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Hyrtl, Joseph
Onomatologia anatomica: Geschichte und Kritik der anatomischen Sprache der Gegenwart ; mit besonderer Berücksichtigung ihrer Barbarismen, Widersinnigkeiten, Tropen, und grammatikalischen Fehler — Wien, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.14858#0644
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622

418. Vulva, Cunnus, und deren Synonyme.

„Jam fuit ante Helenarn cunnus deterrima belli
„Causa — — —/i

(H o r a z, Sat. I.)

und :

„Si tibi tarn gratus, Baetice, cunnus erat}1

(Martial, III, 81.)

Von diesem Cunnus *) der Dichter hat die Anatomie ein An-
denken im Constrictor cunni bewahrt.

Die grossen Schamlefzen sind die y.py][j.vot des Gr a 1 e n
(Ränder, auch Geschwürsränder), und .die yjCheix (Lefzen) des
Erotianus. Aus letzteren entstanden Haller's Labia majora,
und die deutschen Schamlippen oder Schamlefzen. Die
zwischen den grossen Schamlippen befindliche Schanispalte,
nannten erst die späten Griechen, wie Rufus Ephesius,
Scldsma (von a/'Zco, spalten), was die Latino-Barbari mit Scissura,
und Fissura; die besseren Lateiner mit Rima und Sinus pudendi,
auch mit Os genitale (Benedetti), übersetzten. — Die von den
Arabisten eingeschleppten Worte: ttwpes und Hortus sind erklär-
bar. Ilupes ist eine verunglückte Uebersetzung des Galenischen
y.p-^j.voc, welches Uferrand und überhaupt etwas Abschüssiges
und Steiles, aber auch eine schroffe Felsenmauer (ruf es) aus-
drückt. Hortus betrifft die äussere Scham nur insofern, als sie
mit Haaren bewachsen ist2). Die Navis der Carmina Priapeia
ist = Sinus midiebris. Ein Ueberbleibsel von ihr, erhielt sich
in der Fossa navicidaris am unteren Schamspaltenwinkel.

Der Saltus des Plautus3) erweist sich als ein trivialer
Tropus: enge Schlucht (Saltus Ptjrenaei und Saltus Thermqpy-

1) Man will das Wort von y.Liü), turgere, herleiten, quia inde
midieres gravidae fiunt (For Gellini), Andere versuchen es mit
y.6a6oc, Höhlung, im Aristophanes auch weibliche
Scham.

2) Krpcoq, ein Homerisches Wort, ist Garten, Hortus, und erscheint
im Suidas und Hesychius, auch als weibliche Scham, der
Behaarung wegen.

3) Casina, Act. V, Sc. 2, Vers 39, „saltum inire11.
 
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