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Hofstede de Groot, Cornelis; Valentiner, Wilhelm Reinhold [Hrsg.]
Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts (1. Band): Jan Steen, Gabriel Metsu, Gerard Dou, Pieter de Hooch, Carel Fabritius, Johannes Vermeer — Esslingen a. N.: Paul Neff Verlag, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.53739#0367

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Gerard Dou.

Gerard oder Gerrit Dou wurde am 7. April 1613 zu Leiden als
Sohn des Glasers Douwe Jansz geboren und starb in seiner
Vaterstadt im Februar 1675 (begraben am 9. Februar). Er
war nach den offenbar bei ihm selbst und seinen Angehörigen ein-
gezogenen Erkundigungen von Oders zuerst im Handwerk seines
Vaters tätig, dann Schüler des Kupferstechers Bartholomeus Dolendo
und des Glasmalers Pieter Couwenhorn und endlich seit dem
28. Februar 1628 Rembrandts, bei dem er drei Jahre, vermutlich bis
zu dessen Übersiedelung nach Amsterdam in der ersten Hälfte von
1631, blieb- Im selben Jahre machte er sich in Leiden selbstständig.
Im Jahre 1644 bemühte er sich um die Gründung einer Lukasgilde
in seiner Vaterstadt und wurde, als diese vier Jahre später zu Stande
kam, eins der ersten Mitglieder. Sein ganzes Leben blieb er als
Maler von Sittenbildern und Bildnissen in Leiden in hohem Ansehen.
Er gehörte von Anfang an zu den am höchsten bezahlten Künstlern
der holländischen Schule und wurde durch seinen Einfluß auf seine
zahlreichen Schüler der Gründer der sogenannten Leidener Schule
von Feinmalern.
In der künstlerischen Entwicklung Dou’s sind zwei Perioden
deutlich zu unterscheiden, eine frühere, kürzere unter dem Einfluß
Rembrandts und im Anschluß an dessen Jugendwerke, wo er sorg-
fältig und ängstlich in der Zeichnung und Malerei ist, nach ge-
schlossenem Lichteinfall strebt und die Farben pastös aufträgt. Gegen-
ständlich malt er in dieser Zeit Studienköpfe, Bildnisse und andere
Einzelfiguren, meist in kleinem, selten in lebensgroßem Format oder
Kompositionen von wenigen Figuren in einfachen Innenräumen.
Seit ungefähr 1635—40 wird der Einfluß Rembrandts geringer, das
Streben nach Helldunkel im Sinne seines Meisters hört auf, die Malerei
wird vertriebener, glatter, emailartiger, die Kompositionen werden
reicher, sowohl in der Zahl der Figuren, als auch im Umfang des
Beiwerks. Neben einer verhältnismäßig geringen Zahl von Bildnissen
und Eremiten herrscht das bürgerliche Sittenbild, Darstellungen aus
dem ruhigen Alltagsleben der breiten Volksschichten vor; dramatisch
bewegte Szenen, wie die Wassersüchtige Frau im Louvre, biblische
und geschichtliche Bilder bleiben Ausnahmen. Die dargestellten
Szenen spielen sich meist in Innenräumen ab, seltener im Freien,
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