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Hübsch, Heinrich
Die altchristlichen Kirchen nach den Baudenkmalen und älteren Beschreibungen und der Einfluss des altchristlichen Baustyls auf den Kirchenbau aller späteren Perioden: Text zu dem 63 Platten enthaltenden Atlas — Karlsruhe, 1862

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https://doi.org/10.11588/diglit.3196#0085
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^^^^^^^^— 117 ^^^^^^^

und weiten Zwischenräumen, mit einem Querschiff, rechtwinklig abgeschlossenem Chor
und eben solchen kleinen Kapellen neben an. Die Anlage hat, abgesehen von der bedeu-
tendem Gröse und ungemeinen Kühnheit, Aehnlichkeit mit der Klosterkirche zu Eberbach.
Fig 22 Die 1202-1233 erbaute Abteikirche zu Heisterbach. Die dreischiffige
Kirche hat "ausser dem über die Breite der Kirche hinausreichenden weiten Transept
noch ein solches beiläufig in der halben Länge. Der halbrunde Chor hat einen Umgang
auf sehr schlanken gekuppelten Säulen und aussen herum noch einen Kranz von Kapellen
im Motiv sehr ähnlich wie an dem Dom zu Cöh, In der Wölbung. ^ d-
Spitzbogen neben dem Rundbogen zur Verwendung gekommen Die teilweise schon
sehr stark in die Länge gezogenen Halb- und Ecksäulchen, sowie die Zwischenringe m
«ur stark m uio i^ug ö ° , ß h d r nachromamschen Architcctur

den schlanken Säulchen charactensn en den Bau

angehörig. _ ln

Fic 23 Dom zu Cöln, dessen Gründung in das Jahr 1248 fällt Derselbe
*ig. 23. Vom zu uo , Architectur nach der in Deutschland vor-

gehen* luer als Vertreter de guttasehet ^ ^

kommenden Entwicklung derselben. E»P^ Vorb u^d

schiffiges Langhaus ^*??f^J^ tssenhaftigkeit und "engere Pfeiler-
Die Vergleichung ^^tc^fc— ^ Eton« und dem Dom
Stellung, als an der wenig spatern rvirouc a«lllninoT1 11Tn<»nnnnen

b . -, i „ n-iit mlirartio' diinnen baulcnen umsponnen.

daselbst. Die Pfeiler sind schon ganz mit ronrarug uum *

„..„j-x 12nß Der o-othische Styl nahm m Italien
Fig. 24. Dom ,,u Floren, ggr ,mdet 129 g ^ ^ ^

eine andere Ausbildung als im Norden: es winde naen »

schiffe und der Boge^llung gestrebt, die ££$2%^ £ gothischen
genehmen Magerkeit vermindert, wie es an ^ ^^ Rund.

Styles geschah. Die Pfeiler des Domes zu Florenz zu ^ ^

stäbe. Der Grundriss bildet ein ^™f\%™^2. Auch die Kreuzung des
gleichgestaltet sind, als etwas verlängerte halbe Acüteck
Langschiffes mit dem Querschiff bildet em Achteck.

Die verschiedenen üblichen Altaranlagen von der «testen
christlichen Periode bis zur Nenze,!,

(Auf Platte LVII.)

i ÄltarAR so bieten sich drei Haupt-
Betrachten wir die äussere Entwicklung des Altares,

Perioden dar: bis zur Zcit des Papstes Leo IV

I. Altarbildung mit dem Vorherrschen des ^^^
und des Concils zu Rheims, um die Mitte . ^ ^ Jahrhundert.

IL Beginn der Altaraufsätze mit Beb**» ^^ ^ äuggern ümrisse der

III. Altarbildungen mit Nachahmung u ^ ^^
Altaraufsätze ohne Reliquien bis zum ßg ^^^ Mauerkörper, oder aufSäul-

Der Altartisch, steinerne Platte af. ^Urch die sogenannten Ciborien oder Baida-
chen ruhend, fand seine reichste Entfaltung ^ ^ ^ ^ unterscheiden wir drei wesent-
chine. Bei diesen Ciborienaltären (s. 1 ig< > '

, , Dr Fr Jos. Schwarz „Studien über die Geschichte
OEine ausführliche Abhandle gibt Fr. Laib nn« ■ 1>iiioPHnilVoroin Ar etatoffld- Kunst mit

des christnehen Altars, herausgegeben ^^J. Stuttgart, Buchdruckerei von G. Bümehns
lßlithographirtcn Bildertafeln un< ein Texte m Grunde.

Wittwe 1857«. Diese Abhandlung hegt «nseu

118

liehe Theile: 1) die unter dem Altar liegende Confessio, d.i. das Grab des oder der Heiligen,
2) die rnensa mit dem Crucifix und 3) den auf Säulen ruhenden Ciborienüberbau8).

Die Altarbildungen mit Altaraufsätzen, Reliquienschreinen, wurden durch Papst
Leo IV und die Synode von Rheims genehmigt. Die Aufstellung der Reliquienschreine
geschah auf zweierlei Weise. Nach der ersten Art steht der Reliquienschrein auf einem
eigenen Aufbau hinter dem Altartisch. Die zweite Art der Aufstellung hat einen von
dem Altartisch ganz getrennten Aufbau geschaffen. Der Altartisch selbst blieb auch in
dieser Periode noch ohne Zuthat oder ungebührliche Belastung und wurden die Ciborien
noch in der früher üblichen Weise beibehalten. Eine andere Behandlung der Confessio,
deren Anbringen hinter dem Altare nämlich, gab wohl den Anstoss zur Ausbildung und
Ausschmückung der Altarrückwand mit Bildwerk und auch den Anstoss zur Ausbildung
eines Theiles der Altäre unserer Zeit.

In der dritten Periode erscheinen zwei wichtige Acnderungen: die allmähligc Ver-
änderung der Aussetzung der Reliquien und die Aufnahme malerischer und plastischer
Bildwerke auf den Altartisch selbst, wodurch der Altartisch, als die heilige Opferstätte,
in seiner Bedeutung herabgesetzt wird. In dem Mase, als die Reliquiarien zurückgedrängt
werden, vermehrt sich der Bilder- und Ornamentenschmuck; Ciborien erscheinen noch
sporadisch bis ins XVI Jahrhundert. Beispiel einer sehr ausgedehnten Rückwand gibt
der romanische Altar, Fig. 6, in der Kirche zu Wechselburg. In der gothischen Archi-
tectur erscheinen die gemalten oder mit Sculpturen geschmückten FlUgelaltäre (s. Fig. 7).

Bis tief ins XIV Jahrhundert wurde die heilige Eucharistie unter den Ciborien oder
an einer metallenen Säule aufgehängt; dann fing man an, dieselbe in fixen Behältnissen
ausserhalb des Altars zu verschHessen, welcher Gebrauch zu den reichgesclunückten
Wandtabernakeln und Sacramentshäuschen führte.

Der gegenwärtige Gebrauch, einen festen Tabernakel auf dem Altar selbst zu
erbauen, verbindet die Vorzüge der beiden frühern Aufbewahrungsarten. In der Renais-
sanceperiode erscheint der feste Tabernakel meist schon auf dem Altar und ist die
Altarrückwand oder der Altaraufbau ins Kolossale getrieben. Aus der Frührenaissance
gibt Fig. 8 einen Baldachin - Altar, aus der Spätrenaissance Fig. 9 einen Altar mit
festem Tabernakel und reichem und übergrosom Altaraufbau.

Eine Auswahl von Kirchen, welche durch den Verfasser dieses
Werkes ausgeführt oder entworfen und (heils in Ausführung
begriffen, (heils noch nichl begonnen sind.

(PI. LVIII - LXIII.)

Die hier gegebene Auswahl von Kirchen ist in dem „Verzeichnisse und Erklärung
der Platten" im Einzelnen verzeichnet.

Blosc Entwürfe sind bis jetzt noch geblieben: die für Karlsruhe projeetirte Kirche
mit grosem gewölbtem Langhause (PL LVIII, Fig. 1 und 2; LIX, 1—3); die für Karls-
ruhe projeetirte grose Kuppelkirche (PI. LX, Fig. 15; PI. LXIV, Fig. 7 und 8). Die
übrigen Kirchen dieser Auswahl sind ausgeführt oder in Ausfuhrung begriffen.

Die katholische Kirche zu Bulach (PI. LXIII, Fig. 1 und 2) ist näher beschrieben
in „Hübsch's Bauwerke, Text zu dem I. und II. Heft. Karlsruhe und Baden, Marx'-
sche Buchhandlung. 1838". S. 53. In demselben Werke sind auch noch andere von dem
Verfasser ausgeführte Kirchen dargestellt und beschrieben, welche in der hier gege-
benen Auswahl nicht begriffen sind.

2) Die specielle Beschreibung der Altar-Schranken ist oben bei der Beschreibung der Kirchen St. I'mil
und Sta. Sabina zu Rom gegeben.
 
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