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Hyrtl, Joseph
Onomatologia anatomica: Geschichte und Kritik der anatomischen Sprache der Gegenwart ; mit besonderer Berücksichtigung ihrer Barbarismen, Widersinnigkeiten, Tropen, und grammatikalischen Fehler — Wien, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.14858#0643
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418. Vulva, Cunnus, und deren Synonyme.

621

Botaniker verstehen unter Volva auch den Calyx membranaceus
der Schwämme1)^ und Scribonius Largus die Schale der
Aepfel und Birnen. Mehrere mit vul beginnende lateinische
Worte, theilen das Schicksal der Volva, und werden auch mit
der Anfangssylbe vol geschrieben, z. B. Volsella für Vulsella,
Pinzette7 — Volgus für Vulgus, Volnus für Vulnus, im Plautus,
Volcanus für Vulcanus, auf alten Inschriften, Volscus statt Vulscus,
im Properz, Volpes für Vulpes, und Voliurnus für Vidturnus,
ein Fluss in Campanien.

Als das Wort Uterus, die Vulva als Gebärmutter ver-
drängte, verblieb dieselbe doch dem äusseren weiblichen Geni-
tale — der Scham. Isidorus giebt eine Erklärung für diese
Anwendung der Vulva, indem er die beiden grossen Scham-
lippen, mit Thürflügeln vergleicht, Vulvae. Der Vergleich mag
insofern hingehen, als die Schamspalte, nicht immer als Rima
pudendi, sondern auch als Porta auftritt2), zu welcher die
grossen Schamlefzen die Thorflügel bilden: pudendum muliehre
poetis Cunnus, communiter Vulva appellatur, quia propter longam
fissuram, qua labia genitalium disparantur, valvas aemuletur
Valvae, Thürflügel, werden aber niemals vulvae geschrieben,
somit kann auch vulva nicht mit valvae in Verbindung gebracht
werden, um so weniger, als valvae, immer nur im Plural vor-
kommen, da ihrer zwei sind, die vulva aber niemals im Plural,
da sie nur einmal vorhanden ist. Risum teneatis, wenn Reg-
nerus de Graaf4) anführt, dass Vulva von volo, ich will, ab-
stammen kann, quia insatiabiliter coitum velit atque desideret, und
sich auf den Schrifttext beruft: tria sunt insatiabilia, infernus,
os vulvae, et terra. — Cunnus, für äussere Scham, steht im aus-
schliesslichen Besitz der Dichter, und zwar nur der frivolen:

') Kühn, im Lex. med. Steph. Blancardi, T. II, pag. 1558.

2) Wie noch in späterer Zeit bei Eolfink, de partibus genitalibus,
Lib. II, Cup. 33.

3) Adr. Spigelius, de corp. lium. fabrica, Lib. I, Cap. 4.

4) Op. dt., Cap. II. pag. 218.
 
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