester Zeit von eingeborenen Fremdenführern, die solche bekanntlich oft
zum Verkauf anbieten, verloren worden.

Die einzigen Zeichen menschlicher Tätigkeit im Innern des Torbaus nach der Zer-
störung sind der Grabschacht in dem Vorraum, in dem man die Chephrenstatue fand, und
die Beisetzungen von Leichen in dem Kernmauerwerk neben den Magazinen. Und das be-
stätigt unsere Annahme, daß die Innenräume nicht mehr zugängig waren.

Zwischen der Erdbodenoberfläche vor Schicht I und Schicht II liegt ein Niveauunter-
schied von ca. 4,00 m. Eine so enorme Sandhöhe kann auf dieser, dem Sandwinde abge-

2) s. S. 10.

1) Die noch zu Mariettes Zeiten im Pfeilersaal lagen; S. 10.

11*
 
Annotationen