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mit Pilastern und Arkaden ausgestattet, ganz neu gewölbt und mit einer Kuppel über dem Votjoch der Hauptchor-
kapelle ausgezeichnet^«. Die Entwürfe geben außer Grundrissen und Detailstudien einige Aufrisse der Langhauswand.
Mehrmals ist der Blick aus der Mitte des Schilfes gegen Osten dargestellt, als werde die Wirkung der ovalen Ab-
schlüsse des Langhauses erprobt. In den Chor ist ein freistehender Altar mit großem Sakramentsziborium einge-
stellt. Auf dem einen Blatt erkennt man die Empore des südlichen Nebenchors mit der Orgel, deren Prospekt aus
vergoldetem Schnitzwerk bestand. Die Schrägansicht gegen den nördlichen Nebenchor mit der Nonnenempore
- bestechend auch in der zeichnerischen Sicherheit - gibt einen besonders klaren Eindruck von der cortonesken
Dekoration.
Die üppige Ornamentik mit den kräftigen Voluten und dem vollen Rankenwerk kehrt auf einer Reihe von Ent-
würfen wieder, die dem dritten großen Projekt gewidmet sind. Man mag es begrüßen, daß S. Ambrogio der barocken
Ausstattung entkleidet ist - man wird es aber bedauern müssen, daß dieses letzte Projekt nicht ausgeführt worden
ist. Es hätte nicht mehr und nicht weniger bedeutet als die Krönung des Lebenswerkes unseres Architekten und ein
künstlerisches Vermächtnis der letzten Medici. Denn vierzehn Zeichnungen des Foggini sind Entwürfe zur Ausge-
staltung der Fürstenkapelle an S. Lorenzo. An diesem Monument, der Grablege des großherzoglichen Hauses,
wurde seit dem Jahre 1604 gearbeitet, ohne daß es doch ein Jahrhundert später vollendet gewesen wäre. Noch immer
stand das riesige Oktogon, innen mit kostbaren Halbedelsteinen und Pietre Dure inkrustiert, ohne die bekrönende
Kuppel da. Es wurde erst im 19. Jahrhundert fettiggestellt. Aber man weiß, daß zu Zeiten Cosimos III. hohe Sum-
men für dieses Vorhaben ausgegeben worden sind und daß noch Anna Maria Luisa de' Medici in ihrem Testament eine
bedeutende Summe für die Vollendung des Baues ausgesetzt hat. In den Jahren zwischen 1715 und 1717 muß der
Großherzog - wohl unter dem Eindruck des Todes seines ältesten Sohnes und seines Schwiegersohnes und bestärkt
von der Kurfürstin - die Arbeiten vorangetrieben haben. Um die Mitte des Jahres 1716 wurde »per servizio della
Cappella di S. Lorenzo e per i lavori della Real Cappella . . . una gran quantitä di marmo verde di Piombino e delle
pietre da quelle cave« geliefert ^7. Zu diesem Zeitpunkt scheint Cosimo Pläne für die Ausschmückung der Kuppel in
Auftrag gegeben zu haben. Sie liegen uns in den Zeichnungen vor. Foggini hat in der Zone des Tambours acht von
kräftigen Probien gerahmte Rundfenster vorgesehen. Schwere Volutenmotive vermitteln zu den Ansatzpunkten der
»Rippen«. Diese tragen den Hauptschmuck, der aus figürlichen, floralen und rein dekorativen Elementen gebildet
wird. Engel, Genien oder Putten halten Kandelaber empor, deren Flammen unversehens in Blüten übergehen. Die
Blüten werden ihrerseits in abstrakte Ornamentik verwandelt, um sich unterhalb der Laterne mit den anderen
»Rippen« in einem Puttenreigen zu vereinigen. An auffälliger Stelle sind mehrfach das gekrönte Wappen der Medici
und der Löwe in das Programm einbezogen. Der dynastische Gedanke der Apotheose klingt in jener Fassung an, in der
das Wappen wie von Adlerschwingen emporgetragen zu werden scheint. Bei aller blühenden Pracht wuchert die
Ornamentik doch nicht ins Maßlose, sondern dient der Architektur, indem sie die gebaute Form der Kuppel op-
tisch unterstützt. Dem breiten ornamentalen Streifen in der unteren Zone entspricht der schmale Kranz oben; beide
werden durch die »Rippen« verbunden, die sich folgerichtig von unten nach oben verjüngen. Die freien Flächen
zwischen diesen hätten vermutlich durch Freskomalerei oder Mosaik ausgefüllt werden sollen. Wie dem auch sei, der
üppige Dekorationsstil des Rorentinischen Spätbarock hätte in dieser Kuppel, wäre sie ausgeführt worden, einen
Kulminationspunkt erreicht. Wohl in farbigem, vorwiegend vergoldetem Stuck modelliert, hätten die feierlich
schweren, doch lebendig bewegten und rhythmisch gegliederten Formen die adäquate Überhöhung der Rimmernden
Steinverkleidung der Wände gebildet.
Die Arbeiten des Kunsthandwerks
Die Fülle der Zeichnungen des »Giornale« hat uns einen einzigartigen Einblick in die vielseitige Tätigkeit des Mei-
sters als Leiter der großherzoglichen Werkstätten gewährt. Doch sind wir glücklicherweise nicht nur auf diese
Entwürfe angewiesen. Es hat sich eine stattliche Anzahl von ausgeführten Arbeiten erhalten, die während der letzten
Blütezeit jenes Zweiges Rorentinischen Kunstgeistes entstanden sind. Antonio Zobi, dem wir eine umfassende
Schrift über die Galleria verdanken, datierte zwar die meisten dieser Stücke in die Regierungszeit der Großherzöge


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