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Diese Entdeckung brachte den Tyrannen auf
ein Projekt, das seiner vollkommen würdig war.
Ein solcher Einfall konnte nur einem Morian in
den Kopf kommen, der, wenn ich mich so ausdrü-
cken darf, das Oerail der Grausamkeit so gur ver-
stund. Er bewafnete sich mit einer Flinte, und
lauerte dem Vogel auf seinem Wege auf. Zwar
hatte er Azclinen in dem Augenblicke, indem sie den
Brief erhalten hatte, überfallen können; aber er
Ware mit sich selbst nicht zufrieden gewesen, wenn
er beym Auffangen der Bothschast, den unschuldig
gen Bothcn nicht getödtet hatte. Er lauerte ihm
also auf dem Wege auf: er ertappt ihn, der Barbar
zielt nach ihm, er drückt loß, und das Bley ver-
wundet den Vogel tödlich. Unlerdeß da er nicht
auf der Stelle starb, fiel er noch lebend vor Mori-
ans Füße hin. Der zärtliche Vogel hatte das
Briefgcn noch immer in seinem Schnabel; des To-
des ohneracht der sich seiner allmählich bcmeisterte,
schien er es fester zu halten; Morian konnte es ihm
nicht entreissen, und erst sterbend ließ der Vogel
seinen Brief fahren.
Morian war eben so erfreut, daß er den Vo-
gel getödter hatte, als frech den Brief, den er
brachte, aufzufangen. Unter allen Blllets, die
Elenor geschrieben hatte, bedurfte dies die grosse
Geheimhaltung. Emer so schmerzlichen Abwesen-
heit überdrüßig, drang er in Azelinen, ihr ein En-
de zu machen, und schrieb in diesen Worten an sie:
Mein Leiden dauert allzulange, meine lhcucrsse
Azeline;
 
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