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eine sich steigernde Entwicklung feststellen. Aber im Gegensatz zu denen des Genannten zeigen seine Schaumünzen eine
gleichbleibend hohe Qualität in Erfindung, Modellierung und Guß. Nächst Soldani hat Fortini wohl die schönsten
Medaillen des Horentinischen Spätbarock geschaffen. Die Sicherheit seiner Gestaltung beeindruckt. Seine Modellie-
rung ist sehr fein, seine Güsse sind meist vorzüglich gelungen. Die Bildnisbüsten der Vorderseiten atmen Lebendig-
keit. Die Reverse sind fast stets reizvolle Variationen eines bestimmten Schemas und verzichten selten auf figürliche
Stalfage. Fortini liebte es, einen architektonischen Prospekt in das Zentrum der Komposition zu stellen und diesen
durch Genien in den Lüften und allegorische Gestalten im Vordergrund zu rahmen. Schon die Medaille von 1702 gibt
solcherart die Villa Bellavista des Fabio Feroni wieder, und noch die auf Lodovico Tempi von 1718 ist ähnlich ange-
legt *54. In ansprechender Weise findet sich dieses Schema auf einer unsignierten Schaumünze abgewandelt, die an-
läßlich der Rückkehr der Kurfürstin-Witwe Anna Maria Luisa im Jahre 1717 geschaffen wurde. Nicht allein die
Modellierung des Porträts mit den parallelen Faltenbahnen des Schleiertuches, sondern vor allem die Szene der Rück-
seite stützen die stilistische Zuschreibung an Fortini. Der Künstler muß bereits während seines Aufenthaltes am
Rhein mit der Fürstin zusammengetroffen sein und mag deren Einzug daher mit besonderer Freude entgegenge-
sehen haben. Unter der Legende »LAETmAE REDVci« erblickt man das von der Sonne beschienene Stadtbild von
Florenz; ein geflügelter Genius in den Lüften bringt Lilie und Kranz herbei; im Vordergrund rechts sitzt die von
Michelangelo und dem Manierismus abgeleitete Gestalt eines bärtigen Alten, der den Arno oder den Apennin ver-
körpert; links sammelt eine weibliche Figur Blumen in ihren Schoß. Im Abschnitt stehen die Worte »FiRMANTVR
SOLE REGRESSO«*S5. Eine weitere Medaille auf Anna Maria Luisa aus dem Jahre 172; muß dem Bildhauer gleichfalls
zugeschrieben werden. Geringe, aber wirksame Veränderungen in der Figur und in den Zügen der Fürstin verdeut-
lichen die Spuren des Alterns. Von den beiden Reversen, die mit dem Bildnis kombiniert worden sind, veranschau-
licht der eine nochmals - wenn auch bereits im Rückblick - die engen Bande, die in der Epoche des Spätbarock
zwischen den Häusern Medici und Pfalz-Neuburg geknüpft waren: Vor einer besonnten Berglandschaft lagern in
traulichem Verein die Flußgötter Rhein und Arno *5L
Von einer Komposition wie dieser muß LbMfMfa ALL ausgegangen sein, den Gabburri als Schüler und langjährigen
Gehilfen des Giovacchino Fortini vorstellt. Er ist kurz vor 1700 in Prato geboren worden, aber schon in jungen
Jahren nach Florenz gezogen. Hier spezialisierte er sich auf die Wachsbildnerei und fertigte kleine Figuren, Reliefs
und vor allem Porträts. Giovanni Gastone schenkte ihm seine besondere Gunst und verschaffte ihm nicht nur eine
Anstellung in der gtoßherzoglichen Gobelin-Manufaktur, sondern verfügte auch, daß er nach Fortinis Tode dessen
Werkstatt erhielt. Doch durfte sich Francesco nur wenige Jahre dieser Protektion erfreuen. Nach dem Tode des Herr-
schers ging er aller Vorrechte verlustig und verlegte seine Tätigkeit an den Hof von Neapel. Über seine Arbeiten in
farbigem Wachs, die er in Florenz geschaffen haben muß, weiß man bisher nichts *57. Dagegen kennen wir fünf mit
vollem Namen signierte und datierte Medaillen aus dem Zeitraum von 1718 bis 1726*58. Obwohl sich kaum eine
bessere Vorbildung für den Medailleur denken läßt als die kleinformatige Wachsbildnerei, enttäuscht diese Reihe. Sie
ist sehr unausgeglichen. Die beste Leistung steht vielleicht am Anfang: Es ist der Revers von 1718 mit der Darstellung
eines liegenden Flußgottes in der Landschaft. Auch das figurenreiche »Quellwunder des Moses« auf der spätesten
Medaille verdient Beachtung, wenngleich Darstellung und Schrift nicht harmonieren. Hier wie dort mag sich Pieri
an fremde Kompositionen gehalten haben. Wie unselbständig er im Grunde war, ist aus dem Vergleich zweier Me-
daillen auf den St. Stephansritter Anton Francesco Marmi zu ersehen, die drei Jahre auseinanderliegen. Nicht nur
daß die allegorische Gestalt der zweiten Rückseite von seht mäßiger Erfindungsgabe zeugt: Auch die reifere Fassung
des Porträts ist mäßig. Die Büste steht unsicher und unproportioniert im Rund der Kreisfläche. Pieri — so mutet es an -
hat allzu bereitwillig der Modeströmung nachgegeben und sich auf die Fertigung von Medaillen verlegt, ohne doch
die Begabung seines Meisters zu besitzen oder etwa unmittelbar den belehrenden Einfluß des führenden Medailleurs
erfahren zu haben. Es waren die eigenen Schüler des Massimiliano Soldani, die diesem fiorentinischen Kunstzweig
seinen internationalen Rang sicherten.
ALz?*M IPL&r war der Nachfolger Soldanis an der großherzoglichen Münze. Er hat um 1753 für Anton Fran-
cesco Gori eine ausführliche Selbstbiographie verfaßt und darin über seine persönlichen Verhältnisse und - in

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