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Hyrtl, Joseph
Onomatologia anatomica: Geschichte und Kritik der anatomischen Sprache der Gegenwart ; mit besonderer Berücksichtigung ihrer Barbarismen, Widersinnigkeiten, Tropen, und grammatikalischen Fehler — Wien, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.14858#0645
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419. Xiphoideus. — 420. Zona orbicularis.

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larum). Porcus und Porca können dem Varro x) nur in Hinsicht
auf den Geruch des Organs eingefallen sein, denn die Sitte der
Römer, bei Hochzeiten ein Schwein zu schlachten, kann doch
nimmermehr dahinter stecken. — Das in der anatomischen
Synonymik für Vulva aufgeführte Canis, beruht auf einem Miss-
verständniss. Als Uebersetzung des griechischen y.uwv, kann es
nur die Bedeutung dieses griechischen Wortes haben. Sie ist
sehr vielseitig. Eine davon ist Vorhautbändchen (sonst
xuvoSsgjjuov). Canis kann somit höchstens für das Frenulum der
Schamlippen verwendet werden. Zum Glück kümmert sich die
Anatomie um diesen Kram obsoleter Worte nicht, und über-
lässt ihn den Philologen. Nur ein einziger griechischer Autor
— Eustathius — wendet %ua>v auf das Pudendum muliebre
an 2), während ein zweiter, das männliche Glied (avopsTov ixiptov)
darunter versteht3). Eines sehr anständigen Ausdruckes für
Vulva, bedient sich der Kirchenvater Tertullian: genitalis
fovea midieris.

419. Xiphoideus,

Sieh' den Artikel: Manubrium sterni.

420, Zona orbicularis,

Jede Zona ist kreisrund. Es giebt keine drei- oder vier-
eckigen, oder polygonalen Zonen. Die Zona orbicularis Weberi,
der faserknorpelige Aufsatz auf dem kreisrunden Pfannenrand,
gehört deshalb zu den Pleonasmen. Zona fibro-cartilaginea wäre
das Richtige gewesen. Ligamentum zonale nach Arnold, und
Ligamentum orbiculare nach H. Meyer, sind nicht sprachlich,

De re rustica, Lib. II, Cap. 4 und 10.

2) Henr. Stephani Thesaurus linguae graecae, T. II, y.uojv.

3) Joh. Alberti Lexicon Hesychii, T. II, pag. 392.
 
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