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DIE ERFORSCHUNG DER BAUWERKE.

Nach den Zeugnissen der Schriftsteller war der Tempel der Artemis in Magnesia
am Mäander einer der bedeutendsten und berühmtesten des klassischen Altertums. Strabo
nennt ihn einen der größten Tempel Kleinasiens, welcher in seinen Abmessungen nur von
dem Artemision in Ephesos und dem Didymaion bei Milet übertroffen werde; er bewundert
die glücklich abgewogenen Verhältnisse und die geschickte Anordnung des Heiligtums.
Vitruv bezeichnet den Tempel als ein Beispiel für die Anlage des Pseudodipteros und über-
liefert den Namen seines Erbauers, Hermogenes, eines der hervorragendsten Architekten
Ioniens, der auch den Tempel des Dionysos in Teos errichtete, und dessen Tätigkeit für
die Entwicklung der Baukunst in der hellenistischen Zeit von weittragender Bedeutung
war1). Seit dem Untergange des klassischen Altertums schwanden Teos und Magnesia aus
der Geschichte, bis erst in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts die im Auftrage der
englischen Gesellschaft der Dilettanten ausgeführten Untersuchungen von neuem Licht über
die Ruinen der ionischen Städte verbreiteten. Vom Tempel zu Teos wurden Bruchstücke
der Architektur gefunden21; sie gaben den Anstoß, daß die wissenschaftliche Forschung
sich mit der Person des Architekten Hermogenes und seinen Werken an der Hand der
Nachrichten Vitruvs eingehender beschäftigte.

Alois Hirt in Berlin bemerkte, daß das Kapitell des Tempels in Teos von den
damals bekannt gewordenen antiken ionischen Kapitellen am meisten den Vorschriften
Vitruvs entsprach3). In seiner Geschichte der antiken Baukunst würdigte Hirt die Ver-

') Kern, Inschriften von Magnesia, Abschnitt II. Zeugnisse der Schriftsteller No. I und LIII.

2) Ionian Antiquities published with permission of the Society of Dilettanti. 1. Auflage, London
17(19, Kap. I, Taf. I—VI. 2. Auflage, London 1821 und deutsche Ausgabe Darmstadt 1829, Kap. I, Taf. I—III.

3) A.Hirt, Die Baukunst nach den Grundsätzen der Alten. Berlin 1809. S. 76.

—, Geschichte der Baukunst bei den Alten. 3 Bde. Berlin 1821, 1822 und 1827. IT, S. 65 und 141,
III. S. 17 und Tafel IX, 10, X, 12 und XVI, 14-15.

C. L. Stieglitz, Geschichte der Baukunst. Nürnberg 1827, S. 218 beschränkt sich, die Angaben
Vitruvs über Hermogenes lind die Tempel in Teos und Magnesia zu wiederholen.

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