Castellucci (— Abb. 48, Ausschnitt); Brogi ohne Nr. (in der Foto-
thek des Kunsthist. Institutes, Florenz): das gleiche Projekt mit
Eckansicht des Palastes und den angrenzenden Gebäuden sowie
das Restaurierungsprojekt von Lensi; Foto Brunner, Como: Ge-
samtansicht mit Palazzo di Parte Guelfa, um 1945; vor Errich-
tung des neuen Börsengebäudes gegenüber (— Abb. 49).
26 PALAZZO NASI, FLORENZ Abb. $0-52
Via San Niccolö 107
.* Sindaco Pier Antonio da Camerino, in der 1. Hälfte des
15 .Jahrhunderts durch Verkauf an die Nasi (lt. Elenco); später
an die Quaratesi (SgrafRtowappen im 1. Obergeschoß links und
rechts, Bestimmung lt. Limburger); 1896 Antonio Graniti (lt.
Elenco), 1925 Reggioli-Sardelli; 1959 Gambaccini.
Palast des späten 14. Jahrhunderts, drei Geschosse mit
vier Achsen (der Abstand zwischen der 3. und 4. Achse ist dop-
pelt so groß wie zwischen den ersten Achsen). - Verputztes
Mauerwerk. - Die Geschosse sind durch doppelt gekehlte Sims-
leisten getrennt, auf denen die Fenster des 1. und 2. Oberge-
schosses sitzen. Die Fenster im 1. Obergeschoß sind von Keil-
steinen mit innen rundem, außen spitzem Bodenschlag gerahmt.
Die Fensterbogen wurden später vermauert. - Im Erdgeschoß
wurden die schmalen Türen links und rechts des Portals und
ein kleines Fenster in der 4. Achse später eingebrochen, desgl. im
1. Obergeschoß die Luke im Bogenscheitel des 4. Fensters und
die Zuganker über dem 2. Fenster. Das 2. Obergeschoß wurde
bei der Restaurierung des Palastes (vermutlich um 1912) um
etwa ein Drittel aufgestockt, und es wurden Rundbogenfenster
an Stelle der rechteckigen Steinrahmen eingesetzt. - Den Zu-
stand vor 1908 zeigt das Foto bei Stegmann/Geymüller, xi, 2.,
Blatt 1. - Im Durchgang zum Hof befindet sich ein schönes,
ionisches Kapitell, das um 1460 zu datieren ist.
Das Erdgeschoß wird von fingiertem Quaderwerk
überzogen, das über einem Zierstreifen ansetzt, der den schmuck-
los verputzten Sockel abschließt. Unter dem Gesims läuft ein
breiter Fries mit Putten, die schwere Girlanden tragen oder auf
ihnen reiten, in den Zwickeln Rattern Bänder. Ober- und Unter-
kante des Frieses säumen verschiedene Zierleisten: Blütenfries,
Eierstab, Zahnschnitt-Blattfries, Taustab, Eier stab, Astragal,
Pfeifen, Taustab.
Im 1. Obergeschoß stehen zwischen den Fenstern kannelierte
Pilaster mit Palmetten-Kelchvolutenkapitellen über einem tief-
liegenden Eierstab, sie tragen einen Palmettenfries, der beider-
seits von Zierleisten eingefaßt ist (oben: Eierstab, Zahnschnitt;
unten: Blütenfries, Taustab). - Den größeren Abstand zwischen
dem 3. und 4. Fenster füllen zwei weitgestellte Pilaster, zwischen
denen aus einer Vase eine symmetrische Doppelranke mit ein-
geschlossenen Palmetten aufsteigt; rechts neben dem 4. Fenster
steht ein enggestellter Doppelpilaster. - Über den Bogenschei-
teln der Fenster halten je zwei geflügelte Putten Kränze mit
einer Rosette bzw. dem Wappen der Quaratesi, in den Zwik-
keln Rattern Bänder. - Die SgrafRti im 2. Obergeschoß sind neu.
1896 rühmt Carocci im »Elenco« die SgrafRti, beklagt
aber den schlechten Zustand der Dekoration: «11 grafRto e molto
deteriorato per ragione delle intemperie e velato da un Strato di
sudicio Rssatovi sopra dalle piogge. 11 carattere originario
dell'ediRcio non e stato perö minutamente alterato...» - Die
fotograRsche Aufnahme bei Stegmann/Geymüller (xi, 2. Bl.i)
vor 1908 zeigt den Rgürlichen Schmuck des Hauptfrieses im
Erdgeschoß sehr ausgewaschen, aber vollständig original und
ohne Ausbrüche der Putzschicht. Die SgrafRti des 1. Oberge-
schosses sind besser zu erkennen, wohl auf Grund einer Restau-
rierung, die nach dem Einsetzen der Zuganker und dem Ein-
brechen der Luke erforderlich gewesen sein muß, im besonde-
ren an den Kränze haltenden Putti; im 2. Obergeschoß ist
unter den größer mensurierten Quadern die originale Sgrafßto-
quaderung zu erkennen. - »Arte e Storia« berichtet 1912 von
Restaurierungsarbeiten, jedoch ohne nähere Angaben: «Fra gli
altri (lavori del restauro) ricorderemmo quelli del palazetto dei
Nasi in Via San Niccolö che e adorno di splendidi grafRti di
Andrea Feltrini.» - Laut Auskunft der jetzigen Besitzerin fand
um 1930 eine erneute Restaurierung statt, auf die der heutige
Zustand zurückgeht. In der FotograRe heben sich die neuen
Partien hell und kontrastreich heraus, besonders im 1. Ober-
geschoß über dem 1., 2. und 4. Fenster.
1460/1470. Ein Charakteristikum dieser Zeit ist das
Immerreicherwerden des alle Flächen füllenden Dekors auf
Kosten der tektonischen Gliederung (vgl. das Savinusgrabmal
des Benedetto da Maiano im DomzuFaenza, 1468-1470; s. Abb.
V 20). - Komposition und Stil sind Giuliano da Maianos Intar-
sien in der neuen Florentiner Domsakristei nahe verwandt durch
die freie Verwendung von Doppelpilastern, die Vasen mit auf-
steigenden Ranken einschließen, durch die Form der von Roset-
ten gefüllten Kränze mit Ratternden Bändern und durch die Art
und Gebärde der Putten. - Die Ornamentik, die mehrzeiligen
Zierleisten, der Palmettenfries und die Kapitellform lassen sich
bis zu Albertis Grabkapelle des Sigismondo Malatesta in Rimini
(beg. 1447) zurückverfolgen (vgl.M. Gosebruch, 19$ 8, S. 166E.).
Elenco, 1896: «Fabbtica di belle proporzioni con la
porta di carattere del xiv. sec. e la facciata tutta adorna di belis-
simi grafRti, che costituiscono un grazioso insieme di partiti
architettonici ed ornamentali... la famiglia Nasi... comprö que-
sto palazzetto ... nella prima metä del xv. e verso la Rne di quel
secolo lo fece adornare di stupendi grafRti forse da A. Feltrini.»
(Schon aus zeitlichen Gründen unhaltbar.)
72
thek des Kunsthist. Institutes, Florenz): das gleiche Projekt mit
Eckansicht des Palastes und den angrenzenden Gebäuden sowie
das Restaurierungsprojekt von Lensi; Foto Brunner, Como: Ge-
samtansicht mit Palazzo di Parte Guelfa, um 1945; vor Errich-
tung des neuen Börsengebäudes gegenüber (— Abb. 49).
26 PALAZZO NASI, FLORENZ Abb. $0-52
Via San Niccolö 107
.* Sindaco Pier Antonio da Camerino, in der 1. Hälfte des
15 .Jahrhunderts durch Verkauf an die Nasi (lt. Elenco); später
an die Quaratesi (SgrafRtowappen im 1. Obergeschoß links und
rechts, Bestimmung lt. Limburger); 1896 Antonio Graniti (lt.
Elenco), 1925 Reggioli-Sardelli; 1959 Gambaccini.
Palast des späten 14. Jahrhunderts, drei Geschosse mit
vier Achsen (der Abstand zwischen der 3. und 4. Achse ist dop-
pelt so groß wie zwischen den ersten Achsen). - Verputztes
Mauerwerk. - Die Geschosse sind durch doppelt gekehlte Sims-
leisten getrennt, auf denen die Fenster des 1. und 2. Oberge-
schosses sitzen. Die Fenster im 1. Obergeschoß sind von Keil-
steinen mit innen rundem, außen spitzem Bodenschlag gerahmt.
Die Fensterbogen wurden später vermauert. - Im Erdgeschoß
wurden die schmalen Türen links und rechts des Portals und
ein kleines Fenster in der 4. Achse später eingebrochen, desgl. im
1. Obergeschoß die Luke im Bogenscheitel des 4. Fensters und
die Zuganker über dem 2. Fenster. Das 2. Obergeschoß wurde
bei der Restaurierung des Palastes (vermutlich um 1912) um
etwa ein Drittel aufgestockt, und es wurden Rundbogenfenster
an Stelle der rechteckigen Steinrahmen eingesetzt. - Den Zu-
stand vor 1908 zeigt das Foto bei Stegmann/Geymüller, xi, 2.,
Blatt 1. - Im Durchgang zum Hof befindet sich ein schönes,
ionisches Kapitell, das um 1460 zu datieren ist.
Das Erdgeschoß wird von fingiertem Quaderwerk
überzogen, das über einem Zierstreifen ansetzt, der den schmuck-
los verputzten Sockel abschließt. Unter dem Gesims läuft ein
breiter Fries mit Putten, die schwere Girlanden tragen oder auf
ihnen reiten, in den Zwickeln Rattern Bänder. Ober- und Unter-
kante des Frieses säumen verschiedene Zierleisten: Blütenfries,
Eierstab, Zahnschnitt-Blattfries, Taustab, Eier stab, Astragal,
Pfeifen, Taustab.
Im 1. Obergeschoß stehen zwischen den Fenstern kannelierte
Pilaster mit Palmetten-Kelchvolutenkapitellen über einem tief-
liegenden Eierstab, sie tragen einen Palmettenfries, der beider-
seits von Zierleisten eingefaßt ist (oben: Eierstab, Zahnschnitt;
unten: Blütenfries, Taustab). - Den größeren Abstand zwischen
dem 3. und 4. Fenster füllen zwei weitgestellte Pilaster, zwischen
denen aus einer Vase eine symmetrische Doppelranke mit ein-
geschlossenen Palmetten aufsteigt; rechts neben dem 4. Fenster
steht ein enggestellter Doppelpilaster. - Über den Bogenschei-
teln der Fenster halten je zwei geflügelte Putten Kränze mit
einer Rosette bzw. dem Wappen der Quaratesi, in den Zwik-
keln Rattern Bänder. - Die SgrafRti im 2. Obergeschoß sind neu.
1896 rühmt Carocci im »Elenco« die SgrafRti, beklagt
aber den schlechten Zustand der Dekoration: «11 grafRto e molto
deteriorato per ragione delle intemperie e velato da un Strato di
sudicio Rssatovi sopra dalle piogge. 11 carattere originario
dell'ediRcio non e stato perö minutamente alterato...» - Die
fotograRsche Aufnahme bei Stegmann/Geymüller (xi, 2. Bl.i)
vor 1908 zeigt den Rgürlichen Schmuck des Hauptfrieses im
Erdgeschoß sehr ausgewaschen, aber vollständig original und
ohne Ausbrüche der Putzschicht. Die SgrafRti des 1. Oberge-
schosses sind besser zu erkennen, wohl auf Grund einer Restau-
rierung, die nach dem Einsetzen der Zuganker und dem Ein-
brechen der Luke erforderlich gewesen sein muß, im besonde-
ren an den Kränze haltenden Putti; im 2. Obergeschoß ist
unter den größer mensurierten Quadern die originale Sgrafßto-
quaderung zu erkennen. - »Arte e Storia« berichtet 1912 von
Restaurierungsarbeiten, jedoch ohne nähere Angaben: «Fra gli
altri (lavori del restauro) ricorderemmo quelli del palazetto dei
Nasi in Via San Niccolö che e adorno di splendidi grafRti di
Andrea Feltrini.» - Laut Auskunft der jetzigen Besitzerin fand
um 1930 eine erneute Restaurierung statt, auf die der heutige
Zustand zurückgeht. In der FotograRe heben sich die neuen
Partien hell und kontrastreich heraus, besonders im 1. Ober-
geschoß über dem 1., 2. und 4. Fenster.
1460/1470. Ein Charakteristikum dieser Zeit ist das
Immerreicherwerden des alle Flächen füllenden Dekors auf
Kosten der tektonischen Gliederung (vgl. das Savinusgrabmal
des Benedetto da Maiano im DomzuFaenza, 1468-1470; s. Abb.
V 20). - Komposition und Stil sind Giuliano da Maianos Intar-
sien in der neuen Florentiner Domsakristei nahe verwandt durch
die freie Verwendung von Doppelpilastern, die Vasen mit auf-
steigenden Ranken einschließen, durch die Form der von Roset-
ten gefüllten Kränze mit Ratternden Bändern und durch die Art
und Gebärde der Putten. - Die Ornamentik, die mehrzeiligen
Zierleisten, der Palmettenfries und die Kapitellform lassen sich
bis zu Albertis Grabkapelle des Sigismondo Malatesta in Rimini
(beg. 1447) zurückverfolgen (vgl.M. Gosebruch, 19$ 8, S. 166E.).
Elenco, 1896: «Fabbtica di belle proporzioni con la
porta di carattere del xiv. sec. e la facciata tutta adorna di belis-
simi grafRti, che costituiscono un grazioso insieme di partiti
architettonici ed ornamentali... la famiglia Nasi... comprö que-
sto palazzetto ... nella prima metä del xv. e verso la Rne di quel
secolo lo fece adornare di stupendi grafRti forse da A. Feltrini.»
(Schon aus zeitlichen Gründen unhaltbar.)
72