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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Direktor Hermann Götz
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0174

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Seite 148.

Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.

September-Heft.

Architekt Karl Späth, Berlin-Schöneberg.

Wettbewerb: Wohnhaus eines Kunst-Freundes. Aus der engeren Wahl: Motto »Heimat«. Halle.

künstlerischen Ausbildung, doch waren infolge langjähriger
und schwerer Erkrankung des Vaters die Mittel zu diesem
Studium versagt. So wählte Götz zunächst den Beruf des
Lithographen und vertauschte diesen, als die sitzende Thätig-
keit seiner Gesundheit nicht zuträglich erschien, mit dem eines
Dekorations-Malers. Schon im 17. Jahre sehen wir ihn selbst-
ständig und künstlerisch leitend in dem ersten grösseren
Karlsruher Dekorations-Geschäfte, dann an der technischen
Hochschule daselbst als Schüler von Professor Adolf Schrödter.
Am Feldzuge 1870/71 nahm er als Einjährig-Freiwilliger im
1. Badischen Leib-Grenadier-Regimente teil und wurde für
tapfere Haltung in dem siegreichen Gefechte bei Nuits (18. De-
zember 1870) ausgezeichnet. In jenen bewegten Tagen ent-
standen auch eine Reihe ernst-heiterer Kriegslieder, die als
Ausdruck warm - begeisterter Vaterlandsliebe damals im
14. Armeekorps vielfache Verbreitung fanden und welche
noch heute in den badischen Garnisonen und von den alten
Kriegs-Veteranen gerne gesungen werden. Ein Vorschlag
auf Beförderung lehnte der junge Unteroffizier bescheiden
ab, weil ihm diese für seine spätere künstlerische Ausbildung
hemmend erschien. 1872 trat Götz in die Grossh. Kunst-
schule als Schüler des eben dahin berufenen Professors
Ferdinand Keller ein, der für den strebsamen Kunstjünger
ein lebhaftes Interesse bekundete. Hier entstanden zahlreiche
Illustrationen zu den Hallberger'schen Pracht-Ausgaben der
Werke von Schiller und Göthe, für welche er erstmals die
reichen figürlichen ornamentalen Titel, Vignetten und Rand-
leisten schuf, die später für das ganze illustrative Gebiet ton-
angebend und bestimmend wurden. Auch der gemeinsame

mit dem Dichter J. V. von Scheffel herausgegebene Jubiläums-
Festgruss zum 50. Geburtstage von Grossherzog Friedrich
von Baden war eine Arbeit in diesem Sinne. Im Auftrage
des Fürsten Karl Egon von Fürstenberg, der auf die Erfolge
des heimatlichen Künstlers aufmerksam wurde, fertigte der-
selbe Ende der 70 er Jahre einen Cyklus von grösseren Wand-
bildern für die fürstliche Reitbahn in Donaueschingen, die
ihm dann zugleich die Mittel zu einem längeren Studien-
Aufenthalt in Italien sicherten. 1878 erfolgte in Rom seine
Berufung als Professor an die Karlsruher Kunstgewerbe-
Schule, die damals unter Direktor Gustav Kachel eine Er-
weiterung erhielt. Mit diesem und Professor K. Hammer
leitete er gemeinsam die Kunst- und Kunstgewerbe-Ausstel-
lung in Karlsruhe 1881 aus Anlass der Silber-Hochzeit des
badischen Fürsten-Paares, die als erster grösserer Erfolg des
badischen Kunstgewerbes bezeichnet werden kann. 1882
erfolgte an Stelle des so früh verstorbenen Kachel, dem er
während seiner langen Krankheit nach jeder Richtung unter-
stützend zur Seite stand, seine Berufung zum Direktor der
Kunstgewerbe-Schule und zugleich zum ausserordentlichen
Mitgliede des Grossh. Oberschulrates. Seine erste Aufgabe,
die er mit voller Hingabe zu lösen versuchte, war die Neu-
organisation der ihm anvertrauten Anstalt durch die Errich-
tung von Fach-Abteilungen und Berufung weiterer Lehrkräfte.
Auch durch öffentliche Vorträge, die er im Auftrage des
Ministeriums in verschiedenen Städten des Landes hielt, lenkte
er die Aufmerksamkeit der weitesten Kreise auf die Bestre-
bungen und Ziele des kunstgewerblichen Unterrichts. Um
die Schule noch in engere Fühlung mit der Praxis zu bringen,
 
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