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Posse, Hans
Der römische Maler Andrea Sacchi: ein Beitrag zur Geschichte der klassizistischen Bewegung im Barock — Italienische Forschungen, Neue Folge, Band 1: Leipzig, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.34605#0165
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FRANCESCO FIAMFHNGO

zu eifern pfiegte. Francesco Fiammingos berühmte Besonderheit waren
seine Kinderdarstellungen, die schon im 17. Jahrhundert zu Vorbildern in
den Künstlerateliers geworden sind, ln Sacchis Malereien kann man seit
1630 den Einfluß dieses Putto-Typus des Fiammingo mit seiner weichen,
vlämisch-derben Fülle des noch unentwickelten Kindeskörpers beobachten.
Besonders die fliegenden Putten (z. B. Transito di S. Anna und hl. Petrus
zu Forli) weisen auf die reizvollste Schöpfung des Bildhauers auf diesem
Gebiet hin, das Grabmal van den Eynde in der Anima. Sogar Sacchis
Frauentypus der 40er Jahre (wie die Madonna im Transito und die Hagar)
steht im sanften Ausdruck und den einfach zusammengefaßten Umrißlinien
des Kopfes noch der hl. Susanna nahe. Von den engen persönlichen Be-
ziehungen zwischen dem Maler und dem Bildhauer, die sich auch in mensch-
lichen Eigenschaften nahestehen, beide langsame Arbeiter, gleich zaghaft
und schwer zufrieden in ihrer Kunst, berichten auch die Quellen. Aus
Belloris Lebensbeschreibung Marattis geht hervor, daß Francesco, „amore-
volissimo di Andrea", noch bis 1640 zu den ständigen Besuchern von
Sacchis Haus in Strada Rosella gehört haF), und ihr freundschaftliches
Verhältnis wird durch den Brief bestätigt, den Kardinal Mazzarini in der
Angelegenheit der Berufung des Bildhauers am 12. Mai 1640 an seinen
Agenten Vincenzo Martinozzi nach Rom geschrieben haP). „Signor Andrea
Sacchi ist eng mit ihm befreundet, so daß Ihr Euch seiner bedienen könnt
(um Francesco zur Annahme des französischen Anerbietens zu bewegen)^).
Ich habe mir sogar gedacht, daß der Herr Kardinal Antonio dem genannten
Andrea gestatten könnte, für ein Jahr selbst eine Reise an unseren Hof zu
unternehmen, um hier ein schönes Werk zu schaffen . . . Und falls er dazu
geneigt und Seine Eminenz einverstanden ist, könntet Ihr mit Herrn de
Chantelou reden und mit dem Maler abschließen, ln diesem Falle zweifle
ich nicht, daß Signor Francesco Fiammingo noch lieber hierherkommt."
h Ritratti di aicuni celebri pittori de! secolo XV!!, Roma 1731, 153.
") E. Magne, Le voyage de Nicolas Poussin en France, La Revue de l'art ancien et
moderne Tome XXX!V (1913), 223-
*) ,,Havendo il Cardinate Richelieu non per altro scritto qui, che se !i mandino ai-
cuni pittori e scultori de piü eccellenti, fra quali il Fiammingo, che ha fatto una bella
statua di S. Andrea Apostolo in S. Pietro, con offerta di 1000 scudi d'oro peril viaggio,
benche a questo essendo Vassallo del Signor Cardinaie Infante sia stato prohibito dalli
Spagnoli di conferirvisi" (Florenz, Archivio di Stato, Lettere di Roma dell'Ambasciatore
Niccoüni, 1640, März 10). — Paris, Bibliotheque Nationale, Msc. franc. 12347: LesLettres
de Nicolas Poussin, fol. 25: Instruktion de Noyers' für de Chantelou vom * *8. Mai 1640
und fol. 29, Brief de Noyers' an Chantelou vom 15. Sept. 1640.
 
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