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Pieter de Hooch.
starke Sonnenbeleuchtung und einfallendes Tageslicht in einen Innen-
raum. Pieter de Hooch verbindet dies meistens mit einem Durchblick
in einen zweiten Raum, in den ein warmer Lichtstrahl eindringt,
mag der vordere Raum gleichfalls erleuchtet sein oder nicht Vermeer
dagegen stellt seine Figuren vor die kräftig beleuchtete Zimmerwand
und verzichtet in der Regel auf die Durchblicke. Pieter de Hooch
hat ein grösseres Kompositionstalent und scheut nicht vor Bildern
mit zahlreichen Figuren zurück, während die Mehrzahl der Gemälde
Vermeers aus einer oder höchstens zwei Personen besteht. Auch die
Zeichnung der Figuren und die Zusammenstellung der Farbe weicht
ab. Während Vermeer die kühleren Farben Blau und Grün neben
Gelb bevorzugt und auf die Verwendung eines warmen kräftigen
Rots fast ganz verzichtet, weiß Pieter de Hooch uns gerade durch
diese Farbe in Verbindung mit Schwarz, Weiß und Gelb zu
bezaubern.
Es könnte scheinen, als ob das Zusammenwirken mit Vermeer
in Delft einen veredelnden Einfluß auf die Kunst P. de Hooch’s
ausgeübt hat. Denn ungefähr gleichzeitig mit seiner Übersiedelung
nach Amsterdam fängt auch der Verfall seiner Kunst an. Die Werke,
die er während der letzten zehn Jahre seiner Tätigkeit schuf, sind
nur ein schwacher Abklatsch der herrlichen Schöpfungen seiner
Delfter Periode. Die Lichteffekte werden übertrieben und unwahr,
manchmal unmöglich. Die Zeichnung seiner Figuren wird schwächer,
die Ausführung der Bilder oberflächlich und lieblos. Im Fleisch
wirken bläuliche Halbtöne oft sehr störend; das Zinnoberrot der
Lippen und anderer Partien wird schematisch aufgesetzt. Während
die Werke seiner Blütezeit einfache bürgerliche Szenen und häusliche
Beschäftigungen in schlichter Umgebung darstellten, zeigen die späteren
Bilder Szenen aus der vornehmen Welt in großartigen Prachträumen,
wie sie in Wirklichkeit in Holland kaum existierten. Die Motive für
Privatwohnungen wurden dem neuen Amsterdamer Rathaus ent-
nommen, und der reichgewordene Kaufmann musiziert in Hallen, in
denen Raffaels Schule von Athen nachgebildet ist. Derartige Bilder
füllen die Periode vom Jahre 1667 bis 1677 aus. Aus diesem
Jahre ist das letzte datierte Bild des Meisters. Nach den Kostümen
zu schließen, können einige wenige Bilder noch etwas später ent-
standen sein, aber vermutlich ist de Hooch bald nach 1677 ge-
storben. Seine besten Werke, die sich größtenteils in England und
Amerika befinden, gehören zu den gesuchtesten und teuerst be-
zahlten Erzeugnissen der holländischen Malerschule.
Pieter de Hooch.
starke Sonnenbeleuchtung und einfallendes Tageslicht in einen Innen-
raum. Pieter de Hooch verbindet dies meistens mit einem Durchblick
in einen zweiten Raum, in den ein warmer Lichtstrahl eindringt,
mag der vordere Raum gleichfalls erleuchtet sein oder nicht Vermeer
dagegen stellt seine Figuren vor die kräftig beleuchtete Zimmerwand
und verzichtet in der Regel auf die Durchblicke. Pieter de Hooch
hat ein grösseres Kompositionstalent und scheut nicht vor Bildern
mit zahlreichen Figuren zurück, während die Mehrzahl der Gemälde
Vermeers aus einer oder höchstens zwei Personen besteht. Auch die
Zeichnung der Figuren und die Zusammenstellung der Farbe weicht
ab. Während Vermeer die kühleren Farben Blau und Grün neben
Gelb bevorzugt und auf die Verwendung eines warmen kräftigen
Rots fast ganz verzichtet, weiß Pieter de Hooch uns gerade durch
diese Farbe in Verbindung mit Schwarz, Weiß und Gelb zu
bezaubern.
Es könnte scheinen, als ob das Zusammenwirken mit Vermeer
in Delft einen veredelnden Einfluß auf die Kunst P. de Hooch’s
ausgeübt hat. Denn ungefähr gleichzeitig mit seiner Übersiedelung
nach Amsterdam fängt auch der Verfall seiner Kunst an. Die Werke,
die er während der letzten zehn Jahre seiner Tätigkeit schuf, sind
nur ein schwacher Abklatsch der herrlichen Schöpfungen seiner
Delfter Periode. Die Lichteffekte werden übertrieben und unwahr,
manchmal unmöglich. Die Zeichnung seiner Figuren wird schwächer,
die Ausführung der Bilder oberflächlich und lieblos. Im Fleisch
wirken bläuliche Halbtöne oft sehr störend; das Zinnoberrot der
Lippen und anderer Partien wird schematisch aufgesetzt. Während
die Werke seiner Blütezeit einfache bürgerliche Szenen und häusliche
Beschäftigungen in schlichter Umgebung darstellten, zeigen die späteren
Bilder Szenen aus der vornehmen Welt in großartigen Prachträumen,
wie sie in Wirklichkeit in Holland kaum existierten. Die Motive für
Privatwohnungen wurden dem neuen Amsterdamer Rathaus ent-
nommen, und der reichgewordene Kaufmann musiziert in Hallen, in
denen Raffaels Schule von Athen nachgebildet ist. Derartige Bilder
füllen die Periode vom Jahre 1667 bis 1677 aus. Aus diesem
Jahre ist das letzte datierte Bild des Meisters. Nach den Kostümen
zu schließen, können einige wenige Bilder noch etwas später ent-
standen sein, aber vermutlich ist de Hooch bald nach 1677 ge-
storben. Seine besten Werke, die sich größtenteils in England und
Amerika befinden, gehören zu den gesuchtesten und teuerst be-
zahlten Erzeugnissen der holländischen Malerschule.