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Hofstede de Groot, Cornelis; Valentiner, Wilhelm Reinhold [Hrsg.]
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (1. Band): Jan Steen, Gabriel Metsu, Gerard Dou, Pieter de Hooch, Carel Fabritius, Johannes Vermeer — Esslingen a. N.: Paul Neff Verlag, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.53739#0283

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Gabriel Metsu wurde 1630 oder frühestens 1629 in Leiden ge-
boren als Sohn eines nicht weiter bekannten Malers Jaques Metsu
und der Jacquemijntje Garniers, die in erster Ehe mit dem
gleichfalls unbekannten Maler Guilliam Fremault, genannt Strazio Veluto
verheiratet war. Von seinem Vater hat er keinen Unterricht mehr haben
können, da dieser bereits 1633 starb. Als Leidener Kind hat er die Kunst,
wie uns auch Houbraken berichtet, wohl von keinem anderen Maler lernen
können als von dem damals im höchsten Ansehen stehenden Gerard Dou,
von dem er sicher die gesunde Technik und die außerordentlich
saubere Malweise abgesehen hat. So unglaublich es scheinen mag, es ist
eine Tatsache, daß der 14- oder 15jährige Knabe 1644 eine Eingabe
an den Magistrat der Stadt mit unterzeichnet, in der die Leidener
Künstler die Erlaubnis erbitten eine Lukasgilde errichten zu dürfen.
Es haben also damals seine Kunstbrüder nicht nur in ihm einen
der ihrigen erkannt, sondern sie sind auch der Ansicht gewesen, daß
die Unterschrift Metsu’s für die Erreichung ihrer Zwecke von Wert
sei, das heißt, daß der junge Meister auch außerhalb der Künstlerkreise
schon einen Namen hatte. Die Errichtung der Gilde erfolgte erst
1648 und Metsu war eines der ersten Mitglieder. In den folgenden
Jahren bis 1654 ist er noch in Leiden ansässig. Einige Jahre darauf
begegnen wir ihm in Amsterdam. „Von 1657 an ist er hier nachweisbar.
Den genauen Zeitpunkt seiner Übersiedlung wissen wir nicht. In
Amsterdam ist er auch schon 1667 gestorben; an welchem Tag ist
nicht bekannt. Die Beerdigung fand am 24. Oktober statt.
Metsu’s künstlerisches Talent ist zwar groß, aber dennoch be-
schränkt oder vielmehr fest umgrenzt. In seinen frühesten uns bekannten
Bildern tritt er bereits als ein vollendeter Meister auf und während
seines kurzen Lebens vollziehen sich keine großen Wandlungen in
seinem Stil. Als Schüler Dou’s malt er zuerst peinlich sauber und
glatt, später bekommt sein Pinsel eine größere Freiheit und Beweg-
lichkeit, er lernt die Reize des Rembrandtschen Helldunkels kennen und
wird wärmer im Ton (um 1655—60). Conform der allgemeinen
Stil- und Geschmackswandlung der Zeit scheint sich sein Stil in der
Richtung einer kühlen Farbengebung und einer glatten, geschliffenen
Technik entwickelt zu haben, sodass wir die ganz kühlen und mehr
oder weniger geleckten Bilder in seine letzten Lebensjahre versetzen
dürfen. Vom Anfang bis zum Ende bleibt Metsu seinem einst ein-
mal gewählten Stoffgebiete treu. Es ist dies das bürgerliche Sitten-
bild. Nur in Ausnahmefällen versucht er sich, und nicht eben glück-
lich, im Porträt, in mythologischen oder religiösen Darstellungen.
Sonst schildert er unermüdlich das Bürgertum seiner Zeit im täglichen
Tun und Treiben in der Ruhe der alltäglichen Existenz. Die Scenen
 
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