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Hyrtl, Joseph
Onomatologia anatomica: Geschichte und Kritik der anatomischen Sprache der Gegenwart ; mit besonderer Berücksichtigung ihrer Barbarismen, Widersinnigkeiten, Tropen, und grammatikalischen Fehler — Wien, 1880

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https://doi.org/10.11588/diglit.14858#0646
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420. Zona orbicularis.

sondern anatomisch unrichtig, da die Zona nichts zu verbinden
hat. — Da der Randknorpel der Pfanne, den ganz unbeschol-
tenen Namen: Labrum cartilagineum, Linibus cartüagineus, und
Margo cartüagineus accessorius, schon seit Jahrhunderten führte,
war eine neue Benennung desselben gar nicht nöthig. Super-
cilium acetabuli, wie P i e r e r anführt, hat er nie geheissen.
Blumenbach verstand, unter Supercilium, nur das obere, stark
vorspringende Segment des knöchernen Pfannenrandes wie
es auch Vesal genommen hat. Cestillus, und das noch ärgere
Cesticillus, ebenfalls im Pierer, könnten hingehen, als Dimi-
nutive von Cestus (Gürtel), aber der Beisatz cotyloideus müsste
wegbleiben, da der Gürtel nicht pfannenförmig ist. Der
lateinische Uebersetzer des Win slow, hat den fehlerhaften
Ausdruck im Original: bourrelet cotyloidien, auch in der Ueber-
setzung fortbestehen lassen. Epicottjlis würde, wenn man durch-
aus etwas Neues haben will, allen Anforderungen genügen.

Zona (£ii>viq) ist primitiv der Gürtel um den Leib. Jung-
frauen mussten ihn tragen. Bei der Hochzeit, eigentlich vor
dem Eintritt in das Schlafgemach, wurde die jungfräuliche
Zona der Braut, von der Brautführerin, Pronuba, abgenommen,
und der Diana, als Keuschheitsgöttiii offerirt. Zonam solvere —
entjungfern. Die Männer trugen ihr Geld in der Zona, wie
Abraham schon im alten Testament, und jetzt noch die Morgen-
länder auf Reisen. Wir kennen: Zonas plenas, inanes retüli,
bin als armer Mann zurückgekommen, im Aulus Gellius,
und zonam perdere, verarmen, im Horaz.

Die Himmelszonen, und der im Kreise um den Leib sich
bildende Ausschlag (zona = 'Cuxn^p, im Plinius), basiren auf
der kreisrunden Zona. Erotianus gedenkt der Zona, als Ge-
gend des Unterleibes unter den Rippen, weil hier der Gürtel
getragen wurde. Ebenso Foesius und Gorraeus.

Es ergiebt sich aus dem hier Gesagten zugleich das
Urtheil, ob andere anatomische Gegenstände mit Recht oder

) Geschichte und Beschreibung der Knochen, pag. 336.
 
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