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Humann, Carl
Magnesia am Maeander: Bericht über die Ergebnisse der Ausgrabungen der Jahre 1891 - 1893 — Berlin, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.4616#0047
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DER TEMPEL DER ARTEMIS LEUKOPHRYENE.

DER GRUNDRISS.

Von dein wichtigsten Heiligtume der Stadt, dem Tempel der Artemis, sind nur die
aus Kalkstein hergestellten Grundmauern mit einigen Bruchstücken des marmornen Auf-
baues an ihrem ursprünglichen Standorte gebheben (Blatt IV und Abb. 29). Die Stufen sowie
der Belag des Tempels und des Hofes waren bereits zu einem beträchtlichen Teile geraubt,
als das Bauwerk zusammenstürzte; denn die schweren Steine der Säulen und des Gebälks
lagen, als sie aufgedeckt wurden, auf den entblößten Grundmauern und hatten sieh bei dem
Falle tief in die Kalkstein-Unterbettung des Hofbelages eingegraben. Nur die Basen der
beiden Säulen des Opisthodoms sowie drei Hasen der Säulen der Cella fanden sich unver-
ändert an ihrem Platze, dazu einige Quader der untersten Schicht der Mauern, und zwar
zwei Quader von der Südostecke und weiterhin drei Quader von der Südmauer der Cella,
diese letzteren ein wenig aus ihrer Lage verschoben. War somit der gefundene Bestand

recht gerint

so ließen sich doch wichtige Aufschlüsse über die ehemalige Anlage des

Tempels aus der Untersuchung des Grundbaues gewinnen. Um den Kalkstein desselben
zu verdecken, griff der Marmorbelag des Hofes und des Tempels um mehr als Hand-
breite unter die Stufen sowie unter die Mauern und die Säulenbasen (Abb. 27). Der Kalk-
stein der Grundmauern ragte also dort um die Stärke der Belagplatten aus der übrigen
Fläche hervor und gab die Sohle des Marmorbaues zu erkennen. Anderseits hatten sich
auf den Belagplatten die Fluchten der auf ihnen ruhenden Bauteile mit einer scharfen
Linie abgezeichnet, und gerade von den längs den Mauern und Basen liegenden Platten
waren mehrere von der Plünderung verschont geblieben. Diesen Beobachtungen folgend,
konnte Humann die Abmessungen des gestuften Unterbaues, die Standorte einiger Säulen
des westlichen und des nördlichen Pterons, di'V vier Säulen des Pronaos und der drei
fehlenden Säulen der Cella, sowie die Lage der Mauern und sogar den Platz des Kultbildes
nachweisen. Damit hatte er die allgemeine Plananlage des Tempels wiedergewonnen und
erkannt, daß die Hauptfront nach Westen gewandt war.

Gleich dein Didymaion bei Milet war der Tempel der Artemis in Magnesia, auf einen
hohen Stufenbau gestellt. Dieser maß in der untersten Stufe an der Nordfront 67,50 m, an


 
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