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wehrarsenal; heute Teil des zusammenfassend als Palazzo di
Parte Guelfa bezeichneten Gebäudeblocks, Sitz des Sekretariats
der Universitä popolare.
Palast des 14. Jahrhunderts. Drei Geschosse mit vier
Achsen sind durch schmale, aus einfachen Hohlkehlen gebilde-
ten Simsleisten getrennt, auf denen die von Keilsteinen gerahm-
ten Stichbogenfenster des 1. und 2. Obergeschosses sitzen. -
Verputztes Mauerwerk. - Über dem 1921-1923 erneuerten Por-
tal in der 4. Achse ist das relieherte Wappen der Zunft eingelas-
sen, die Porta Santa Maria, umschlossen von einem Eichenkranz
mit sechs geflügelten Putten (Farbspuren von Gold am Eichen-
kranz und Rot an der Porta sind noch erkennbar).
Die Fassade wird von fingiertem Quaderwerk über-
zogen, das im Erdgeschoß über einem Zierstreifen ansetzt, der
den schmucklos verputzten Sockel abschließt. Unter dem Ge-
sims läuft ein breiter Fries: Zwischen dem fünfmal wiederkeh-
renden Zunftwappen, der Porta Santa Maria, hängen breite
Fruchtgirlanden, auf denen geflügelte Putten schaukeln, in den
Zwickeln Rattern Bänder. Die Unterkante des Frieses säumen
verschiedene Zierleisten: Blattfries, Taustab, Astragal, Perl-
stab. - Das 1. Obergeschoß schließt mit einem Fries aus Palmet-
ten und Lotosblüten ab. An der Nordseite des Palastes (Via
di Capaccio) setzt sich das fingierte Quaderwerk fort.
In den Jahren 1921-1923 wurde der gesamte Palast
unter Leitung des Stadtarchitekten A. Lensi restauriert, die
Fassade wurde neu verputzt und die SgrafAti auf Grund von
Resten der originalen Dekoration erneuert; diese »resti di
gustosissimi grafhti« sind literarisch belegt (s. unter »Literatur«,
1891,1896,1920). Aufnahmenaus der Zeit vor der Restaurierung
waren trotz vieler Nachforschungen nicht auffindbar.
Carocci und Castelucci hatten ein Restaurierungsprojekt für die
Fassade entworfen, das die ursprüngliche Dekoration bereichern
und die Proportionen verändern wollte; die dafür vorgesehene
Ornamentik gibt sich als eine Kompilation aus Sgrafhtidekora-
tionen von Florentiner Palästen der Jahre 1460-1480 zu erken-
nen (auf deren Schönheit man gegen Ende des 19. Jahrhunderts
im Zuge der Bestrebungen, das alte Florenz zu erhalten, auf-
merksam geworden war); beabsichtigt waren im 1. Obergeschoß
Kapitellpilaster zwischen den Fenstern (wie am Palazzo Nasi,
s. Abb. 30), Rahmenleisten um die Fenster (wieamPalazzoGuic-
ciardini und am Palazzo Spinelli, s. Abb. 5 3,5 8), ein abschließen-
der Rosenfüllhornfries (vgl. das gleiche Muster am Palazzo Spi-
nelli, s. Abb. 34) und die Kanten des Palastes säumende Pilaster
mit aus Vasen aufsteigenden Ranken in zwei verschiedenen
Mustern (vgl. Palazzo Pretorio in Pienza, s. Abb. 38). - Das
plastische Zunftwappen, das sich zeitweilig im Verband des
SgrafAtohauptfrieses befand (s. Abb. 47), wurde über das Portal
gesetzt und mit einem Schutzdach versehen.

Das Restaurierungsprojekt von Lensi entspricht dem heutigen
Zustand bis auf die Leiste an den Kanten des Erdgeschosses. -
Auf Grund der Kriegseinwirkungen wurde nach 1943 eine
zweite Restaurierung nötig.
1460-1470 auf Grund des Stiles der Dekoration. Die
Werkstatt des Bernardo Rossellino kommt für die Ausführung
des bisher der Donatello-Schule zugeschriebenen, plastischen
Wappens und der SgrafAti in Frage. Das Bewegungsspiel der
Putten ist mit denen am Grabmal des Kardinals von Portugal
in S. Miniato (1461 ff.) vergleichbar, insbesondere der ge-
spreizte Sitz der Putten auf den SgrafAtogirlanden mit dem auf
der linken Ecke des Grabmals sitzenden Putto, der mit Sicher-
heit von Bernardo Rossellino stammt (lt. F. Hartt, 1961).
L. Passerini, Storia degli stabilimenti di beneficenza,
Firenze, 18$ 3,p. 689, Anm. 1, nennt schon die von Dorini exakter
und ausführlicher zitierte Urkunde (s. im folgenden).
U. Dorini, Statuti dell'Arte di Por Santa Maria del tempo della
Republica, 1884-92,1, p. 791: «Ricordanza che a di v di giugno
nel Mcccxxxvi si comprö la casa dell'Arte dai Giandonati:
costö Aorini vi c d'oro, funne rogato ser Marcho da Ognano.»
Arte e Storia 1891, p. 134: G. Carocci, Le Arti Fiorentine e le
loro tesidenze: «Arte della Seta...oggi trasformata in arsenale
dei pompieri accanto al palagio conAscato ai Lamberti che
divenne sede dei Capitani di Parte Guelfa...la Residenza di
quest'Arte fu pure adorna di pregiate opere... il resto di decora-
zione a grafAto della facciata ed il bassorilievo...»
Elenco, 1896, Convolut «Piazza di Parte Guelfa»: «Residenza
dell'Arte della Seta, esternamente sono tracce di grafAto.»
W. Bombe, Florentiner Zunft- und Amtshäuser, in Zeitschrift
für bildende Kunst, N. F., xxi, 1910, S. 93: Erwähnung der
»eleganten SgrafAti«.
Limburger, 1910, Nr. 65 3, zitiert die bei Passerini bzw. Dorini
angegebenen Daten. - SgrafAti nicht erwähnt.
A. Lensi, 11 Palagio della Parte Guelfa, inDedalo, 1, 1920^.258:
«... la residenza dell'Arte della Seta, dove sono ancora visibili
le traccie dell'elegante opulenza che vi fu profusa. Sotto l'into-
naco cadente della facciata appaiono i resti di gustosissimi
grafAti che la decoravano, e sulla porta e ancora un magniAco
stemma donatellesco...»; auf p. 262 ein Grundriß des gesamten
Gebäudekomplexes.
F. Hartt, New Light on the Rossellino Family, in Burlington
Magazine, September 1961, p. 387, mit Ankündigung einer
MonograAe über das Grabmal des Kardinals von Portugal in
S. Miniato von Kennedy / Corti / Hartt, 1962, University of Penn-
sylvania Press, Philadelphia (s. unter »Datierung«).
MMf/rAyg; Brogi 8600: Wappen mit originalen Resten des
SgrafAtofrieses (= Abb. 47, Ausschnitt); Dedalo, 1, 1920,
p. 2$7;Soprint. 17896: Restaurierungsprojekt von Carocci und

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