Jan Steen.
Jan Steen wurde um 1626 in Leiden geboren. Sein genaues
Geburtsjahr wissen wir nicht. Man schließt es aus seinem Alter, das
er selbst mit zwanzig Jahren angab, als er sich im November 1646
als Student an der Leidener Universität einschreiben ließ. Zwei Jahre
später gehörte er mit zu den Künstlern, die die Leidener Lucasgilde
errichteten. Seine Lehrzeit muß er damals schon hinter sich gehabt
haben. Nach Houbrakens Erzählung soll Nicolaes Knüpfer sein
Lehrer gewesen sein. Dieser war ein aus Leipzig gebürtiger unter
Einfluß der Utrechter Maler gebildeter Künstler, bei dem auch der
circa fünf Jahre jüngere Arie de Vois gelernt haben soll. Knüpfer
kommt vorübergehend in Leiden vor. Es ist nicht unmöglich, daß
Houbrakens Mitteilung auf Wahrheit beruht. Steen hat von Knüpfer
vermutlich nur das Handwerk gelernt. Spuren von seiner Malweise
oder Auffassung finden wir in Steens Bilder nicht wieder. Dies gilt
ebenso von Jan van Goyen, der Steens zweiter Lehrer gewesen sein
soll und der sein Schwiegervater wurde. Fragt man dagegen nach
Vorgängern des Jan Steen in der holländischen Malerei, so ist dies
in der ersten Linie Jan Miense Molenaer in seinen frühen Bauern-
bildern und Kinderscenen (1627—40) und sodann kommen Meister
wie Esaias van de Velde, Joost Cornelisz Droochsloot und Pieter de
Bloot in Betracht, die kleine, hübsch gezeichnete Bauernfigürchen in
ähnlicher Weise in ihren Landschaften anzubringen wußten, wie wir
sie in Steens frühesten Bildern begegnen. Das meiste hat Jan Steen
aber nicht von diesen Vorgängern sondern von sich selbst. Der
einzige, von dem er die hervorragenden Eigenschaften, die ihn aus-
zeichnen, hätte lernen können, war der 1638 gestorbene Adriaen
Brouwer und gerade diesem steht er in technischer Hinsicht ferner
als jedem der bereits genannten.1)
Bereits im Jahre 1649 zieht Steen nach dem Haag, wo er bis
Mitte 1654 bleibt. Darauf mietet er für sechs Jahre eine Brauerei in
Delft und kommt in den dortigen Akten der Jahre 1656 und 1657
wiederholt vor. Im erstgenannten Jahr hat er auch die Ansicht dieser
‘) Man hat angenommen, daß Jan Steen während seines Haarlemer Aufenthaltes dem
Einfluß Adriaen van Ostade’s viel zu danken gehabt habe. Es frägt sich jedoch, was ein
Künstler, der 1660 solche Meisterwerke wie den Hühnerhof in der Haager Galerie, das Tisch-
gebet bei Ch. Morrison und das Austernessen bei Lord Lonsdale malen konnte, damals noch
von Ostade lernen konnte?
Jan Steen wurde um 1626 in Leiden geboren. Sein genaues
Geburtsjahr wissen wir nicht. Man schließt es aus seinem Alter, das
er selbst mit zwanzig Jahren angab, als er sich im November 1646
als Student an der Leidener Universität einschreiben ließ. Zwei Jahre
später gehörte er mit zu den Künstlern, die die Leidener Lucasgilde
errichteten. Seine Lehrzeit muß er damals schon hinter sich gehabt
haben. Nach Houbrakens Erzählung soll Nicolaes Knüpfer sein
Lehrer gewesen sein. Dieser war ein aus Leipzig gebürtiger unter
Einfluß der Utrechter Maler gebildeter Künstler, bei dem auch der
circa fünf Jahre jüngere Arie de Vois gelernt haben soll. Knüpfer
kommt vorübergehend in Leiden vor. Es ist nicht unmöglich, daß
Houbrakens Mitteilung auf Wahrheit beruht. Steen hat von Knüpfer
vermutlich nur das Handwerk gelernt. Spuren von seiner Malweise
oder Auffassung finden wir in Steens Bilder nicht wieder. Dies gilt
ebenso von Jan van Goyen, der Steens zweiter Lehrer gewesen sein
soll und der sein Schwiegervater wurde. Fragt man dagegen nach
Vorgängern des Jan Steen in der holländischen Malerei, so ist dies
in der ersten Linie Jan Miense Molenaer in seinen frühen Bauern-
bildern und Kinderscenen (1627—40) und sodann kommen Meister
wie Esaias van de Velde, Joost Cornelisz Droochsloot und Pieter de
Bloot in Betracht, die kleine, hübsch gezeichnete Bauernfigürchen in
ähnlicher Weise in ihren Landschaften anzubringen wußten, wie wir
sie in Steens frühesten Bildern begegnen. Das meiste hat Jan Steen
aber nicht von diesen Vorgängern sondern von sich selbst. Der
einzige, von dem er die hervorragenden Eigenschaften, die ihn aus-
zeichnen, hätte lernen können, war der 1638 gestorbene Adriaen
Brouwer und gerade diesem steht er in technischer Hinsicht ferner
als jedem der bereits genannten.1)
Bereits im Jahre 1649 zieht Steen nach dem Haag, wo er bis
Mitte 1654 bleibt. Darauf mietet er für sechs Jahre eine Brauerei in
Delft und kommt in den dortigen Akten der Jahre 1656 und 1657
wiederholt vor. Im erstgenannten Jahr hat er auch die Ansicht dieser
‘) Man hat angenommen, daß Jan Steen während seines Haarlemer Aufenthaltes dem
Einfluß Adriaen van Ostade’s viel zu danken gehabt habe. Es frägt sich jedoch, was ein
Künstler, der 1660 solche Meisterwerke wie den Hühnerhof in der Haager Galerie, das Tisch-
gebet bei Ch. Morrison und das Austernessen bei Lord Lonsdale malen konnte, damals noch
von Ostade lernen konnte?