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VIERTER ABSCHNITT

Die praktischen Aufgaben
der Museen


Aus den Schloßsammlungen des siebzehnten und achtzehnten
Jahrhunderts, die, wie wir gesehen haben, dem Repräsentations-
bedürfnis pracht- und kunstliebender Fürsten ihre Entstehung und
Vermehrung verdankten, ist im neunzehnten Jahrhundert das
öffentliche Museum hervorgegangen, das, vom Staat unterstützt, von
Gelehrten geleitet, seine Bestände — gleich, ob Kunstwerke oder
kulturhistorische Denkmäler — nach wissenschaftlichen Gesichts-
punkten angeordnet hat. In den Kunstgewerbemuseen entstand
von der Mitte des letzten Jahrhunderts ab eine weitere Gattung,
die durch Vorbilder aus den verschiedensten Perioden menschlichen
Schaffens zur Hebung des Kunstgewerbes und des Handwerks bei-
tragen wollte. Immermehr hat sich in den letzten zwanzig Jahren die
Ansicht verbreitet, daß die vornehmste Aufgabe der Kunstmuseen
darin bestehe, dem Besucher ästhetischen Genuß, künstlerische Er-
lebnisse zu verschaffen, und auch die historischen und völkerkund-
lichen Sammlungen tragen durch ihre Aufstellung bewußt oder un-
bewußt dazu bei, die Freude am Schauen, am Eindringen in die
Formenwelt des zur Schau Gestellten zu wecken und dadurch den
Genuß des verstandesmäßigen Erkennens zu steigern.
Auf einer anderen Linie liegen die — wir möchten sagen — prak-
tischen Aufgaben, die den Museen und ihren Beamten gestellt wer-
den, an deren Lösung sie täglich arbeiten müssen, um die zuvor
skizzierten „idealen Aufgaben“ zu erfüllen. Wir kommen damit zu
den Fragen, die gewiß nach Ansicht vieler den ausschließlichen
Gegenstand einer „Museumskunde“ bilden, und wir fürchten, sie
 
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