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Hyrtl, Joseph
Onomatologia anatomica: Geschichte und Kritik der anatomischen Sprache der Gegenwart ; mit besonderer Berücksichtigung ihrer Barbarismen, Widersinnigkeiten, Tropen, und grammatikalischen Fehler — Wien, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.14858#0023
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1. Abdomen.

Abdomen (^aav^p, xoiXta, Aarcapa) war schon zur Zeit des
Plinius, ein veraltetes Wort. Es wurde nur auf den Unterleib
trächtiger Schweine angewendet, welcher, seiner strotzenden
Milchdrüsen wegen, den Feinschmeckern als ein Leckerbissen
galt: porcae sumen Optimum, si modo foetus non hauserit; antiqwi
„ahdomen" vocabant^). Cicero und die Comödiendichter über-
trugen Abdomen, vom Schweine auf den Menschen, jedoch nur
im verächtlichen Sinne, als Wanst eines Schlemmers: wie
in natus abdomini, und insatiabile abdomen. Venter und Älvus
waren die" einzigen anständigen Namen für Bauch, — der
letztere aber in der Anatomie fast gar nicht gebraucht. Jetzt
ist es anders geworden. Abdomen herrscht, mit dem von ihm
gebildeten Eigenschaftswort: abdominalis, ganz allein in der
Sprache der Anatomie und Medicin. Celsus war es, welcher
in zwei Stellen seines Buches, das uralte Abdomen wieder zu
Ehren brachte: a pube abdomen, sursum versus, ad praecordia
pervenit2), und interdum vel ex ictu, vel retento diutius spiritu,
interior abdominis membrana (Bauchfell) rumpitur3). Bau-
hinus und Spigelius wollten vom Abdomen nichts wissen:

x) Plinius, Bist, nat., Lib. II, Gap. 37, Sect 84.

2) De medicina, Lib. IV, Gap. 1.

3) Lib. VII, Cap. 17.

Hyrtl. Ünomatologia anatomica. 1
 
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