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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Direktor Hermann Götz
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0173
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XII. Jahrg. 1901.

Darmstadt.

September-Heft.

Pirektor Hermann Götz t

7 m 29. Juli ist Professor Hermann Götz,
^ Direktor der Kunstgewerbe - Schule zu
Karlsruhe, verschieden. Wenn auch die
näherstehenden Freunde und Bekannte
des Dahingeschiedenen schon seit längerer
Zeit wussten, dass er schwer leidend war,
so glaubte doch Niemand, dass das Ende
so nahe sei. Noch im verflossenen Frühjahre weilte der Heraus-
geber dieser Zeitschrift mit Götz zusammen in Meran, wo
dieser Genesung zu finden hoffte und auch in der Zuversicht
auf baldige Wiederherstellung weitblickende Zukunfts- und
Reform-Pläne entrollte. So kam die Trauer-Kunde aus
Karlsruhe dennoch überraschend und Hess um so schmerz-
licher den herben Verlust empfinden, den das deutsche Kunst-
gewerbe und in erster Linie das Grossherzogtum Baden
durch den Tod dieses gefeierten Künstlers und ausserordent-
lichen Organisators erlitten hat. Insbesondere werden aber
auch alle unsere Freunde und Leser mit uns trauern an dem
Grabe eines Mannes, der als Mit - Herausgeber der »Innen-
Dekoration« sich in den Jahren 1891 —1899 auf künstlerischem
Gebiete so hohe Verdienste erworben hat.

Für die künstlerischen und kunstgewerblichen Verhält-
nisse Badens bedeutet der Tod Hermann Götz' einen schweren
Schlag, war es doch sein organisatorisches Talent, seine nie
rastende Fürsorge, welche die heutige blühende Lage des
badischen Kunstgewerbes im Wesentlichen zu Stande gebracht
hat! Ganz abgesehen von seinen hervorragenden persönlichen
Eigenschaften, hatte Götz so enge und durch jahrelanges,
treues und erfolgreiches Wirken gefestigte Beziehungen zum
Grossherzoge und zu allen leitenden Kreisen des Landes, dass
ihm die Durchführung grosser Pläne möglich war, die Andere
schon aus äusseren Gründen kaum hätten in Angriff nehmen
können. So wird es denn schwer sein, ihm einen Nachfolger

zu geben, der in gleich vielseitiger Weise eingreifen könnte.
Die Leitung der Kunstgewerbe - Schule selbst ist zunächst
Herrn Professor Franz Sales Meyer, der bereits über 20 Jahre
an der Schule wirkt, übertragen worden; wer aber der
definitive Direktor sein wird, lässt sich heute noch nicht ver-
muten. Auch wäre mit der Besetzung der Stelle eines
Direktors der Kunstgewerbe-Schule und des -Museums noch
nicht die vielseitige Thätigkeit, die Hermann Götz entfaltet
hatte, wieder aufgenommen und es werden wohl Jahre ver-
gehen, bis man in dieser Hinsicht in Baden eine Regelung
gefunden hat. Dabei wollen wir als besonders wichtig hervor-
heben, dass Götz, wenn auch als Künstler selbst aufgewachsen
in der historischen Stil-Richtung, doch den modernen Be-
strebungen durchaus nicht verständnislos gegenüberstand. Im
Gegenteil, es beschäftigten ihn in seinen letzten Tagen Reform-
Ideen, die eine allmähliche Reorganisation des badischen
Kunstgewerbes auf neuzeitlicher Grundlage anbahnen sollen,
wie dies zum Teil sein letztes Werk: »Die deutsche Glas-
malerei-Ausstellung«, bewies, bei deren Eröffnung im Monat
Mai ds. Js. der Verstorbene eine so ausserordentlich fein
durchdachte Rede hielt und nach welcher der Grossherzog
von Baden ihn mit einer ganz besonders huldvollen Anrede
auszeichnete. Möchte sein Nachfolger sich die Götz'schen
Reform-Pläne zu eigen machen und kraftvoll erweitern und
ausbauen, dann wird auch seine Thätigkeit dem heimischen
Kunstgewerbe zum Segen werden!

Professor Hermann Götz wurde am 28. September 1848
zu Donaueschingen in der badischen Baar geboren. Seine
Jugendzeit verbrachte er in dem malerischen Kinzigthal-
städtchen Gengenbach, woselbst sein Vater als Grossherzog].
Bezirks-Tierarzt eine ausgedehnte Praxis ausübte. Seine grosse
Neigung und ausgesprochene Veranlagung zum Zeichnen
weckten schon früh in dem Knaben den Wunsch zu einer

1901. ix. 1.
 
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