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Einzelfiguren und Fragmente.

ist; um die Mütze und das Eaar ist über der Stirn eine Binde geschlungen, wie sie sonst
bei Attis nicht vorzukommen pflegt. Die Entscheidung dafür, daß wirklich Anis dargestellt
ist, gibt abgesehen von der Weihinschrift - der dicke Kranz von Mohnkolben und

Pinienzapfen, der zwischen Mütze und Binde liegt. Der schwärmerische Ausdruck des Ge-
sichtes ist dem des Kopfes aus Magnesia sehr ähnlich.

Kultus der Göttermutter und damit auch des Attis ist aber für Magnesia a. M. nicht
bezeugt; eine vereinzelte Weihung, wie Kern Xo. 217a, die höchstwahrscheinlich gar nicht
aus Magnesia stammt, wird man nicht dagegen geltend machen dürfen. Nun finden wir in
Magnesia in der römischen Kaiserzeit starke .Spuren einer lebhaften Verehrung des Men.
Er wird nicht nur fortwährend auf den Münzen unter Caraealla, Julia Mammaea. Mixi-
minus und Maximus mit verschiedenen Attributen dargestellt1), auch eine Weihinschrift an
Men aus dem Ende des II. Jahrhunderts n. Chr. (Kern No. 227) ist in Magnesia gefunden.
Da die Inschrift an einer Stelle gefunden ist, wo nach Ausweis von Kern No. 99 ein Serapis-
heiligtum gelegen haben muß, so scheint in Magnesia Serapis- und Men-Kultus mit einander
verbunden ge/vvesen zu sein. Attis und Men, zwei Naturgottheiten mit ähnlichen Funktionen,
gehen leicht ineinander über, besonders weil Attis vielfach direkt als Mondgottheit aufgefaßt
wird (vgl. Drexler Sp. 2755). Auch die eigentümliche Tracht des Bandes im Haar ist durch
ein spätes Menrelief in London (BCH 1899 pl. 1) für Men gesichert. Dort ist auch das Haar
in archaisierender Weise geordnet, ein Haarzopf befindet sich in der Mitte über der Stirn
und zwei lange gedrehte Locken an beiden Seiten. Den Bart hat Men in Erinnerung an
ägyptische Gottheiten, die man mit dem Bart zu sehen gewohnt war, erhalten. In Magnesia
lag ein solcher Synkretismus besonders nahe, da dort Men, wie es scheint, mit Serapis zu-
sammen verehrt worden ist und wir uns damit schon im Kreis ägyptischer Götter bewegen.
Die Büste von Magnesia stammt also wahrscheinlich von einer Herme, die dem Men ge-
weiht war; sie ist die erste Darstellung des Gottes in Rundplastik, die wir kennen, und
gehört wohl in die römische Kaiserzeit.___

*) Vgl. Drexler, Roschers Lexikon II, 2 Sp. 2697.


 
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