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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 11.1925

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Heft 1 u. 2
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Hárnik, Jenö: Die triebhaft-affektiven Momente im Zeitgefühl: Vortrag, gehalten am 14. November 1922 in der Berliner Psychoanalytischen Vereinigung
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https://doi.org/10.11588/diglit.36528#0064
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Dr. J. Hämik

ihm unterschiedenen frühen anal-sadistischen Organisationsstufe der Libido)
die Ausstoßung des Kotes mit dem Verlust, dem Verschwinden, beziehungs-
weise mit der Vernichtung, dem Tod des Objekts gleichbedeutend ist, und
die Stuhlentleerung als das Prototyp jeder späteren Vorstellung vom Verlust,
beziehungsweise vom Verschwinden eines Objektes erscheint, so gelangen
wir wieder zu einer sehr beachtenswerten Übereinstimmung. Die hier
diskutierten Gesichtspunkte lassen sich in einer graphischen Darstellung
veranschaulichen:
verloren-verschwunden-
[ t
Kot (Objekt)--
hinten „weg -„weit weg , „fort'
*
Das bisherige Resultat meiner Untersuchung ist auch im besten Ein-
klang mit der Auffassung, die S. Radö^ über die Genese der menschlichen
Abstraktion entwickelt hat. Radd stellt nach eingehender Untersuchung
der Kausalitätsidee, in der sich nach seiner Einsicht in letzter Instanz der
„übermächtige Wille des Urvaters" verewigt hat, die verallgemeinernde
Behauptung auf:
„Die wissenschaftliche Begriffs- und Theorienbildung hebt sich ganz all-
gemein mit individual- und massenpsychologischen Selbstwahrnehmungen
an, die animistisch in die Außenwelt verlegt sind." Ich erblicke in den
Ergebnissen meiner Abhandlung eine weitere Bestätigung dieser Auffassung,
die mir um so bedeutender erscheint, da meine Untersuchung des Zeit-
problems auf ganz anderen Wegen wandelt, als die der Psychologie der
Forschung gewidmete Studie von Rad6.
In diesem Zusammenhänge möchte ich ferner meine Ergebnisse den
Äußerungen Freuds zum Zeitproblem ^ gegenüberstellen. Freud vermutete
zuerst, daß die mit der Ausbildung des Ich-Ideals verknüpfte Entwicklung
und Erstarkung der beobachtenden Instanz, das für unbewußte kor-
1) „Die Wege der Naturforschung im Lichte der Psychoanalyse", Imago VIII, S. 412.
2) Hollos hat dieselben unlängst übersichtlich zusammengefaßt. Im Sinne der
von ihm vorgenommenen Klärung der Begriffe verstehe ich unter Zeitgefühl „jene
unbewußte Grundlage, vermittels welcher ein zeitliches Erfassen oder das Erfassen
der Veränderungen in Zeitlichkeit überhaupt ermöglicht wird." „Über das Zeitgefühl",
Internationale Zeitschrift für Psychoanalye VIII, S, 42g.


-Nichtdasein
-^ V ergangenheit

-vergangen
 
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