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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 12.1901

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Direktor Hermann Götz
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https://doi.org/10.11588/diglit.6714#0175

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September-Heft. Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration. Seite 149.

Architekt Karl Späth, Berlin-Schöneberg. Wettbewerb: Wohnhaus eines Kunst-Freundes. Aus der engeren Wahl; Motto »Heimat«. Halle.

gründete Götz 1885 den badischen Kunstgewerbe-Verein,
dessen erstes grösseres Unternehmen die »Deutsche Kunst-
schmiede-Ausstellung« war, die von ihm angeregt und mit
besonderem Erfolge durchgeführt wurde. Eine Publikation
der besten Arbeiten dieser Ausstellung, welche die grösste
Verbreitung fand, sicherte ihr eine nachhaltige und nutz-
bringende Wirkung. Schon damals vertrat Götz entschieden
die Ansicht, dass durch kleinere Spezial- und Fach-Ausstel-
lungen weit mehr zu erreichen sei, als durch grosse, kaum
zu beherrschende Massen-Ausstellungen und suchte dieselbe
auch praktisch zu bethätigen. Die von ihm geleitete »Deutsche
Fächer-Ausstellung«, sowie die »Deutsche Glasmaler ei-Aus-
stellung«, die beide seiner Initiative zu verdanken sind, liefern
hierfür den glänzenden Beweis. — 1884 wurde der mit so
vielem Eifer betriebene Neubau der Kunstgewerbe - Schule
in das Budget eingestellt und einstimmig durch Beschluss
der Badischen Landstände genehmigt. — 1888 wurde Direktor
Götz die Leitung der badischen Landes - Abteilung bei der
deutsch-nationalen Kunstgewerbe - Ausstellung in München
übertragen. Seinem unermüdlichen Schaffen ist auch die Begrün-
dung des Kunstgewerbe-Museums zu verdanken, welches 1890,
ein Jahr nach dem Einzug in die neue Schule, eröffnet wurde.

Die kolumbische Welt-Ausstellung führte Götz 1893 nach
Chicago, um daselbst, nach eingehenden Vorbereitungen, die
Badische Gruppe zu organisieren und bei der Gestaltung der
Deutschen Abteilung mitzuwirken. Die Karlsruher Kunst-
gewerbe-Schule war die einzige, welche damals zur Ver-
tretung des deutschen kunstgewerblichen Unterrichts berufen
wurde. Auch bei Anlass der Pariser Welt-Ausstellung leitete

j Direktor Götz die Beteiligung des badischen Kunstgewerbes
und nahm selbst als Aussteller hervorragenden Anteil. Baden
erzielte hierbei unter allen deutschen Staaten den höchsten
Prozentsatz an Prämiierungen. Ihm selbst wurde im Gebiete
der Silberschmiedekunst der einzige Grosse Preis zuteil, der
Deutschland in diesem Gebiete zuerkannt wurde. Auch bei
den öffentlichen Festen des badischen Landes war der Künstler

I hervorragend thätig. So erbaute er 1881 und 1885 die beiden
grossen Ehrenpforten der badischen Residenz und leitete 1896
den grossen Jubiläums - Festzug der Stadt Karlsruhe zum
70. Geburtstage des Grossherzogs, eine Volks-Kundgebung
grossen Stiles, die vollständig von ihm geplant wurde, die
durch ihre Farbenpracht, Phantasie und künstlerische Gestal-
tung alles bisher Gebotene überragte und bei allen Teilnehmern
vollste Bewunderung erregte. Darauf erfolgte 1897 zum
Zwecke der Erholung von diesen Strapazen eine mehrmonat-
liche Orientreise nach Ober - Egypten, Syrien und Palästina.
Das Ergebnis derselben war eine grosse Ausbeute der wert-
vollsten Kunstschätze für die staatlichen Sammlungen, sowie
ein reich illustriertes Reisewerk mit 250 Illustrationen. Ausser-
ordentlich gross ist die Zahl bedeutender Arbeiten in den
vielseitigen Gebieten des Kunstgewerbes, zumal in reichen
und kostbaren Silberschmiede-Arbeiten. Auch bei den meisten
Festgaben, die das kunstsinnige badische Fürstenpaar zu
besonderen Anlässen stiftete, war Direktor Götz der künst-
lerische Berater und erfreute sich stets des vollen Vertrauens
der hohen fürstlichen Gönner.

Zahlreiche seiner früheren Schüler nehmen bereits an
anderen Kunst-Instituten angesehene Stellungen ein, wie auch
 
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